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Französische Antillen: Zwischen Palmen und Pelikanen

Von Bernd Kubisch 03.12.2007, 07:42

Pointe-à-Pitre/dpa. - Viele Urlauber halten es in Guadeloupe nicht lange in der Hängematte aus. Auf der westlichen Inselhälfte Basse-Terre lugt gerade die Spitze des Vulkans La Soufrière aus den Wolken.

Der Wasserfall Ecrevisses schäumt zwischen hohen Farnen und Dschungelbäumen in die Tiefe. Auf der nahen Insel Marie-Galante ist Zuckerrohrernte. Und vor dem Eiland La Désirade beäugen Pelikane, wie sich auf Fischerbooten Männer um ihre zappelnde Beute kümmern. Vielerorts duftet es nach Zimt, Muskatnuss und Ingwer.

Wer unter Mond, Sternen- und Kunstlicht im Karibikmeer baden will, wie es die Einheimischen machen, gleitet nachts am Strand von Sainte-Anne auf der östlichen Inselhälfte Grande-Terre durch das warme Wasser. Viel Geduld braucht, wer am späten Nachmittag in die Inselmetropole Pointe-à-Pitre fährt. Dann ist Stau auf Autobahn und Straßen garantiert. Guadeloupe gehört zu Frankreich und ist mit knapp 450 000 Bewohnern ein Karibik-Archipel für sich. Im Süden lockt die ebenfalls französische Schwesterinsel Martinique. Nördlich liegen St. Martin und St. Barths.

«Frankreich ist in der Karibik am schönsten. Die Auswahl unserer Inseln ist so groß. Ich bin und bleibe aber Guadeloupe-Fan.» Das sagt Gilles Gremion, der aus Paris stammt und seit 39 Jahren auf der Insel lebt. Guadeloupe hat die Form eines Schmetterlings, die beiden Inselhälften Basse-Terre und Grande-Terre sind die Flügel. Täglich bringt Gremion Touristen ins 45 Bootsminuten entfernten Petite-Terre. Wenn die Tagesgäste zum Schnorcheln, Tauchen und Barbecue an Strand und Waldrand kommen, zeigen sich auch Dutzende kleiner Sugar Birds. Sie picken in einer Palmrinde, die Gremion zwischen Äste gehängt und mit Zucker bestreut hat.

Aus dem Dickicht tauchen plötzlich hunderte von Soldatenkrabben auf und schieben sich Richtung Grill. Die Kriecher mit Gehäusen in Blauschwarz und Grau sowie rotgelben Scheren balgen sich in Haufen um Baguettekrumen und Auberginenschalen. Draußen im türkisfarbenen Wasser zwischen den Touristenbooten «Tip Top» und «Awak» tummeln sich Urlauber. Viele Inselchen sind unbewohnt, manche mit einem schmalen Sandband, andere mit grauen Felsbrocken, an denen sich die Wellen brechen. Beschaulichkeit und viel Tradition bietet Marie-Galante. Terre-de-Haut, die lebhafte der Les Saintes Inseln, bietet viele Bars, Cafés und Boutiquen.

Nur 1700 Einwohner, dazu Kirche, Rathaus, Friedhof, vier Gendarmen und eine Feuerwache hat La Désirade, auch ein paar verschlafene Strände und gut 100 Gästezimmer in kleinen Hotels und Gästehäusern. Fangfrischer Fisch und anderes Meeresgetier stehen in der Gunst der Urlauber weit oben. Natürlich gibt es auch alles, was in Paris oder Cannes serviert wird: «Auf Guadeloupe trinken wir nicht nur frische Obstsäfte, Rum und Wein, sondern auch reichlich Champagner», sagt Andrée Thadey. Die Tourismusberaterin hat einen hellen Teint und ist auf Guadeloupe geboren. Die Mehrheit der Insulaner ist schwarz und hat ihre Wurzeln in Afrika. «Franzosen und somit auch ein Teil der EU sind wir alle», erklärt Guy Claude Germain, Leiter des Comité du Tourisme von Guadeloupe.

Sattgrün sind die Weiden, gut genährt die Rinder nahe der Plantage und Rumfabrik von Francois Longueteau. Die Destillerie Longueteau «gehört meiner Familie seit Generationen», erläutert der Eigentümer. Dann prüft er zufrieden das hohe Rohr. Etwa 350 000 Liter produziert Longueteau jährlich, das meiste geht in den Export nach Europa.

Wenige Kilometer weiter auf der Farm von Gérard Babin ist alles Banane. Die Stauden biegen sich unter der grüngelben, gebogenen Last. Im Restaurant munden Salat mit Bacalao (Trockenfisch), Pfefferschoten und Bananenstückchen. Zu Huhn wird Bananenpüree gereicht und zum Bananenkuchen ein Hochprozentiger aus der krummen Frucht.

Wer das Guadeloupe-Archipel erkundet hat und in Frankreich bleiben will, fliegt in 25 Minuten nach Martinique oder fährt ein paar Stunden mit der Fähre. Martinique, etwas kleiner als Guadeloupe, hat wie seine nördliche Schwester eine üppige Landschaft, ein vorbildliches Bildungs- und Gesundheitssystem sowie einen Vulkan. Eine der Attraktionen ist die frühere Hauptstadt Sainte-Pierre mit historischen Ruinen von Theater, Kirche und Kerker. Der Mont Pelée brach im Mai 1902 aus. 30 000 Tote waren zu beklagen, die meisten in Saint-Pierre. Heute ist es eine beliebte Urlauberstadt mit vielen Restaurants und Bars sowie spektakulärem Blick auf das Karibikmeer.

Informationen: Fremdenverkehrsbüro von Guadeloupe, 70072 Stuttgart, Telefon: 0711/505 35 11, E-Mail: [email protected]

Infos über Guadeloupe: www.karibik.de/guadeloupe

Die Inseln Guadeloupe: www.lesilesdeguadeloupe.com