Fechten Fechten: Deutsche fechten beste WM seit 1999

St. Petersburg/dpa. - Die deutschen Fechter freuen sich über dieerfolgreichste Weltmeisterschaft seit acht Jahren, doch um dieolympischen Mannschaftsplätze für 2008 muss mehr denn je gezittertwerden. Trotz sechs Medaillen im russischen St. Petersburg fiel dieBilanz des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB) zwiespältig aus. «Wir sindweiter konkurrenzfähig und lagen lange auf Rang eins derMedaillenwertung. Das ist lange nicht passiert. Aber wir gehen nichthier raus und sagen, alles ist fein», sagte DFeB-Sportdirektor ClausJanka am Sonntag.
Nach jetzigem Stand hätten die Florettdamen als einzige von viermöglichen Mannschaften das Peking-Ticket gelöst, die deutschenFechter 9 von 16 Startplätzen besetzt. Überzeugen konnten aberausgerechnet die beiden Team-Disziplinen, die 2008 nicht olympischsind: Nach Herrenflorett-Silber holten am Samstag die DegendamenBronze und verbesserten die deutsche WM-Bilanz auf zwei Gold-, eineSilber- und drei Bronzemedaillen.
Und es wäre sogar noch mehr drin gewesen, doch gleich zwei Malglückte der Konkurrenz der entscheidende Treffer: Die Florettdamenverpassten am Sonntag die mögliche Überraschung nur knapp undscheiterten im Viertelfinale trotz klarer Führung mit 30:31 nachVerlängerung am Favoriten Ungarn und belegten Platz sieben. «Wichtigwar für die Mädels, zu sehen, dass sie nahe dran sind», sagteBundestrainer Ingo Weißenborn. Ebenfalls im «Sudden Death» unterlagendie Degendamen im Halbfinale Olympiasieger Russland und sichertendurch ein 42:40 gegen Estland wenigstens noch Bronze.
Beide Niederlagen waren umso bitterer, weil jeweils klareFührungen noch aus der Hand gegeben wurden. Nach vier Team-Medaillenhintereinander schienen die Degendamen um Einzel-Weltmeisterin BrittaHeidemann reif für den ganz großen Coup: Doch im Halbfinale gegenOlympiasieger Russland brachte Defensiv-Spezialistin Claudia Bokeldas Team bei einer 16:8-Führung mit einer Gefechtsbilanz von 3:11Treffern völlig unerwartet auf die Verliererstraße - 30:31 hieß esnach Verlängerung. «So etwas ist mir noch nie passiert», sagte dieEinzel-Weltmeisterin von 2001 fassungslos. Im Finale setzte sichOlympiasieger Frankreich gegen Russland 45:37 durch.
Ähnlich erging es den Florettdamen: Nach dem starken 45:29 gegenden Weltmeister von 2005, Südkorea, schien auch gegen MitfavoritUngarn im Viertelfinale eine Überraschung möglich zu sein. Bis zum25:19 parierte Deutschland die ungarische Mannschaft, dochSchlussfechterin Anja Schache (Tauberbischofsheim) gab mit einerGefechtsbilanz von 5:11 gegen Aida Mohamed den Vorsprung noch aus derHand - 30:31 hieß es im «Sudden Death». «So etwas darf eigentlichnicht passieren, aber das ist eben Fechten», meinte Janka.
Das Säbelherren-Team kam über Platz acht nicht hinaus und hat kaumnoch Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. Nach dem39:45 im Viertelfinale gegen die Ukraine unterlag das Team vonBundestrainer Joachim Rieg in den Platzierungsgefechten Russland mit43:45 sowie China mit 32:45. Damit verlor die Equipe in derQualifikations-Rangliste entscheidenden Boden auf die europäischeKonkurrenz. «Man braucht sehr viel Optimismus, um noch an Olympia zuglauben», sagte Rieg. Ungarn sicherte sich die Goldmedaille durch ein45:43 über Titelverteidiger Frankreich.
Die in einer Dauerkrise befindlichen Degenherren scheiterten beiihrer «Mission impossible» und müssen nach Platz zehn den Olympia-Traum wohl begraben. Der vorjährige Vize-Weltmeister Spanien war beim32:45 im Achtelfinale zu stark. «Es fehlt die Härte, dieCharaktereigenschaft», meinte Bundestrainer Walter Steegmüller, derohnehin 2008 aufhören will. Nur wenn das Team bei den nochausstehenden Weltcups mehrere Finalergebnisse abliefert, wäre Pekingnoch möglich - doch in der Form der vergangenen zwei Jahre scheintdas kaum realistisch.