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Elbfähre Pretzsch Elbfähre Pretzsch: Stillstand sorgt für viel Zorn und Frust

22.07.2001, 14:32

Pretzsch/MZ. - "So, wie es im Januar angelaufen ist, hätte es wirklich ein Bomben-Jahr werden können", erzählt Klaus-Dieter Müller von der Pension "Zur Müllerin" in Sachau. Doch daraus wurde nichts. Denn dass die Pretzscher Elbfähre nunmehr seit zwölf Wochen nicht verkehrt, spürt auch das Ehepaar Müller im wenige Kilometer entfernten Sachau. Vor allem viele Radtouristen, die dort übernachten und dann in Pretzsch übersetzen, fehlen zur Zeit. "Die Stornierungen bei uns haben sich in der Saison mittlerweile gehäuft", berichtet Klaus-Dieter Müller.

Und die Radfahrer, die doch bis an die Elbe kamen, erlebten oft böse Überraschungen. "Viele Touristen standen abends an der Fähre, und plötzlich war dann dort die Welt zu Ende", erinnert sich Klaus-Dieter Müller. Und auch seine Frau hat mit zahlreichen enttäuschten und verärgerten Gästen gesprochen. "Die können einfach nicht verstehen, wie so etwas so lange dauern kann, und das sogar noch mitten in der Saison", berichtet sie. Doch auch die beiden Gastleute selbst sind schockiert. "Wir haben wirklich niemals geglaubt, dass es mit der Reparatur der Elbfähre so lange dauern wird", räumt Wirtin Gabriele Müller ein.

Ähnliche Gedanken hat Fährmann Mirko Hiller, wenn er in diesen Tagen auf der Fähre ungeduldig auf und ab marschiert. "Am 25. April um 21 Uhr hatten wir hier unsere letzte Überfahrt", erinnert er sich, "dass es so weit kommt, hätte ich niemals für möglich gehalten". An diesem Sonnabend nun kommen die zwei überarbeiteten Motoren zurück. Doch wann endlich nach den vielen Reparaturen, Pannen und Schwierigkeiten mit der Akener Schiffswerft die erste Probefahrt möglich ist, lässt Hiller offen. Er hat es sich mittlerweile abgewöhnt, noch Prognosen zu geben. Stattdessen blickt er zwei Sportbooten nach, die über die Elbe fahren. "Jetzt, wo keine Fähre fährt, können die hier voll durchziehen."

Stillstand dagegen bei den vielen Radfahrern am Ufer. "Wenn hier offen wäre, würden wir weiterfahren", erzählt Inge Bäcker, die für eine Kur zurzeit in Bad Schmiedeberg ist. "Viele beschweren sich, und auch ich verstehe das nicht", bekräftigt sie. Ziel der Kritik, des Unmutes und Ärgers ist oft das Personal des Fährhauses. "Erst kürzlich wurde eine meiner Kellnerinnen deshalb beschimpft", so Wirt Rolf Schneider. Dabei hat auch sein Betrieb sehr unter dem Ausfall der Fähre zu leiden. Auf 20 000 bis knapp 30 000 Mark beziffert Schneider die bisherigen Verluste. "Es passiert ja schließlich alles während der Hauptsaison, und so muss ich das Geschäft gewaltig zurückfahren, und das tut schon weh", berichtet der Chef des Fährhauses. Hoffnungen auf Hilfe, beispielsweise aus der für die Pretzscher Elbfähre zuständigen Kreisverwaltung, hat Schneider indes kaum. "Wir wünschen uns einfach noch, etwas vom Rest der Saison mitnehmen zu können", sagt er, bleibt aber skeptisch. "Wissen sie, wie schnell sich so eine Nachricht unter Radfahrern herumspricht?"

Deutliche Worte schlägt deshalb Klaus-Dieter Müller an. "Dies ist keine einfache Panne mehr, deshalb müsste der Landkreis Schadensersatz zahlen", fordert der Mann von der Pension "Zur Müllerin". Zumal die Konsequenzen aus einer Sicht erheblich sind. "Darunter leidet das Image des gesamten Elbe-Radweges, und so was lässt sich nur schwer wieder beheben."