Erbsache - Sport-Tradition einer Familie Erbsache - Sport-Tradition einer Familie: Mit Vati zu jedem Spiel
Magdeburg/MZ. - Ingolf Wiegert, 225facher Nationalspieler der DDR vom SC Magdeburg und einer der besten Kreisläufer der Welt, faszinierte die Fans mit seinen blitzschnellen, unnachahmlichen Drehungen an der Sechs-Meter-Linie. Sohn Bennet begeistert seit einem halben Jahr die Zuschauer beim Wilhelmshavener HV mit Toren aus dem Rückraum.
Bei den Elbestädtern sah der Junior keine Perspektive mehr, die Spielanteile unter Trainer Alfred Gislason waren ihm zu wenig. Also führte der Weg den fünffachen Nationalspieler (15 Tore) an den Jadebusen. "Wenn es so weiterläuft, dann habe ich alles richtig gemacht", sagt der 22-Jährige, der beim WHV aus dem Stamm nicht mehr wegzudenken ist. Vater Ingolf beurteilt die Situation nicht anders. "Bennet hatte angesichts der Konkurrenz beim SCM nur diese Alternative. Der Wechsel hat ihn schon jetzt sportlich weiter gebracht. Seine Leistungen in der Abwehr haben sich enorm verbessert. Er ist nervenstark bei Strafwürfen und mit 108 Toren aus 18 Spielen nicht umsonst Wilhelmshavens gefährlichster Werfer", kennt sich Vater Ingolf bestens aus.
Und das, obwohl er den Filius in dieser Saison erst zwei Mal live gesehen hat. "Ich konnte nur die beiden direkten Duelle mit den Magdeburgern hautnah verfolgen. Ansonsten ist auch meine Zeit sehr begrenzt", sagt Ingolf Wiegert. Der 47-Jährige, der von 1976 bis 1989 für den SC Magdeburg spielte, trainiert neben seinem Job an der Sportschule in Magdeburg auch noch die Regionalliga-Handballer von Eintracht Glinde und kümmert sich in den Nike-Trainingscamps um die kleinsten Handballer.
So, wie die Steppkes dort, hat auch Bennet Wiegert, den seine Freunde nur "Benno" rufen, einmal angefangen. "Für mich hat es nie eine andere Sportart gegeben. Ich bin mit Vati zu jedem Spiel gefahren. In den Pausen sind wir Kinder über das Feld gehetzt. Ich wollte immer Handballer werden", erklärt er. Als Profi will der 1,93 Meter große Rückraumspieler noch weit kommen - zur WM 2007 in Deutschland oder zu Olympia 2008 in Peking.
"Ich glaube, das sind die Träume eines jeden Sportlers. Auch ich werde hart trainieren, um bei einem solchen Großereignis die deutschen Farben vertreten zu können", sagt Bennet. In einem Punkt sind sich Vater und Sohn Wiegert übrigens einig: Die Nationalmannschaft kam für Bennet zu früh. "Ich habe bei meinen fünf Einsätzen sehr viele Erfahrungen und Eindrücke gesammelt. Aber es war auch eine schwere Zeit, in der mir gnadenlos meine Grenzen aufgezeigt wurden", erinnert sich Bennet, der im Gegensatz zu seinem Vater nicht glaubt, bei einem vom Bundestrainer weniger beachteten Verein zu spielen. "Wer seine Leistung bringt, wird bei Heiner Brand seine Chance erhalten. Der sieht nicht nur die Topvereine, sondern auch die zweite Liga. Der Delitzscher Lars Kaufmann oder Steffen Weber aus Kronau, der bei der WM in Tunesien das Spiel antreiben soll, sind Beispiele dafür."