1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Fußball-Schiedsrichterin Inka Müller: Fußball-Schiedsrichterin Inka Müller: Lockerer Spruch entwaffnet

Fußball-Schiedsrichterin Inka Müller Fußball-Schiedsrichterin Inka Müller: Lockerer Spruch entwaffnet

Von Klaus Blumtritt 08.02.2001, 18:17

Stendal/Halle/MZ. - Da Vater Klaus der einst nur "schwarzen Zunft" angehört, fiel in diesem Falle der Apfel wirklich nicht weit vom Stamm. "Zum Fußball bin ich allerdings erst gekommen, als es mit dem Handball aus Verletzungsgründen nicht mehr weiter ging", erzählt Inka Müller. "Da mir plötzlich der Sport fehlte, habe ich es vor knapp sechs Jahren in Papas Metier versucht."

Inka Müller hat sich in der Folge wie in der Branche üblich von Spielklasse zu Spielklasse "hoch gedient". Dass dies dabei etwas schneller ging als bei anderen, hing auch mit der Hilfestellung des Vaters zusammen. "Er ist zu meinen ersten Einsätzen immer mitgekommen und hat anschließend meine Leistung mit mir ausführlich ausgewertet. Das hat mich natürlich nach vorn gebracht", schildert die 24-Jährige ihren Werdegang, der sie bereits 1997 in die Landesliga und vor anderthalb Jahren schließlich in die Oberliga führte. Im Nordostdeutschen Verband stehen inzwischen elf Frauen im "Oberliga-Kader", doch neben Inka Müller darf bisher nur Elke Fehlow aus Werder eine Partie auch leiten. Spiele in der Frauen-Bundesliga pfeift aus Sachsen-Anhalt noch die Hallenserin Carolin Rudolph.

Die Zeiten, als die Kicker aus Verblüffung, dass eine Frau das Sagen auf dem Platz hat, mit dummen Sprüchen reagierten, hat die Rechtsreferendarin weitestgehend hinter sich. "Natürlich kommt auch heute bei einigen mal etwas nicht Druckreifes über die Lippen, aber in der Oberliga wissen die Spieler meist vorher, dass eine Schiedsrichterin angesetzt ist", vergleicht Inka Müller zu früher. Außerdem ist die Stendalerin alles andere als zart besaitet: "Sollte sich doch ein Spieler verbal daneben benehmen, dann habe ich immer einen lockeren Spruch parat, der entwaffnet." So habe sie es auch immer bei anzüglichen Angeboten der Herren Kicker wie zum gemeinsamen Duschen gehalten.

Natürlich falle in diesem oder jenem Spiel "ein Satz, der frauenfeindlich ist. Aber da muss man einfach auch einmal weghören können", hat sie sich den Rat ihres "Mentors" Markus Scheibel und von Bundesliga-Referee Bernd Heynemann zu Herzen genommen. "Deftiger sind wohl die Sprüche, die ich mir von Zuschauern gefallen lassen muss", betont Inka Müller. "Haste keine Küche?" gehört da ebenso dazu wie: "Kannste wenigstens besser kochen?"

Für die Stendalerin war das aber nie ein Grund, die Pfeife - es ist übrigens noch ihre allererste - an den Nagel zu hängen: "Ich habe vorher gewusst, dass ich in eine Männerdomäne eindringe. Deshalb wirft mich so etwas nicht um." Etwas schwerer kaue sie da schon an möglichen Fehlentscheidungen, "vor denen weder ein Mann noch eine Frau gefeit sind". Doch auch nach solchen Tiefs habe sie es nie bereut, diese Laufbahn eingeschlagen zu haben, "zumal ich mir als Studentin durch den Job einige Mark dazu verdienen konnte".

Zusätzlich Rückhalt bietet ihr dabei nicht nur der Vater, sondern auch ihr Freund. "Als Fußballfan hat er volles Verständnis für das zeitaufwendige Hobby, auch wenn ich bei Bundesliga-Einsätzen oft mehr als einen Tag unterwegs bin", berichtet Inka Müller. "Wir genießen dafür die Saisonpause ausgiebig, wobei ich mich am Ende aber richtig freue, dass es auf den Plätzen endlich wieder los geht."