Freies Training Freies Training: Schumacher lässt Konkurrenz den Vorttritt

Montreal/dpa. - «Schumi II» hatte im Vorjahr auf dem Circuit Gilles Villeneuvebeim historischen ersten Doppelerfolg eines Bruderpaars in derGeschichte der Formel 1 vor «Schumi I» triumphiert.
«Das war ein produktiver erster Tag. Wir waren gut unterwegs»,sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach der überraschendenBestzeit zufrieden. Außer Monaco-Sieger Coulthard (Großbritannien)überzeugte auch dessen finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen alsVierter. «Aber Favorit für die Pole-Position am Samstag sind wirtrotzdem nicht», meinte Haug. Hier haben die weiß-blauen und rotenKonkurrenten bessere Karten als die Silberpfeile.
Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) belegte im Arrows-Cosworthin 1:16,793 Minuten den zehnten Platz. Sauber-Pilot Nick Heidfeld(Mönchengladbach) kam mit 1,843 Sekunden Rückstand auf Rang 14.
«Es ist schön, nach Montreal zurückzukommen», erinnerte RalfSchumacher mit breitem Grinsen an seinen Vorjahressieg. Dank des etwa30 PS stärkeren BMW-Motors und der besser haftenden Michelin-Reifendürften die Weiß-Blauen auf der Powerstrecke trotz derTrainingsniederlage erneut Vorteile gegenüber den roten Rennernhaben. «Dem entsprechend groß ist die Hoffnung, wieder zu gewinnen.»Zu denken gibt Ralf Schumacher allerdings, dass Ferrari auf dervermeintlichen Williams-BMW-Strecke Imola, wo er 2001 ebenfallsgesiegt hat, diese Saison einen Doppelerfolg feierte. «Wir habeneinige Verbesserungen und sind sicher konkurrenzfähig. Ob es reicht,hängt auch davon ab, was Bridgestone für Reifen bringt.»
Der «rote» Schumacher schätzt seinen Bruder und dessenTeamkollegen Juan Pablo Montoya als schärfste Konkurrenten ein.Angesichts der Fortschritte des Ferrari-Reifenpartners Bridgestoneist der viermalige Kanada-Gewinner allerdings davon überzeugt, «einWörtchen um den Sieg mitreden zu können». Im Vorjahr sei Ferrari hierunter Rennbedingungen nicht konkurrenzfähig gewesen. «Aber wir habeninzwischen viel verbessert.» So wünscht sich Schumacher für denachten Saisonlauf am Sonntag (Start: 19.00 Uhr MESZ/live in RTL undPremiere World) nur, dass «ich statt der Nummer 2 die Nummer 1»werde.
Im Titelrennen ist diese Frage angesichts seines komfortablenVorsprungs von 33 Punkten gegenüber seinem Bruder und Montoya (je 27)längst entschieden. Theoretisch kann der souveräne Spitzenreiter (60Punkte) sogar schon vor dem Großen Preis von Deutschland mit demlegendären Argentinier Juan Manuel Fangio gleichziehen und zumfünften Mal Weltmeister werden. Dass Michael wieder triumphiert, istlaut Ralf Schumacher nur noch Formsache. «Wenn alles normal läuft,ist die WM entschieden», sagt er. Wo das passiert, ist laut «SchumiI» egal: «Ob ich in Hockenheim die WM gewinne, ist nicht so wichtig.Hauptsache, ich hole den Titel überhaupt.»
Die Stallregie von Spielberg war auch in Montreal noch ein Thema:Schumacher verteidigte zum x-ten Mal den Ferrari-Befehl an denführenden Rubens Barrichello, beim Großen Preis von Österreich vorvier Wochen den Deutschen in der letzten Runde vorbei und so siegenzu lassen. «Ich fahre für das Teaminteresse, nicht für mich», sagteSchumacher, räumte aber ein: «Unter den gleichen Bedingungen würdenwir nicht nochmals das Gleiche tun.» Zugleich versicherte er:«Österreich wird mich in meiner Karriere nicht verfolgen.»
