FC Carl Zeiss Jena FC Carl Zeiss Jena: Ruhiger Neubarth soll Abstieg verhindern
Jena/dpa. - Beimersten Training mit seiner neuen Mannschaft präsentierte sich dergebürtige Hamburger am Donnerstag nach Außen zurückhaltend und mitnorddeutscher Gelassenheit. Neubarth ist damit das ausgesprocheneGegenmodell seines Vorgängers Heiko Weber, der am Mittwoch beurlaubtwurde. Intern spricht der frühere Bundesliga-Profi von Werder Bremenjedoch Klartext: «Die Spieler sind gefragt, aus der Deckung zu gehen»,nahm Neubarth seine Schützlinge in die Pflicht.
Auch für den Sportlichen Leiter stehen die Spieler in denverbleibenden sechs Partien in der Verantwortung. «Sie müssen endlichCharakter zeigen, denn einige von ihnen haben Heiko Weber im Stichgelassen, sagte Lutz Lindemann der Deutschen Presse-Agentur (dpa). MitNeubarth habe sich der Verein bewusst für einen Trainer entschieden,dem der Ruf des etwas unterkühlten Norddeutschen vorauseilt. «Zuletzthabe ich es mit Weber über die emotionale Schiene versucht, auch mitStrafen und Suspendierungen. Doch das hat so nicht funktioniert. Jetztprobieren wir es andersherum», erläuterte Lindemann die Überlegungen.Er erwartet in den nächsten Spielen viele Emotionen und Hektik. Derals ruhig und besonnen geltende Neubarth werde der Mannschaft in derPhase gut tun.
Im Umfeld des Vereins und unter den Fans wird der Trainertauschindes heftig diskutiert. «Wenn man unten steht, nicht gewinnt underzählt, man habe die beste Jenaer Mannschaft aller Zeiten, dann mussman sich nicht wundern, dass man abgelöst wird. Selbst beimRegionalliga-Abstieg wird es schwer, vorn mit zu spielen», monierteder DDR-Nationalspieler und frühere Jenaer Trainer Eberhard Vogel.
Das Carl-Zeiss-Urgestein Lothar Kurbjuweit kritisierte dagegen:«Seine Entlassung kommt für mich zu diesem Zeitpunkt völligüberraschend, und ich kann sie auch nicht ganz nachvollziehen.» Weberhatte von seiner Beurlaubung am Mittwochvormittag erfahren undreagierte professionell. «Ich drücke der Mannschaft und meinemNachfolger die Daumen, dass er den Klassenerhalt schafft», betonte dereinstige Jenaer Stürmer, der wegen seiner extrovertierten Art mit demHang zur Arroganz längst nicht mehr unumstritten war.
In einem Kurztrainingslager will nun Neubarth ab diesem Freitag dieMannschaft auf das ostdeutsche Traditionsduell am Montagabend gegenden FC Erzgebirge Aue vorbereiten. «Ich kann nicht so viel ändern inder kurzen Zeit. Es wird Gespräche geben mit den Spielern, ich willsie kennen lernen», sagte Neubarth, der noch nie einen Zweitligistentrainierte und zuletzt im Oktober 2006 beim abstiegsbedrohten Nord-Regionalligisten Holstein Kiel entlassen wurde. Nur beim Blick auf dasschwere Restprogramm des Tabellenvorletzten leistete er sich einenkleinen Gefühlsausbruch: «Das macht den Reiz aus. Ich bin heiß drauf.»