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Glücklich mit GIMP? Glücklich mit GIMP?: Bildbearbeitung unter Linux

Von Arnd Petry 21.06.2005, 12:37
GIMP sollte den Normalanwender zufriedenstellen. (Foto: dpa)
GIMP sollte den Normalanwender zufriedenstellen. (Foto: dpa) Suse Linux

München/dpa. - Umsonst-Programme wie der Internetbrowser Firefox oder das Office-Paket Open Office.org laufen auch auf Windows-Rechnern. Doch wie sieht es mit Programmen zur Bildbearbeitung unter Linux aus?

Die bei Windows gewohnte Vielfalt an Bildbearbeitungs-Software wird unter Linux zur Einfalt: Das Standardprogramm für die Bearbeitung von Fotos heißt dort GNU Image Manipulation Program (GIMP). Es bietet nach Ansicht von Oliver Frommel, Redakteur bei der in München erscheinenden Zeitschrift «EasyLinux», einen Funktionsumfang, der zumindest Normalanwender zufriedenstellen sollte. Schneiden, Skalieren, Rotieren, Beschriften, Helligkeit und Kontraste verändern - das alles und noch viel mehr kann GIMP. «Im Vergleich zu Photoshop fehlen lediglich die Profifunktionen», sagt Frommel. Zudem laufe bei GIMP alles etwas langsamer.

Das Computermagazin «c't» bescheinigt GIMP bei einem Vergleich mit den Profiprogrammen Paint Shop Pro, PhotoLine, Photo-Paint und Photoshop CS 2, «auf dem besten Weg hin zu einer soliden Bildbearbeitung» zu sein. Bei der Bildmontage hat GIMP allerdings noch aufzuholen, wenn es mit den kommerziellen Konkurrenten mithalten will, urteilt «c't».

Das kostenlose GIMP in die Gewichtsklasse des 1200 Euro teuren Adobe Photoshop CS 2 einzuordnen, ist aber nach Ansicht von Experten nicht angebracht. Laut Tobias Hauser, Autor des Buches «GIMP Praxisführer», sollte das Leistungsspektrum von GIMP eher mit Anwendungen verglichen werden, die Hobbyfotografen ansprechen sollen - beispielsweise Adobe Photoshop Elements 3.0, das für 100 Euro angeboten wird.

Verglichen mit Hobbyprogrammen kann GIMP nach Ansicht von Tobias Hauser einen Funktionsvorsprung, zum Beispiel bei der Zahl der verfügbaren Filter und den Erweiterungsmöglichkeiten, verbuchen. Allerdings sei die die Benutzerfreundlichkeit verbesserungswürdig. Daran ist zu erkennen man, dass ein Open-Source-Projekt bei der Entwicklung einer Software eben nicht die gleichen Möglichkeiten hat, wie ein Unternehmen, erklärt Hauser.

«Für Einsteiger ungewöhnlich ist sicherlich die Palettenansicht», sagt Hauser. Denn GIMP präsentiert sich nicht wie eine Windows-Anwendung in einem übergeordneten Programmfenster. Stattdessen verteilen sich die Werkzeugpalette, das geöffnete Bild und die Werkzeugeinstellungen wie Puzzlestücke auf dem Desktop. Ein weiterer Schwachpunkt von GIMP ist nach Ansicht des Experten die fehlende Unterstützung des CYMK-Farbraumes.

Die Anbindung von Digitalkameras ist nach Angaben von Oliver Frommel unter Linux in der Regel kein Problem. Sie werden entweder wie ein externer USB-Speicher behandelt oder mit Hilfe der Kamerasoftware gphoto erkannt und in das System eingebunden. Selbst mit den RAW-Fotoformaten vieler Kamerahersteller kann Linux etwas anfangen. Für die Stapelverarbeitung von Dateien oder das Erstellen von Online-Galerien stehen zudem eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen zur Verfügung. Generell sollten alle Linux-Umsteiger Anfangsproblemen mit Experimentierfreude begegnen: «Linux ist einfach ein bisschen anders - nicht schwieriger, aber anders», so Hauser.

Wer die neueste Version von GIMP ausprobieren möchte, muss aber noch nicht einmal auf Linux umsatteln: Denn wie bei Open Office.org und Firefox gibt es längst auch eine Windows-Version. Für Nutzer, die die ungewöhnliche Palettenansicht abgeschreckt hat, ist zudem die neue Programmoberfläche GIMPshop verfügbar, die den Umstieg erheblich erleichtert. Damit «fühlt» sich das freie GIMP dann fast so gut an wie das teure Vorbild Photoshop.

Literatur: Tobias Hauser: GIMP-Praxisführer: Bildbearbeitung und Gestaltung unter Linux, millin Verlag, ISBN: 3-934678-80-7, 45,50 Euro; Jürgen Osterberg: GIMP 2, dpunkt. Verlag, ISBN: 3-8986-4295-X, 39,90 Euro.