Filme auf Abruf - Noch keine Konkurrenz zur Videothek
Stuttgart/Berlin/dpa. - Wenn Wetter und Fernsehprogramm mal wieder zum Abgewöhnen sind, könnte ein Video den Abend retten. Und das gibt es immer häufiger aus dem Internet.
Bei speziellen Online-Portalen können sich Nutzer für ein paar Euro ihren Wunschstreifen bestellen und ganz legal direkt aus dem Netz laden und betrachten. «Video on Demand» (VoD) heißt dieses Angebot. Es verspricht Filmgenuss, ohne dass der Filmfan das Haus verlassen muss. In der Praxis stellt es aber noch keine echte Konkurrenz zur Videothek da.
«Das Filmangebot und der Service können oft noch nicht überzeugen», sagt Wolfgang Boos von der Zeitschrift «connect». Das Magazin hat sechs VoD-Anbieter unter die Lupe genommen. Demnach umfassten die Angebote zwar oft deutlich mehr als 1000 Streifen. Doch auf aktuelle Kassenschlager müssten Kunden in der Regel verzichten, so Boos.
Zudem sei der für Zuschauer gewohnte Filmgenuss auf dem Sofa noch keine Selbstverständlichkeit. Nur wenige Dienste bieten laut Boos subventionierte Set-Top-Boxen an, die die aus dem Internet geladenen Filme auf dem TV-Gerät sichtbar machen, ohne dass der Computer laufen muss. Boxen aus dem Handel seien teuer und schwer zu konfigurieren.
Es bleibt die Möglichkeit, den Computer per Kabel mit dem Fernseher zu verbinden, oder das Video gleich am Notebook oder am PC zu betrachten. Beides sei eher unkomfortabel, gibt Peter Knaak, Technik-Experte der Stiftung Warentest in Berlin zu bedenken. Zudem stehen die Video-Dienste etwa von Hansenet, T-Online und EWE Tel nur deren eigenen Internetkunden zur Verfügung. Die Portale maxdome, Arcor VoD, One4Movie, in2movies, RTL NOW! und Premiere Internet TV sind frei zugänglich.
Die Filme kommen auf unterschiedliche Weise zum Kunden. Eine Datei lässt sich entweder komplett herunterladen oder als Stream anschauen. Teilweise steht beides zur Auswahl. Im ersten Fall müssen genügend Festplattenspeicherplatz und je nach Anschlussgeschwindigkeit auch Wartezeit einkalkuliert werden. Beim bisher überwiegend eingesetzten Streaming-Verfahren sieht man den Streifen dagegen in dem Moment, in dem das Signal aus der Datenleitung kommt.
Die Bildqualität entspreche im schlimmsten Fall dem VHS-Standard, sagt Peter Knaak. Selbst im Idealfall werde DVD-Qualität nicht erreicht. Grundsätzlich sei die Bildqualität aber ordentlich, urteilt Wolfgang Boos.
Üblicherweise zwischen einem und vier Euro kostet der Einzelabruf eines Videos, das dann innerhalb von 24 Stunden beliebig oft angeschaut werden darf. Die Preise liegen teilweise also über denen in Videotheken. maxdome, One4Movie und RTL NOW! bieten allerdings monatliche Abo-Pakete, die sich für Viel-Gucker lohnen können. Beim «Download-to-own»-Anbieter in2movies dürfen die Filme zu Preisen einer Kauf-DVD behalten werden. Die Videodateien für den DVD-Spieler zu brennen, ist jedoch noch nirgends möglich.
Nicht nur im Hinblick auf die Aktualität, auch bei der Benutzerfreundlichkeit stecken die VoD-Portale noch in den Kinderschuhen. Zu diesem Schluss kommt das Marktforschungsunternehmens facit digital in München nach einer Studie. Wegen Schwächen etwa bei den Suchfunktionen und der Seitenbedienung überzeugte keiner der vier getesteten Dienste. Peter Knaak zufolge schadet es nicht, eine der frei zugänglichen Dienste auszuprobieren, da diese keine Grundgebühr verlangen.