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Frauenfußball Frauenfußball: Schlabberlook oder enges Trikot?

Von Ulli Brünger 19.06.2005, 14:38

Preston/dpa. - Sicher wäre es manchmal schön, wenn mansehen könnte, dass es Frauen sind», sagte der 75 Jahre alte Schwededem englischen Radiosender «BBC».

Bei der EM verbreiteten sich die Aussagen wie ein Lauffeuer undriefen Kritiker und Befürworter auf den Plan. Die schwedischeSpielführerin Kristin Bengtsson, Johanssons Landsfrau, reagierteempört und erteilte dem Begehr ihres Verbandschefs eine klare Absage:«Wir sind nicht hier, um gut auszusehen, sondern um Fußball zuspielen», sagte Bengtsson der schwedischen Nachrichten-Agentur «TT».

Die deutsche Nationalspielerin Sarah Günther war ebenfalls wenigbegeistert. «Wenn es schon so weit gekommen ist, dass wir uns sexieranziehen müssen, finde ich das schlecht», sagte die 22 Jahre alteStudentin vom Bundesligisten Hamburger SV. Sie findet derleiForderungen «sexistisch» und «unmöglich»: «Ich frage mich, worum gehtes eigentlich? Wir überzeugen sportlich, und das muss reichen.»

Die mit Bundesliga-Trainer Holger Fach befreundete Stürmerin InkaGrings dagegen ist «generell für körperbetonte Kleidung». Aber: «Esdarf nicht knackig eng sein. Fußball ist ein Bewegungssport, bei demman Freiraum braucht.» Gut findet sie das Outfit der Schwedinnen undItalienerinnen, die «weiblichere» Trikots tragen. «Das ist einschöner Frauenschnitt. Da lässt sich schon was machen.»

Vor einem Jahr hatte sich der Präsident des Fußball-Weltverbandes(FIFA), Joseph Blatter, für knappere Frauenfußball-Kleidung «wie beimVolleyball» eingesetzt. Grings hat Zweifel, ob sich hinter derleiForderungen nicht nur voyeuristische Interessen stecken. «Es gibt zuviele Männer, die nur wegen der knappen Höschen Beachvolleyballgucken.» Auch Johansson sagte in Bezug auf Blatter: «Es gibt Leute,die sind nur glücklich, wenn jeden Tag etwas über sie in der Zeitungsteht. Ich denke, er meinte es damals im Scherz. Ich glaube nicht,dass er das heute wiederholen würde.»

Darüber hinaus sieht der UEFA-Boss wie viele andere in der Szeneeinen Markt und Absatzchancen für speziell für Frauen gefertigteKleidung. Die Damen sollten sich an die Sportartikelherstellerwenden, meinte er, und hat schon einen Werbespot vor Augen: «Wenneine Spielerin verschwitzt und bei Regenwetter in die Kabine geht,und dann gut aussehend wieder heraus kommt, das würde sich sicher gutverkaufen lassen», sagte Johansson.

Gerhard Mayer-Vorfelder äußerte sich sehr diplomatisch zur«K(leider)-Frage». Schlabberlook oder enge Trikots? «Das müssen dieFrauen allein bestimmen, solche Vorschläge müssen aus ihrer Mittekommen», sagte der DFB-Präsident, der nach dem WM-Titel 2003 aufBitten der Mannschaft eine spezielle Kollektion für die deutschenFrauen vom DFB-Ausrüster (adidas) fertigen ließ. «Wenn Männer solcheVorschläge machen, wird immer hineingeheimnisst, es müsse sexy sein.Aber man muss diese Assoziation nicht haben.» Er findet auch, dassFrauen nicht unbedingt in «weiten Männer-Hemden rumlaufen» müssen.«Aber wenn die Männer das dominieren wollen, erreichen sie dasGegenteil. Das wissen wir, die verheiratet sind, schon seit langem.»