Große Tasten und wenig Ausstattung: Handys für Senioren
Berlin/dpa. - Sie tauchen immer mal wieder im Handel auf - speziell für Senioren entwickelte Handys. Nun will der österreichische Hersteller Emporia zwei neue Modelle auf den deutschen Markt bringen.
Die mit großen Tasten und einem großen Display ausgestatteten Geräte sollen von März an erhältlich sein. Das knapp 200 Euro teure Modell «Life plus» ist sogar mit einem Notfallknopf ausgestattet, über den bei Auslösung automatisch mehrere gespeicherte Telefonnummern angerufen werden.
Die wichtigsten Funktionen der Geräte sind schnell aufgezählt: Telefonieren, SMS, Wecker, Taschenlampe. Um die Handys einfach zu gestalten, wurden Features wie Kameras oder MP3-Player weggelassen. Welche Funktionen Senioren wirklich brauchen, habe sie mit ihrer 78-Jährigen Schwiegermutter getestet, sagt Emporia-Geschäftsführerin Eveline Pupeter-Fellner.
Für die einfache Bedienung musste der Hersteller Kompromisse eingehen: Mit einer Länge von rund zwölf Zentimetern sind die Geräte nicht gerade klein und mit 110 beziehungsweise 138 Gramm auch nicht die leichtesten auf dem Handymarkt. «Kleiner ging es wegen der großen Tasten nicht», sagt Pupeter-Fellner.
Ganz schön teuer findet die Geräte Sebastian Glende, Leiter der Senior Research Group an der TU Berlin. «Es gibt auch einfache Mobiltelefone mit Grundfunktionen, die nicht mal die Hälfte kosten». Glende, der zusammen mit 20 Senioren Unternehmen bei der Entwicklung von für Senioren geeignete Produkte berät, sieht großen Nachholbedarf bei der Menüführung von Senioren-Handys. «Oft haben sie zwar nur drei Funktionen, dann gibt es aber fünf bis sechs Unteroptionen». Für Senioren sei das oft zu kompliziert. Hier will Emporia punkten und verspricht eine einfache Bedienung.
Wichtig ist bei Senioren-Handys nicht zuletzt ein attraktives Design, so der Branchenverband BITKOM. «Hier haben Senioren keine geringeren Ansprüche als junge Menschen», sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Er erwartet, dass sich das Segment der Senioren-Handys weiterentwickelt. Spezielle Senioren-Geräte, die zur Zeit auf dem Markt sind, seien meist recht groß und schwer. «Doch Senioren wollen kein Handy haben, das aussieht, als wäre der Nutzer behindert», sagt Wissenschaftler Glende.
Emporia möchte in diesem Jahr 360 000 Geräte verkaufen. Das Unternehmen setzt darauf, dass bisher wenige Senioren ein Handy besitzen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben 63,8 Prozent der Deutschen ab 55 Jahre ein Handy. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung besitzen aber 81,1 Prozent der Bundesbürger ein Handy. BITKOM-Geschäftsführer Rohleder sieht gerade hier für die Unternehmen Wachstumschancen: «Senioren sind eine interessante Zielgruppe - allein deswegen, weil der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wächst».