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Gespräch mit Gilbert Simon-Hernandez Gespräch mit Gilbert Simon-Hernandez: «Erfolg kommt nur von harter Arbeit»

09.07.2006, 17:10

Wolfen/MZ. - Wie beurteilen Sie das abgelaufene Spieljahr?

Hernandez: Die ersten zwölf Monate als Cheftrainer zweier Mannschaften muss man ein bisschen differenziert sehen und unterteilen. Es stand ganz zu Anfang ein Findungsprozess, ich musste den Jungs und vor allen Dingen ihren Eltern meine Vorstellungen vom Fußball rüberbringen.

Bei den Teams ging das relativ schnell, die engagierten Angehörigen standen mir lange skeptisch gegenüber. Ich bin deshalb denjenigen dankbar, die mir halfen und manch klärendes Gespräch führten. Mir den Rücken frei hielten, wie man so schön sagt. So konnte ich dann auch ruhig arbeiten. Als sich dann während der Hallensaison und in der Rückrunde Erfolge einstellten, konnte ich mit meiner Philosophie überzeugen.

Wie heißt das Erfolgsrezept und was gehört alles dazu?

Hernandez: Das ist nicht nur mein Erfolg, denn ohne meine beiden "Co", R. Heinemann (E- Junioren) und R. Schelliga (C- Junioren), hätte das alles nicht umgesetzt werden können. Sie haben meine Vorstellungen voll mitgetragen. Grundvoraussetzung ist für uns die Motivation, das heißt, allen muss klar sein: Erfolg kommt von harter Arbeit. Diesen Leitfaden haben die jungen Kicker verinnerlicht. Wir kombinieren Spaß auf und neben dem Übungsplatz mit ernsthafter Trainingsarbeit, vermitteln den Spielern, wie wichtig es schon in jungen Jahren ist, seine Lebens- und Handlungsweise dem leistungsorientierten Sport anzupassen.

Haben Sie genügend Spieler, die das auch wollen?

Hernandez: Die hat man nie. Doch wir halten auch immer die Augen offen nach dem einen oder anderen Talent aus der Region. In erster Linie gar nicht einmal, um die Mannschaft unbesiegbar zu machen. Klar, Erfolgserlebnisse fürs Team zählen schon, doch es ist genau so schön, einen Kicker auf dem Weg in die große Fußballwelt, ich meine damit den Profibereich, ein wenig begleitet zu haben. Da kann selbst Grün-Weiß nur Durchgangsstation sein, doch im Endeffekt profitieren davon ja alle, da sollte man kleinliches Vereinsdenken ablegen können.

Welchen Erfolg haben Sie jetzt?

Hernandez: Ehrlich gesagt, es ist sensationell, auch wenn das Wort ein Superlativ ist, mit dem ich nicht so schnell umgehe. Ich freue mich ganz ehrlich darüber, dass die E-Jugend überraschend Kreismeister wurde, im Landesfinale stand und damit zweitbeste Mannschaft Sachsen-Anhalts wurde. Die C-Jugend ist in die Verbandsliga aufgestiegen, wurde Hallenkreismeister, stand in der Endrunde der Landesmeisterschaft in der Halle und wurde Zweiter beim Sparkassen-Junior-Cup. Für mich sind diese Leistungen ein Zeichen, eine Bestätigung meiner, unserer Arbeit. Wie sich die Älteren beim Wolfener Schülerturnier präsentiert haben, war einfach nur großartig. Wir haben nicht das Finale verloren, sondern einen zweiten Platz erkämpft und erspielt, die beste Platzierung des Gastgebers seit Jahrzehnten, einfach grandios. Danach sind dann viele auf mich aufmerksam geworden.

Heißt das etwa Abschied?

Hernandez: Nein. Wolfen ist doch ideal für meine Entwicklung und ich habe hier den Jungs mein Wort gegeben. Wir können noch viel erreichen, ich kann mich hier auch sehr gut weiterbilden, die nächste Stufe vom Trainerschein machen. Von Rastislav Hodul, dem jetzigen Babelsberg-Coach und ehemaligen Wolfener A-Juniorentrainer, habe ich viel gelernt. Die guten Kontakte nach Wolfsburg ermöglichen mir, mein Wissen ständig zu erweitern. Wenn es die Zeit erlaubt, möchte ich gern mal intensiver bei Bundesliga-Clubs und ausländischen Vereinen in die Nachwuchsabteilungen hineinschauen.

Ich habe momentan einen, wie ich meine, Riesenvorteil mit meinen zwei Teams. Der liegt im Alter und der Spielfeldgröße. Die Jüngeren spielen auf Kleinfeld und als Trainer bist du auch Ersatzmutti und Erzieher, die Älteren kicken schon Großfeld, stehen am Beginn der Pubertät, da bin ich mehr als großer Bruder oder Kumpeltyp gefragt. Ich spüre keine Doppelbelastung, eher zweifaches Vergnügen.

Wo bleibt das Privatleben?

Hernandez: Der Sport ist Teil meines Privatlebens, ich möchte noch lange selbst Fußball spielen.

Doch wenn es die Zeit erlaubt, verkrieche ich mich tatsächlich und kann abschalten, auftanken. Da reicht mir ein Strand in südlichen Breiten. Es ist das Feeling dort, die Mischung aus Natur, Musik, Party. Das reicht.

Wünsche sind erlaubt. Welche haben Sie?

Hernandez: Mein persönliches und berufliches Glück zu finden, mit vielen Freunden an der Seite. Mir ist ein persönliches Miteinander aller handelnden Personen wichtig, das sollte sich im Verein verbessern. Dann sollte man nie zufrieden sein, immer positiv denken und handeln. Ich möchte in Wolfen und bei meinen Jungs Spuren hinterlassen, eines Tages einen meiner Schützlinge im Kader eines Bundesligisten sehen.