Fechten - WM Fechten - WM: WM-Gold für Degenfechterin Bokel

Nimes/dpa, - «Ich hatte nichts zu verlieren. Eigentlich habe ich das gar nichtverdient, weil ich im Halbfinale so schlecht gefochten habe», freutesich Claudia Bokel mehr verwundert als überschwänglich über ihreerste Einzel-Medaille überhaupt bei einem WM-Championat.
Nach dem perfektem Auftakt blieben hingegen die andereWaffengattungen hinter hinter den Erwartungen zurück. SäbelfechterWilly Kothny (Koblenz) schied als Olympia-Dritter im Viertelfinaleunglücklich aus. Auch die deutschen Florettfechter um den Gesamt-Weltcupsieger Ralf Bißdorf mussten am Sonntag ihre Medaillen-Hoffnungen frühzeitig begraben. Der Heidenheimer scheiterte imAchtelfinale an Christian Schlechtweg (Berlin), der dann aber imViertelfinale ausschied. Für die Säbelfechterinnen Sandra Benad(Eislingen) und Stefanie Kubissa (Dormagen) war die Runde der letzten16 Endstation.
Die in den vergangenen Jahren von Verletzungspech geplagteBonnerin Claudia Bokel parierte die versammelte Konkurrenz mit ihrerDefensiv-Taktik. «Vor Nimes wusste ich nicht, wo ich stehe, aber vordieser Kulisse zu kämpfen ist einfach toll», sagte sie nach ihremErfolg vor 3000 Zuschauern im römischen Amphitheater. Der Auftrittder französischen Degen-Ikone, die im Juni ein Baby zur Welt gebrachtund erst im August wieder mit dem Training angefangen hatte,versetzte die Franzosen in Verzückung. Sogar die ohnehin stockendeOrganisation kam zum Erliegen. Rang drei ging an die SchweizerinGianna Halblützel-Bürki und die Schwedin Maria Isaksson, die imHalbfinale Claudia Bokel 6:7 nach Zeitablauf unterlegen war.
Die Bonnerin hatte im Achtelfinale die Olympiasiegerin undWeltranglisten-Erste Timea Nagy (Ungarn) 15:7 von der Planche gefegt.«Es ist auch einmal schön, gegen eine Olympiasiegerin zu gewinnen»,strahlte der 28-Jährige, die damit erfolgreich Revanche für dieViertelfinal-Niederlage in Sydney nahm. «Zum Schluss war sie genausoverzweifelt wie ich damals», stellte Bokel zufrieden fest.
Das Team von Degen-Bundestrainer Manfred Kaspar rehabilitiertesich für Einzel- und Mannschafts-Pleiten bei der Europameisterschaftim Juli in Koblenz. «Ganz so tot, wie wir uns selbst nach Koblenzgesagt hatten, sind wir doch noch nicht», resümierte Kaspar. Gesamt-Weltcupsiegerin Imke Duplitzer (Heidenheim) hatte das Pech, imAchtelfinale auf Lokalmatadorin Flessel-Colovic zu treffen und 13:15zu verlieren. Das gute deutsche Abschneiden mit drei Fechterinnenunter den Top 16 macht Hoffnung für den Mannschafts-Wettbewerb amDienstag. «Da peilen wir eine Medaille an», kündigte Duplitzer an.
Verschaukelt fühlte sich Säbelfechter Kothny. 14:12 lag er imViertelfinale vorn, dann gab der ägyptische Obmann drei umstritteneTreffer für den Franzosen Matthieu Goudain. «Der Obmann hat dieletzten drei Treffer einfach umgedreht», klagte Bundestrainer JoachimRieg. «Das ist ein Unding, dass Leute hier jurieren, die sonst beikeinem Weltcup dabei sind», wetterte Delegationsleiter LutzSchirrmacher. Weltmeister wurde Stanislaw Pozdniakow (Russland) durchein 15:10 im Finale gegen Jean Pillet (Frankreich).
Ralf Bißdorf muss weiter auf seine erste WM-Medaille warten. Der30-Jährige verlor das deutsche Achtelfinal-Duell mit ChristianSchlechtweg (Berlin) 13:15. «Superärgerlich, das zu verlieren, weilich den Eindruck hatte, meine Aktionen schlecht vorbereitet zuhaben»,sagte Bißdorf. Die aufkeimenden Hoffnungen auf Edelmetallzerstörte der Franzose Brice Guyart, der beim 15:1 im ViertelfinaleSchlechtweg keine Chance ließ.