Ergänzung zur Schulmedizin Ergänzung zur Schulmedizin: Heilpraktiken können helfen
Halle/MZ. - Etwa 10 000 Heilpraktiker mit eigener Praxis gibt es in Deutschland. Sie genießen ein sehr unterschiedliches Ansehen: Einerseits gelten sie nicht als "richtige" Ärzte, andererseits schätzen ihre Patienten die Heilungserfolge und die persönliche Betreuung. Viele Heilpraktiker sind spezialisiert auf Verfahren, die die Schulmedizin ergänzen wie Homöopathie, chinesische Medizin oder Fußreflexzonenmassage. "Heilpraktiker sind die natürlichen Vertreter der Naturheilkunde und der ganzheitlichen Heilweisen", sagt Bernd Schmidt aus Düsseldorf, Vorsitzender des Fachverbands Freie Heilpraktiker (FH) mit rund 3 500 Mitgliedern.
Wichtig für den Behandlungserfolg seien auch umfassende Gespräche mit den Patienten. "Eine homöopathische Erstbehandlung zum Beispiel braucht mindestens eineinhalb bis zwei Stunden. Diese Zeit muss man sich nehmen." Den Beruf der Heilpraktiker als selbstständigen Heilberuf neben den Ärzten gibt es in dieser Form nur in Deutschland. Die Ausübung von Heilberufen ist gesetzlich geregelt. Die Bandbreite der Heilpraktikerschulen reicht von zweifelhaften Kurz-Kursen bis zu gründlichen Ausbildungen über drei Jahre.
Das Heilpraktikergesetz hat das Ziel, eine breitere Therapievielfalt zu gestatten. Aber es darf durchaus nicht jedermann nach eigenem Gutdünken beruflich an anderer Leute Gesundheit mitwirken. Heilpraktiker müssen Prüfungen vor den zuständigen Gesundheitsämtern ablegen, bevor sie eine amtliche Bestätigung erhalten und eine Praxis eröffnen dürfen. Die Kosten, die sie ihren Patienten in Rechnung stellen, sind nach einer "Gebührenordnung für Heilpraktiker" (GebüH) gestaffelt. Sie betragen im Durchschnitt 20 bis 60 Mark für kleinere und 80 bis 150 Mark für umfangreichere Behandlungstermine und Erstuntersuchungen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen Heilpraktikerkosten in aller Regel nicht. "Ich hatte andauernd schlimme Schmerzen im Knie. Verschiedene Ärzte haben alles Mögliche probiert, ohne viel Erfolg", sagt Gisela S. aus Halle. "Dann bin ich auf Empfehlung einer Freundin zu einer Heilpraktikerin gegangen. Sie hat mich mit Akupunktur kuriert, und nach einigen Nadel-Behandlungen waren die Schmerzen wie weggeblasen." "Gerade bei chronischen Krankheiten können Heilpraktiker mit Menschenkenntnis und Naturheilverfahren mitunter helfen, auch wenn die Schulmedizin nicht mehr weiter weiß", betont der FH-Vorsitzende Bernd Schmidt. "Aber es ist wichtig, die Grenzen klar zu sehen, zum Beispiel wenn Operationen notwendig sind oder gefährliche Infektionen vorliegen. Das müssen dann Fachkollegen, Fachärzte oder Kliniken übernehmen."
Informationen:
Freie Heilpraktiker, Sternwartstraße 42, 40223 Düsseldorf, Telefon: 0211/90 17 290
Im Internet unter www.freieheilpraktiker.com
Bund Deutscher Heilpraktiker, Südstraße 11, 48231 Warendorf, Ruf: 02581/61 550
Im Internet unter www.bdh-online.de
Verband Deutscher Heilpraktiker (VDH), Ernst-Grote-Straße 13, 30916 Isernhagen
Im Internet unter www.heilpraktiker-vdh.de
Modellprojekt bei der AOK: in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen setzt sich die AOK Sachsen-Anhalt gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung ein. Seit Mai können sich AOK-Versicherte mit dieser alternativen Methode behandeln lassen bei chronischen Kopf- und Lendenwirbelsäulen-Schmerzen sowie bei chronischen Gelenkbeschwerden in Knie und Hüfte, die länger als sechs Monate be- stehen. Die AOK übernimmt die Kosten für Akupunkturbehandlungen in Höhe von 50 Mark je Behandlung bei einer Mindestdauer von 30 Minuten für maximal zehn Sitzungen im Jahr. Namen und Adressen von Ärzten, die die entsprechende Behandlung vornehmen, erfahren Interessierte bei der AOK.
Telefonische Auskunft erteilt die AOK zum Ortstarif unter 0180-2 30 46 86.