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Doping-Vorwürfe Doping-Vorwürfe: Gefährten von einst belasten Lance Armstrong

Von Christoph Leuchtenberg 21.05.2011, 18:20
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Lance Armstrong (l.) und George Hincapie stoßen nach der Tour de France 2005 miteinander an. (FOTO: DPA)
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Lance Armstrong (l.) und George Hincapie stoßen nach der Tour de France 2005 miteinander an. (FOTO: DPA) EPA

Los Angeles/Köln/SID. - Die treuen Gefolgsleute von einst und Freunde aus Glanzzeiten wenden sich von Lance Armstrong ab und stellen den früheren Radsport-Herrscher an den Dopingpranger: Nach Floyd Landis haben auch die Ex-Teamkollegen Tyler Hamilton und George Hincapie den siebenmaligen Tour-Sieger schwer belastet. "Er hat genommen, was wir alle genommen haben. Epo, Testosteron, Bluttransfusionen", sagte Zeitfahr-Olympiasieger Hamilton im Gespräch mit dem Nachrichtensender CBS. Hincapie soll laut CBS den Ermittlungsbehörden gegenüber ausgesagt haben, ebenfalls Augenzeuge der Dopingpraktiken Armstrongs gewesen zu sein.

Hamilton behauptete in der Show "60 Minutes", er habe oft dabei zugesehen, wie sich Armstrong selbst Epo injizierte, unter anderem vor seinem ersten Tour-Sieg 1999. "Es lag immer in seinem Kühlschrank", sagte der zweimal des Dopings überführte Hamilton, der nach einer 2009 verhängten Acht-Jahres-Sperre seine Laufbahn beendete.

Hincapie, der ein direktes Gespräch bei CBS ablehnte, erklärte via Twitter: "Ich kann nichts kommentieren, was mit den laufenden Ermittlungen zu tun hat. Ich kann nur sagen, dass ich nicht mit CBS gesprochen habe. Ich habe keine Ahnung, woher die ihre Informationen haben." CBS wollte seine Quelle nicht nennen.

Die Aussagen des 37-Jährigen könnten die Luft für Armstrong jedoch merklich dünner werden lassen, bergen sie doch ungleich mehr Sprengstoff als die der selbst als Betrüger verschrieenen Landis und Hamilton. Im Gegensatz zu den beiden Ex-Kollegen ist Hincapie immer noch aktiv und in seinen bald 18 Profijahren nie als Dopingsünder aufgefallen. Vor allem aber galt Hincapie als treuester Adjutant und bester Freund Armstrongs im Radsportzirkus, stand bei allen Toursiegen an der Seite des Champions. "Er ist wie ein Bruder für mich", sagte Armstrong noch im vergangenen Jahr.

Der ansonsten überaus mitteilungsfreudige Armstrong kommentierte die "Causa Hincapie" nicht, nachdem er Hamiltons Anschuldigungen via Twitter noch kategorisch zurückgewiesen und sich als Saubermann hingestellt hatte. "Eine Karriere über 20 Jahre. 500 Dopingkontrollen weltweit, im Wettbewerb und im Training. Niemals ein positiver Test. Der Fall ist erledigt", schrieb der 39-Jährige, der seine Laufbahn im Februar 2011 endgültig beendet hatte.

Einen Seitenhieb auf Hamilton konnte sich Armstrong nicht verkneifen. "Herzlichen Glückwunsch zum dritten Olympiagold", twitterte Armstrong in Richtung Wjatscheslaw Jekimow. Der Russe hatte 2004 in Athen im Zeitfahren Platz zwei hinter Hamilton belegt. Der Amerikaner war anschließend positiv auf Blutdoping getestet worden, durfte die Goldmedaille aber wegen fehlerhafter Lagerung der B-Probe behalten. Am Freitag übergab Hamilton das Edelmetall der US-Anti-Doping-Agentur.

Armstrongs Anwalt Mark Fabiani warf Hamilton derweil Profitgier vor. "Hamilton will Geld machen, indem er ein Buch schreibt. Jetzt hat er die bisher stets erzählte Story komplett geändert, damit er in diese Fernsehshow kommt und seine Chancen bei den Verlegern verbessern kann", sagte Fabiani: "Aber das kann nicht die Tatsache verändern, dass Lance Armstrong der am häufigsten getestete Athlet der Sportgeschichte ist."

Hamilton war von 1998 bis 2001 Armstrongs Teamkollege bei US Postal und Edelhelfer bei dessen drei ersten Tour-Triumphen. 2004 wurde Hamilton vier Wochen nach seinem Olympiagold bei der Spanien-Rundfahrt des Fremdblutdopings überführt und für zwei Jahre gesperrt. 2009 wurde er erneut mit unerlaubten Mitteln im Blut erwischt.

Sein früherer Kapitän Armstrong befindet sich auch nach seinem Karriereende im Visier der Dopingfahnder. Frankreichs Anti-Doping-Agentur AFLD kündigte im Februar an, den US-Ermittlern um Cheffahnder Jeff Novitzky Armstrongs Proben von der Tour de France 1999 zur Verfügung stellen zu wollen. In Nachuntersuchungen sollen in den sechs Proben Spuren von Epo entdeckt worden sein. Über Novitzky war 2007 bereits Leichtathletik-Star Marion Jones gestolpert und wegen Falschaussage im Gefängnis gelandet.

Tyler Hamilton ist nicht der einzige ehemalige Weggefährte Armstrongs, der dem Texaner jahrelangen Dopingmissbrauch vorwirft. Im vergangenen Jahr hatte Floyd Landis aus der gemeinsamen Zeit bei US Postal berichtet, Armstrong habe permanent und systematisch gedopt. Bereits 2006 hatte sich der Neuseeländer Stephen Swart, einst Armstrongs Teamkollege bei Motorola, zu dessen Dopingpraktiken geäußert. Dieser habe das Thema Epo überhaupt erst zur Sprache gebracht und die jungen Fahrer gedrängt, es zu versuchen.

Armstrong hat sämtliche Anschuldigungen stets bestritten. "Ich weiß, was ich tue, und ich weiß, was ich getan habe", sagte er bei seinem Karriereende. Hamilton und Hincapie scheinen dies ebenfalls zu wissen.