Großer Preis von Monaco Großer Preis von Monaco: Schatten auf Schumacher-Jubiläum

Monte Carlo/dpa. - Mit der Ankündigung der Team-Verantwortlichen, dass ein geschenkter Sieg wie in Österreich keineAusnahme bleiben muss, kann weiterer Unmut programmiert sein. Derviermalige Champion arbeitete fleißig, um beim Großen Preis vonMonaco keine Hilfe zu benötigen. Im italienischen Fernsehen erklärteer seine Haltung auf die Frage nach den vielen Testfahrten sogar inder Sprache der Tifosi. «In der Formel 1 gibt es keine Sicherheit,auch wenn man noch so gut arbeitet. Es gibt kein Ausruhen», sagte derüberlegene Spitzenreiter auf italienisch.
Neun Tage nach der Ferrari-Aktion in Österreich hielt RalfSchumacher noch einmal ein energisches Plädoyer für seinen Bruder.«Vielleicht war meine Wortwahl nach Spielberg - '...alle sollen dieKlappe halten' - ein wenig überzogen. In der Sache bleibe ich aberdabei, dass die Reaktionen meinem Bruder gegenüber unfair waren, weiles nicht seine Entscheidung, sondern die des Teams war», erklärte derWilliams-BMW-Pilot am Dienstag auf seiner Homepage: «Sorry, aber hiergehts um die WM - wir fahren nicht für Wettbüros.» Für Monte Carlorechnet «Schumi II» wieder mit einem Sieg des Bruders: «Wenn nichtsGroßartiges passiert, wird Michael das Rennen von Monaco gewinnen,und dann redet niemand mehr vom A1-Ring.» Er könne sich vorstellen,dass die FIA im Juni Michael oder dem Team Punkte aberkennen könnte.Aber aus seiner Sicht wäre das «nicht korrekt».
Abgesehen von der Diskussion um die Ferrari-Politik hätte MichaelSchumacher eigentlich allen Grund, sich auf das Rennen des Jahres zufreuen. Er liebt den Kurs, kann dort zum sechsten Mal gewinnen undsomit Ayrton Sennas Rekord einstellen. «Nach Monaco zu gehen, machtmir immer Spaß.» Das Auto passt auch. «Ich gehe davon aus, dass unserF2002 auch in Monte Carlo sehr gut sein wird», meinte erzuversichtlich: «Ich bin eigentlich sehr optimistisch.»
Trotzdem gestand der Ferrari-Star beim jedes Jahr umstrittenenGetöse in den Häuserschluchten der Schicki-Micki-MetropoleSicherheitsbedenken für das Rennen am Sonntag (14.00 Uhr/live in RTLund Premiere) ein. «Ganz klar, die Sicherheit ist nicht allzu hoch inMonte Carlo, da gibt es gar nichts herum zu reden», so Schumacher aufseiner Homepage. «Jedes Jahr fragen wir uns eigentlich aufs Neue,warum wir dort weiterhin Rennen fahren. Und jedes Jahr kommen wirdann zu der Entscheidung, es weiterhin zu tun - das ist schonirgendwo eine kuriose Sache.»
Diesmal kommt der Spitzenreiter mit 54 Punkten in der WM-Wertungund dem Riesen-Vorsprung von 27 Zählern auf Juan Pablo Montoya (27),der vor Ralf Schumacher (23) Zweiter ist, und mit der Hypothek desPfeifkonzerts von Spielberg ins Spielerparadies. Ferrari würde nochmehr Sympathien verlieren, wenn das Team trotz öffentlicher Kritikund des enormen Vorsprungs erneut Stallorder gegen Rubens Barrichellozu Gunsten der Nummer 1 wagen würde. Doch die Äußerungen derTeamleitung deuten genau darauf hin. «Wenn es im Rennen um wertvolleWM-Punkte für das Team geht, werden wir uns weiterhin strategischeEntscheidungen vorbehalten», so Technikchef Ross Brawn erklärt.
Dabei ist derzeit der Makel einer drohenden Strafe für Spielbergimmer präsent. Schumacher und Co. sind zur Anhörung am 26. Juni vorden Weltrat des Weltverbandes FIA bestellt. Auch die Konkurrenzwartet gespannt. «Wir sind nicht dazu da, über Konkurrenten zurichten. Dafür gibt es die FIA, quasi die Polizei in unserem Sport»,sagte BMW-Sportdirektor Gerhard Berger. Während sich die Beobachtervor dem prestigeträchtigen Rennen fragen, ob die dominanten Roten esernsthaft erneut zum Affront kommen lassen, würde sich Schumacherwohl am liebsten auf sportliche Themen konzentrieren. Die Chancenstehen gut, dass der fünfmalige Saisonsieger im siebten Rennen desJahres den sechsten Sieg einfährt. Denn Monaco ist seine Domäne:«Ich persönlich mag diese Strecke sehr.»