EM 2012 EM 2012: Polnische Fans lernen in Deutschland
Jena/dpa. - «Auch wenn es kein polnischer Fan zugeben würde: Wir beneiden die Strukturen, die Organisationsform und die Möglichkeiten deutscher Projekte», sagte Dariusz Lapinski vom staatlichen Polnischen Organisationskomitee der Europameisterschaft 2012.
Trotz positiver Tendenzen gebe es bis zur EURO noch viel zu tun, um das Ansehen der polnischen Fans zu verbessern. Dafür suche er den direkten Dialog mit den Fanclubs der Vereine und ermuntere sie zu Partnerschaften mit deutschen Fanprojekten, erklärte Lapinski auf der Bundeskonferenz für Fanprojekte in Jena.
Während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 wurde in den Medien vor den polnischen Fans gewarnt, vor keiner «Fan-Nation» hatte es größere Angst gegeben. Doch diese Befürchtungen stellten sich am Ende als völlig unbegründet heraus, denn es passierte nichts. Lapinski sieht einen positiven Trend - für ihn keine Überraschung: «Die Hoch-Zeit der brutalen Hooligans unter den Fußballfans in Polen liegt in den 90er Jahren. Die Tendenz geht zum netten Lokalpatriotismus.»
Anhänger von Slask Wroclaw unterhalten bereits eine Partnerschaft zu dem Fanprojekt von Dynamo Dresden, Lechia Gdansk zum Fanprojekt Bielefeld. «Die polnischen Fans sollen zum Beispiel bei Praktika in Deutschland lernen, wie man ein Projekt institutionell vernetzt, wie man eine Auswärtsfahrt organisiert. Das sind Fragen, die hierzulande trivial sind, aber in Polen müssen sie sozusagen neu erfunden werden», unterstrich Lapinski den Nutzwert dieser Partnerschaften.
Vor einem Fußball-Großereignis sei es um ein Vielfaches leichter, bei Politikern und anderen Institutionen Geld für die Projekte zu akquirieren. «Mich interessiert aber vielmehr eine nachhaltige Entwicklung in der polnischen Fankultur», bemerkte Lapinski. Unterstützung bekommt er dabei auch von der Koordinationsstelle Fanprojekte in Deutschland (KOS). Diese hilft, Kontakte herzustellen und gibt organisatorische Unterstützung. «Am wichtigsten ist es aber, dass wir den Dialog zwischen den Fans beider Länder fördern», erläuterte Michael Gabriel, Leiter der KOS.
Und das funktioniert gut. In Bielefeld sind derzeit die ersten beiden polnischen Praktikanten zu Gast. Natürlich gebe es Sprachbarrieren, aber das sei völlig normal, berichtete Ole Wolff vom Fanprojekt Bielefeld über Eindrücke nach einer Woche: «Aber die beiden sind sehr interessiert an unserer Arbeit, wollen von uns lernen. Und mit Simultandolmetscher funktioniert das hervorragend.»