Fechten/EM Fechten/EM: Deutsche Fechter hieb- und stichfest
Koblenz/dpa. - Vor der letzten Entscheidung am Abend hatte die Mannschaft desDeutschen Fechter-Bundes (DFeB) je zwei Gold-, Silber- undBronzemedaillen gewonnen. Die Herrensäbel-Mannschaft traf ohne denverletzten Olympia-Dritten Willy Kothny im Halbfinale auf Russland.«Wir sind insgesamt sehr zufrieden, auch wenn wir Enttäuschungen wiedas frühe Aus in der Damenflorett-Mannschaft erleben mussten»,resümierte DfeB-Präsident Gordon Rapp, der die Weltmeisterschaft 2005nach Deutschland holen will.
Die Säbeldamen traten am Samstagabend durch ein 45:41 im Finalegegen Vize-Weltmeister Italien aus dem Schattendasein einer nicht-olympischen Sportart heraus. Die EM-Zweite im Einzel, Sandra Benad(Eislingen), Susanne König (Tauberbischofsheim) und Stefanie Kubissa(Kenten) erfochten den ersten internationalen Säbel-Titel undbetrieben Werbung für ihre noch junge Sportart, die um Aufnahme insolympische Wettkampfprogramm kämpft. «Wir sind so eine genialeMannschaft. Damensäbel ist attraktiv und gehört einfach dazu»,jubelte Sandra Benad unter beifälligem Kopfnicken aller Beteiligten.
Neben ihr riss vor allem die erst 16-jährige Stefanie Kubissa dieZuschauer zu Ovationen hin. Unbekümmert, als ob es um eineVereinsmeisterschaft ging, versetzte die Schülerin der Weltklasse-Konkurrenz Hieb um Hieb. «Dieses Mädchen ist ein Knaller»,begeisterte sich Teamchef Matthias Behr an der ehemaligen deutschenKegel-Jugendmeisterin, die am Niederrhein erst vor zwei Jahren denSäbel in die Hand nahm. «So locker und lustig bin ich eigentlichimmer», versicherte Kubissa und fand an ihrer Kaltschnäuzigkeitnichts Besonderes. Bundestrainer Martin Mündt lobte das «Küken» derMannschaft: «Die ficht ohne Furcht und Angst, setzt alles sofort um.»
Die Degendamen wiederholten ihr Einzel-Debakel im Mannschafts-Wettbewerb. Katja Nass (Offenbach), Imke Duplitzer (Heidenheim) undBritta Heidemann (Leverkusen) patzten mit 44:45 gegen das allenfallszweitklassige Großbritannien. «Das waren nicht Fechterinnen, die wirkennen. Wir sind jetzt ganz unten im Tal», sagte BundestrainerManfred Kaspar fassungslos. Teamchef Behr wollte der Schlappe nochetwas Gutes abgewinnen: «Jetzt kann man Dinge, die man im Kopf hatte,offener diskutieren.»
Die tragische Gestalt war Schlussfechterin Katja Nass, die einen40:36-Vorsprung noch aus der Hand gab. «Ich weiß nicht, warum ichAngst gehabt habe. Es tut mir für die Mannschaft so leid», schluchzteNass noch Stunden nach dem Drama unter Tränen. In der Endabrechnungbelegte die deutsche Mannschaft Platz neun. Europameister wurdeUngarn nach einem 45:36-Finalsieg gegen Russland.