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Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Ehninger greift Sportgericht scharf an

28.03.2010, 15:41

Berlin/DPA. - Fall Pechstein: Mediziner greift CAS scharf anDie gesperrte Claudia Pechstein hofft auf eineschnellstmögliche Rückkehr ins Training, der Chef der deutschen Blut-Experten verschärft seine Vorwürfe gegen die Sportrichter. «DasUrteil des internationalen Sportgerichtshofes CAS ist abstrus. Faktenlagen auf dem Tisch, und doch ist Unrecht geschehen», sagte GerhardEhninger, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hämatologieund Onkologie (DGHO), der «Sächsischen Zeitung» (Samstag).

Am 25. März ist die Einspruchsfrist des Eislauf-Weltverbandes beimSchweizer Bundesgericht abgelaufen, bis zu der die ISU zum Eil-AntragPechsteins Stellung nehmen konnte. Die Berlinerin hatte auf Grundlageneuer medizinischer Erkenntnisse den Antrag gestellt, um inVorwegnahme einer möglichen Revision vor dem Sportgerichtshof CASmöglichst schnell wieder ins Training einsteigen und an Sommer-Testrennen teilnehmen zu können. In einem Gutachten hatten führendeDGHO-Experten der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin unlängsteine vererbte Blut-Anomalie bescheinigt. Anti-Doping-Fachleutekritisieren hingegen die neuen Ergebnisse als nicht überzeugend.

Ehninger forderte nun erneut eine Aufhebung von Pechsteins Sperre.Es lägen neue Befunde vor, die auch neu verhandelt werden müssten.Zudem habe sich der CAS aus früheren Gutachten nur «diejenigen Dingerausgepickt», die für ein Doping-Vergehen der Berlinerin sprechenwürden. «Mein Appell ist: Kommt auf rechtsstaatliche Grundsätzezurück. Im Antidopingkampf darf es keine unschuldigen Opfer geben»,sagte der Dresdner Mediziner. Pechsteins Sperre gleiche einer«Kreuzigung».

Die Kritik der Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke und Fritz Sörgelan dem DGHO-Gutachten wies Ehninger zurück. Pharmakologe Sörgel siehtPechstein keineswegs als entlastet an und den Doping-Verdacht auchdurch den vererbten Gen-Defekt nicht ausgeräumt. Pechsteins Blut-Werte, die gerade vor Wettkämpfen besonders auffällig gewesen seinsollen, seien nicht nur durch Doping, sondern auch durch eineKugelzell-Anomalie zu erklären, konterte Ehninger. «Bei körperlicherund seelischer Anstrengung reagiert der Körper mit verändertenBlutwerten», erklärte er. Die Kritiker seien keine echten Fachleuteund würden nur ihre «vorgefertigte Meinung» wiederholen», wetterteer. «Anti-Doping-Kampf hat etwas Irrationales an sich, weil die Sachean sich so im Vordergrund steht. Wir müssen dafür sorgen, dass es eingerechter Kampf wird.»

Zuletzt hatte auch Pierre-Edouard Sottas, Mitarbeiter des Anti-Doping-Labors Lausanne und einer der mit dem Fall beschäftigten ISU-Gutachter, Pechsteins Position gestärkt. «Das Profil von Pechsteinentsprach nicht einem typischen Dopingfall», sagte er der «NeuenZürcher Zeitung» (Samstag). Sottas will die ISU von Anfang an aufseine Bedenken hingewiesen haben. Der Weltverband ISU hat Pechsteinfür zwei Jahre bis Februar 2011 gesperrt, der CAS hatte diesbestätigt. Pechstein hofft, dass das Schweizer Bundesgericht bis etwaEnde Mai ihrem Antrag auf Revision des CAS-Urteils stattgibt und eszu einer Neuaufnahme des Hauptverfahrens in Lausanne kommt.