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Dorfporträt - Geschichte Dorfporträt - Geschichte: Von Pfiffel, St. Nikolai und Lüttichs

27.03.2001, 12:52

Mönchpfiffel/Nikolausrieth/MZ. - In Mönchpfiffel riecht man überall Geschichte. Der riesige Wirtschaftshof mit der altertümlichen Kapelle, die alte Wassermühle am noch trockenen Flussbett der Rhone, die barocke Chausseekirche nördlich der Durchfahrtsstraße nach Allstedt, die alte Schäferei und vieles mehr sind Zeugen dieser langen Geschichte. Und dennoch ist Mönchpfiffel eine der jüngsten Gemeinden der Region, denn erst 1853 wurde der Ort zur selbständigen Gemeinde erklärt und ein Bürgermeister eingesetzt. Bis dahin verwaltete die Stadt Allstedt den Ort, der bereits im Hersfelder Zehntverzeichnis unter dem Namen "Balide" (bebende Sumpf- und Heidelandschaft) erstmals erwähnt wurde.

Durch Wortverschiebungen bekam der Ort irgendwann die Bezeichnung Pfiffel, weiß Ortschronist Helmut Lewandowski zu berichten. Als 1231 das Zisterzienserkloster Walkenried den Ort und später die bereits 1208 erbaute Mühle erwarb, erhielt der sich entwickelnde Wirtschaftshof den Namen Mönchpfiffel. Nach der Schließung des Klosters erwarb 1548 der Kurfürst von Sachsen für seine Mündel, die Großherzöge von Sachsen-Weimar den Mönchshof. Die Glocke der kleinen Klosterkapelle aus dem Jahre 1364 ist eine der ältesten noch erhaltenen Glocken Deutschlands. Sie musste wegen des schlechten Bauzustandes des kleinen Kirchleins jedoch entnommen werden und erhielt auf dem Friedhof hinter der Chausseekirche, welche 1835 vom großherzoglichen Baumeister Coudary im weimarisch-klassizistischen Stil errichtet wurde, an einem profanen Stahlgerüst ihren neuen Standort.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden um den Wirtschaftshof mit der alten Schäferei, Wirtschaften und Häuslerstellen errichtet. So wurde der Charakter des für diese Gegend typischen Haufendorfes ausgeprägt. In Nikolausrieth, das um 1180 gegründet wurde, fällt die völlig untypische Anlage als Zeilendorf auf. Wie auf einer Perlenkette reihen sich die Häuser an der einzigen Straße des Ortes auf. Die Geschichtsschreibungen des Helmut Lewandowski und der Gerda Kubon machen die Flamen hierfür verantwortlich. Im Auftrag von Kaiser Barbarossa legten eingewanderte Flamen unter Leitung des Mönches Jordan die Sümpfe der Helme trocken und gaben dem Fluss seinen heutigen Verlauf. Zum Dank für ihre Pionierarbeit erhielten die Flamen die Erlaubnis zur Ansiedlung. 1226 wurde in einer Urkunde des Klosters Walkenrieth der Ort als Novale St. Nikolai (Neugründung benannt nach dem Bischof Nikolaus v. Patara) erstmals erwähnt. Dank des Wasserreichtums gab es auch zahlreiche Wassermühlen an der Helme und Rhone.

Doch von diesen ist heute keine mehr in Betrieb. Der Dammmühle, 1707 in Nikolausrieth gebaut, wurde 1969 im Rahmen der Helmeregulierung das Wasser entzogen. Die ehemalige Klostermühle, die nach der Auflösung des Klostergutes Jahrhunderte in Erbpacht betrieben wurde, übernahm Helmut Koch, der Enkel des ehemaligen Müllers, nach der Wende wieder in Privatbesitz und dieser hat gemeinsam mit dem Mühlenverein bereits in den letzten Jahren umfangreiche Rekonstruktionsarbeiten an diesem technischen Denkmal vorgenommen. Fest ist die Entwicklung der Doppelgemeinde mit dem Namen der Familie Lüttich verbunden, die seit 1617 in Mönchpfiffel präsent ist und sich später als Erbpächter des Wirtschaftshofes nicht nur in Mönchpfiffel einen guten Namen geschaffen hat.