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Film des Jahres Film des Jahres: 11.Dezember: Bowling for Columbine (Lux-Kino)

03.12.2002, 13:17

Halle/ash. - "Ein hochaktueller Film, der überzeugend mit dem Vorurteil aufräumt, die Schießwütigkeit gehe auf das Konto der Videos, Spielfilme und Heavy-Metal-Musik." (Wolfram Knorr, Rheinischer Merkur, 30.5.2002). "In bewährter Schnipseldramaturgie eröffnet Moore ein Assoziationsfeld aus Waffenfetischismus, Rassenhass, Paranoia und den psychosozialen Auswirkungen einer Politik" (Katja Nicodemus, Die Zeit, 29.05.2002) "Der Film legt überzeugend dar, dass nicht primär die Verfügbarkeit von Waffen 11.500 Morde pro Jahr auslöst, sondern eine den USA seit den Pilgervätern eingepflanzte Mentalität der Selbstverteidigung gegen – häufig – eingebildete Gefahren." (Hanns-Georg Rodek, Die Welt, 18.05.2002) Die Presse ist voll des Lobes. Michael Moore's "Bowling for Columbine" ist wohl der bedeutendste Film des zu Ende gehenden Jahres. Er ist aber auch der gefährlichste.

Ausgehend vom Columbine Highschool Massaker im April 1999 beschäftigt sich Amerikas führender, sozialkritischer Dokumentarfilmer mit der Frage: "Sind wir verrückt nach Waffen – oder sind wir nur verrückt?"

"Der Morgen des 20. April 1999 sieht nach einem ganz normalen Tag in Amerika aus. Farmer bestellen ihre Felder, Milchmänner liefern Milchflaschen aus, der Präsident lässt Bomben über einem Land abwerfen, dessen Namen wir nicht einmal aussprechen können" (O-Ton) – und Dylan Klebold und Eric Harris, zwei Jungs in Littleton, Colorado, gehen zu ihrem Bowlingkurs. Was keiner ahnt: Die beiden bowlenden Jugendlichen werden wenige Stunden später das Columbine Highschool Massaker verüben, in dessen blutigem Verlauf 12 Schüler und ein Lehrer den Tod finden und viele Kinder und Jugendliche schwer verletzt werden. Wie eine ironische Spiegelung des Schicksals wirkt der Umstand, dass an diesem Tag die USA ihren stärksten Bombenangriff auf dem Kosovo fliegt.

Mit lakonischem Zynismus und beißendem Witz geht Regisseur Moore in BOWLING FOR COLOMBINE auf eine wahnwitzige Reise in das Herz Amerikas. So lässt er zwei Opfer von Littleton – einer querschnittsgelähmt, der andere invalide mit einer inoperablen Kugel in Aortanähe – in einem symbolischen Akt die in ihren Körpern steckenden Kugeln an die Supermarktkette K-Mart zurückgeben, wo die Täter ihre Munition kauften und konfrontiert Hollywood-Ikone und Waffenaktivist Charlton Heston, den Vorsitzenden der NRA (National Riffle Association) mit dem Bild eines sechsjährigen Mädchen, das von einem gleichaltrigen Mitschüler erschossen wurde.

Michael Moore porträtiert mit bewegender Emotionalität und mitunter feuilletonistischen Volten voll absurder Komik eine Nation zwischen Waffenfetischismus und angstbesetzter Paranoia. Ein Volk mit dem Colt im Anschlag für die permanente Selbstverteidigung. Besonders im Kielwasser des 11. September ist BOWLING FOR COLOMBINE ein mutiger Film. Denn Amerikas führender Satiriker und sozialkritischer Dokumentarist stellt eine simple Frage, die sich kein Amerikaner in diesen von Patriotismus geprägten Zeiten zu fragen traut: "Sind wir verrückt nach Waffen - oder sind wir nur verrückt?"

Kurzinfo:
Bowling for Columbine
im Lux - Kino am Zoo
am Mittwoch, 11. Dezember 2002 um 20:15 Uhr