Formel 1 Formel 1: Michael Schumacher zeigt eine grandiose Aufholjagd
Imola/dpa. - Mit einer grandiosen Aufholjagd hat MichaelSchumacher beim Ferrari-Heimspiel in Imola seine kleine Chance aufden achten WM-Titel gewahrt. Durch eine verpatzte Qualifikation zumGroßen Preis von San Marino verschenkte der Rekord-Weltmeister zwarseinen ersten Saison-Sieg, doch als Zweiter hinter WM-SpitzenreiterFernando Alonso begrenzte der von Platz 13 gestartete Formel-1-Starden Schaden. «Ich bin einerseits zufrieden, andererseits enttäuscht.Wenn ich diesen Fehler in der Qualifikation nicht gemacht hätte, dannwäre es ein perfekter Tag gewesen. Das war ein besonders üblerFehler», ärgerte sich Schumacher. Dennoch blickte er optimistisch indie Zukunft. «Das war der erste Schritt in die richtige Richtung unddie richtige Motivationsspritze. Wir sind wieder voll im WM-Rennendabei.»
Mit dem Rücken zur Wand zog der Seriensieger der letzten Jahrealle Register seiner Fahrkunst. Der 36-Jährige zeigte eine der bestenLeistungen seiner Karriere und versetzte die Tifosi in Entzücken.«Ich habe schon viele Grand Prix' auf dem Buckel, aber das war einesder tollsten Rennen», freute er sich. Schumacher dankte seinem Teamfür die harte Arbeit der letzten Wochen am neuen «F2005». Doch trotzdes besten Saison-Ergebnisses vergrößerte sich Schumachers Rückstandin der Fahrerwertung auf Alonso von 24 auf 26 Punkte. Der Renault-Pilot aus Spanien gewann am Sonntag im Stile eines Champions imvierten Saison-Rennen bereits seinen dritten Grand Prix.
Nach dem 1:27,41,921 Stunden dauernden Rennen über 62 Runden, dasals Klassiker in die Formel-1-Geschichte eingehen wird, lag Alonso imAutodromo Enzo e Dino Ferrari 0,2 Sekunden vor Schumacher und war10,3 Sekunden schneller als der Brite Jenson Button im BAR-Honda.«Das war eines der härtesten Duelle, die ich je erlebt habe», sagteder überglückliche Sieger und gab einen Einblick in seine Mentalität,die der von Schumacher gleicht: «Mit dem zweiten Rang wollte ich michnicht zufrieden geben, deshalb musste ich Michael in Schach halten.»
Mit einem Vorsprung von 18 Punkten in der Fahrerwertung auf den inImola siebtplatzierten Jarno Trulli (Italien) im Toyota fährt Alonsonun zu seinem Heim-Rennen am 8. Mai in Barcelona. Mit zehn Zählernpunktgleich mit dem drittplatzierten Italiener Giancarlo Fisichella(Renault) hat Michael Schumacher einen großen Sprung nach vornegemacht. Toyota-Pilot Ralf Schumacher (9) ist Fünfter.
Ralf Schumacher beendete den Europa-Auftakt zunächst als Achter inden Punkterängen. Doch die Rennkommissare brummten ihm nach demRennen eine 25-Sekunden-Zeitstrafe auf, da er beim Boxenstopp NickHeidfeld im BMW-Williams behindert haben soll. Ralf Schumacherrutschte deshalb auf Platz elf ab, während Heidfeld sich als Achterüber einen WM-Punkt freuen durfte.
In Imola beendete Alonso die stolze Serie der Schumacher-Brüder:Erstmals seit 1999 kam der Sieger des Europa-Auftakts damit nicht ausKerpen. Nach fünf Erfolgen von Michael und dem ersten Grand-Prix-Siegvon dessen Bruder Ralf im Jahr 2001 zeigte Alonso erneut eineLeistung ohne Fehl und Tadel. Doch wie schnell es in der Formel 1abwärts gehen kann, zeigt sich am Beispiel seines TeamkollegenGiancarlo Fisichella. Der Italiener, stolzer Sieger noch beim Auftaktin Melbourne, rutschte bereits in Runde sechs von der Strecke undblieb zum dritten Mal hintereinander ohne WM-Punkte.
Schumacher kam zunächst durch Ausfälle nach vorne. Auch seinTeamkollege Rubens Barrichello musste seinen Wagen mit einem Defektabstellen. Vor allem die Boxenstopp-Strategie spielte dann dieentscheidende Rolle. Mit seinem Ausrutscher ins Kiesbett in derzweiten Qualifikation vier Stunden vor dem Rennen hatte Schumacherall seine Siegchancen eingebüßt. Der Ferrari-Pilot, am Vortag nochauf Rang drei gefahren, geriet in der Rivazza-Kurve von der Strecke.«Das hat klarerweise Zeit gekostet», gab er zu.
Der Mitfavorit startete somit lediglich aus Reihe sieben. Mitvollem Tank begann der 36-Jährige seine Aufholjagd, kam als letzterder Top-Piloten zum Tanken und schob sich so bis auf Platz drei vor.Schumacher demonstrierte sein Ausnahmekönnen in unnachahmlicherManier und die Fans auf den nicht besonders gut gefüllten Tribünenjubelten ihrem Liebling zu. Nach seinem Boxenstopp in der 35. Rundemachte er zwei Sekunden pro Umlauf gut und halbierte innerhalb vonzehn Runden seinen Rückstand auf Alonso. «Wir hatten Probleme mit demMotor und konnten nicht voll drehen», sagte der Spanier. Am Endelieferten sich Schumacher und Alonso auf der 4,933 Kilometer langenRennstrecke ein hochdramatisches Rad-an-Rad-Duell, doch Alonsobehielt die Nerven.
Doch zunächst gab der von der Pole-Position gestartete Räikkönenden Ton an - aber nur neun Runden lang. Der Finne verteidigte beimStart seine Position souverän vor Alonso und dem überraschend starkenBriten Button, ehe er seinen Silberpfeil nach Problemen mit derAntriebswelle in die Box lenken musste. «Ein Jammer für Kimi. Er warschneller als Alonso»,klagt Mercedes Motorsportchef Norbert Haug.