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Fechten Fechten: Heldin nur bei den Hollywood-Stars

Von PETRA SZAG 27.03.2011, 20:28

LEIPZIG/MZ. - Diesmal blieben die SMS aus Hollywood aus. Der Fechtweltcup am Wochenende in Leipzig war für Imke Duplitzer nur einer von vielen Wettkämpfen auf dem Weg zur nächsten großen Meisterschaft. Nichts Großes eben. Und ihr neunter Platz sorgte nicht für Schlagzeilen. Ganz anders als vor viereinhalb Monaten. Damals, nach ihrem verlorenen Finalgefecht bei der WM in Paris gegen die Rumänin Ana Branza, hatte sich eine gesamte Film-Crew gespickt mit Hollywood-Stars übers Handy bei der Degenfechterin gemeldet und ihr Mut zugesprochen.

Kennen und schätzen gelernt hatten sich die Weltklasse-Sportlerin und die Schauspieler von Weltruf kurz zuvor bei den Dreharbeiten zur Neuverfilmung von Alexandre Dumas' "Die drei Musketiere". Sieben Wochen lang hatte Duplitzer mit Orlando Bloom, Milla Jovovic oder Oscar-Preisträger Christoph Waltz trainiert, damit die rasanten Fechtszenen in den Schlössern und Burgen von Bamberg, Würzburg, München, Herrenchiemsee und Burghausen realistisch aussehen. Der letzte Drehtag fiel auf Duplitzers letzten WM-Tag. "Das Mannschaftsfinale haben sich alle im Cateringwagen am Set angesehen", erzählt Duplitzer. Das war am 12. November 2010.

Die tröstenden Worte nach der bitteren Niederlage haben ihr viel gegeben. Noch heute schwärmt sie davon. Sie hatte viel Spaß mit den Künstlern. "Die Arbeit war ein unglaubliches Erlebnis." Davon zehre sie noch immer, erzählt die 35-Jährige. Die Stars zeigten keinerlei Allüren und lernten schnell. Was sie im übrigen nicht verwundert: "Schließlich sind es Schauspieler ja gewohnt, mit ihrem Körper zu arbeiten." Ihr Unterricht hat sich gelohnt: Der Trailer des Films, der im September in die Kinos kommen soll, habe bei ihr für eine Gänsehaut gesorgt. "Die Fechtszenen sehen einfach klasse aus. Wäre ich noch klein, würde ich jetzt bestimmt sagen: Ich will Fechten lernen", sagt die Sportsoldatin.

Die Wertschätzung, die sie während ihres Abstechers ins Show-Business erfahren hat, vermisst Duplitzer allerdings bei ihrem Verein OFC Bonn. "Ich fühle mich nicht mehr wohl dort", sagt die Sportlerin. "Als Top-Leistungsträger bekomme ich das Gefühl vermittelt, nicht willkommen zu sein." Nach ihrem EM-Titel im letzten Sommer in Leipzig habe es zwei Tage gedauert, bis man ihr gratuliert hat. Laut Duplitzer liegt noch viel mehr im Argen. So soll die Stelle ihres Trainers Martin Heidenreich nicht sicher sein. "Außerdem wird viel zu wenig für den Nachwuchs getan", beklagt sie. Dass sie am 13. April bei der Wahlversammlung ihres Vereins selbst das Kommando übernehmen will, ist ein offenes Geheimnis. Klappt es nicht, bleibt ihr noch der Vereinswechsel. Oder ganz auszusteigen.

Doch will sie tatsächlich vor London 2012 die Waffen strecken? "Ich brauche Olympia nicht noch einmal", sagt Duplitzer. 2004 in Athen hat sie mit der Mannschaft Silber gewonnen. "Und was hat mir die Medaille gebracht? Sie hat mich nicht satt gemacht. Sie hat mich auch nicht zugedeckt. Sie hat sich nicht mit mir unterhalten und auch nicht in den Arm genommen, als mir nach heulen zumute war."

Klingt nach Frust. Dabei ist die Lust auf Leistungssport noch immer da. Und der Wille, den Olympiatraum ihrer jungen Teamkolleginnen nicht zu gefährden. "Ich weiß, dass ich gebraucht werde", sagt Duplitzer, die sich selbst als "Mannschaftstier" bezeichnet.

Egal, wann sie nun aufhört - für ihre Zeit nach dem Sport hat sie mehrere Optionen. Neben Buchautorin oder Tauchlehrerin könnte sie sich nun auch einen Job als Personal-Trainerin fürs Fechten vorstellen. "Die drei Musketiere" werden schließlich nicht der letzte Mantel- und Degenfilm sein, der seine Renaissance erlebt.