Formel 1 Formel 1: Entthronter Schumacher ist in China der Star

Schanghai/dpa. - Auch nach seinem verlorenen Titel bleibt MichaelSchumacher der Formel-1-Superstar - zumindest in China. Bei derEröffnung eines Ferrari-Stores in der 15-Millionen-MetropoleSchanghai im Vorfeld der Grand Prix von China kam es am Donnerstag zutumultartigen Szenen beim Auftritt des Rekordchampions. Polizeikräfteverhinderten, dass rund 200 Fans den Laden im neuen SchanghaierVergnügungsviertel Xintiandi stürmten. «Die Chinesen sind etwasemotionell. Die gehen sofort aus sich heraus», meinte Schumacher amNachmittag, nachdem er am 40 Kilometer von der ostchinesischenHafenstadt entfernten «Shanghai International Circuit» sicher ankam.
So viel Begeisterung wie vor dem 19. und letzten Saisonlauf amSonntag (8.00 Uhr MESZ/Premiere und RTL) wird es nach dem Zieleinlaufwohl kaum mehr um ihn geben. Auch zum Abschluss seines schwierigstenJahres in Diensten von Ferrari rechnet der 36 Jahre alte Kerpenernicht mehr mit einer positiven Überraschung. «Ich erwarte nicht sehrviel. Es kann wie in Brasilien werden, es kann auch wie in Japanwerden.» In Sao Paulo hatte es vor drei Wochen immerhin noch zu Platzvier gereicht, am vergangenen Sonntag war nicht mehr als der siebteRang drin.
Angesichts der derzeitigen Kräfteverhältnisse in der Formel 1 mitRenault und McLaren-Mercedes an der Spitze und Ferrari mit weitemAbstand dahinter sehnt Schumacher das Ende der Saison herbei. «Ichbin froh, weil keine Aussicht auf Besserung besteht», sagte er undblickte schon in das nächste Jahr: «Es war möglich, vom Weltmeister-Titel auf Platz drei zurückzufallen. Warum sollte es nicht möglichsein, wieder von Platz drei auf eins zu kommen?»
Vor dem Finale hat Ferrari in der Konstrukteurswertung Platz dreihinter den noch um den Titel kämpfenden Teams von Renault undMcLaren-Mercedes sicher. Schumacher ist bei den Fahrern ebenfallsDritter, hat aber nur zwei Punkte Vorsprung auf Juan Pablo Montoya imüberlegenen McLaren-Mercedes. Renault-Pilot Fernando Alonso steht alsWeltmeister fest, Kimi Räikkönen im zweiten McLaren-Mercedes kann vonder zweiten Stelle nicht mehr verdrängt werden.
Auch nach 18 Rennen ist Schumacher noch immer ratlos, warum es indiesem Jahr nicht mit seinem achten WM-Titel und der siebten Team-Weltmeisterschaft für die Scuderia hintereinander geklappt hat.Öffentliche Schuldzuweisungen an den viel kritisierten ReifenpartnerBridgestone oder das eigene Team vermeidet er. «Fakt ist: Wir warenzu langsam», lautet seine Standardantwort auf die Frage nach denGründen. «Ich habe aber prinzipiell damit gerechnet, dass wir indiesem Jahr noch eine Lösung finden würden.»
Spätestens nach dem Grand Prix in der Türkei am 21. August, als ernach einer Kollision mit Williams-BMW-Pilot Mark Webber aufgebenmusste, habe er gewusst, dass er in diesem Jahr kein Weltmeister mehrwerden würde. Selbst in seinem Anfangsjahr bei Ferrari 1996 war seineBilanz besser: Damals gewann der 84-malige Grand-Prix-Sieger trotzzahlreicher Pannen drei Rennen. In diesem Jahr stand er nur inIndianapolis ganz oben auf dem Podium. Doch diesen Erfolg fuhrSchumacher ohne ernsthafte Konkurrenz ein, da die Michelin-bereiftenTeams aus Sicherheitsgründen auf einen Start verzichtet hatten.
«Es war ein Jahr mit manchen Höhen und vielen Tiefen», zogSchumacher einen Schlussstrich unter die Saison. «Aber so ist das imLeben. Sonst wäre es auch zu langweilig.»