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Die Industrie sorgt für Wachstum in Sachsen-Anhalt

12.10.2005, 13:17

Halle/MZ. - Herr Fänger, wer wird alles durch ihre Landesvereinigung vertreten?

Helge Fänger: Das ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden, hier in Sachsen-Anhalt. Das sind derzeit 28. Wir vertreten darüber hinaus die Bundesvereinigung der deutschen Industrie (BDI) und den Bundesverband deutscher Arbeitgeber (BDA) im Land. Damit vertreten wir 70 Prozent aller Unternehmen des Landes.

Wir befinden uns im Jahr 15 der deutschen Einheit, wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung im Land?

Helge Fänger: In den vergangenen Jahren ist sehr viel passiert. Das muss man bei aller Kritik die es gibt, feststellen. Wir haben zum Beispiel eine moderne Infrastruktur, die erleichtert die Aufgaben der Wirtschaft beträchtlich. Und, auch wenn es manche anders sehen, auch die Lebensverhältnisse der Menschen haben sich verbessert. Die Industrie in Sachsen-Anhalt entwickelt sich außerdem positiv. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs um ein Prozent,in der Industrie waren es sogar 9,3 Prozent. Es ist also Wachstum vorhanden.

Was würden Sie, wenn Sie es könnten, als Allererstes tun, um den wirtschaftlichen Aufschwung im Land stärker in Gang zu bringen?

Helge Fänger: Ich denke, das größte Problem sind die Staatsfinanzen bei Bund und Land. Da muss sehr schnell etwas passieren, weil die Investitionsausgaben in den öffentlichen Haushalten immer mehr durch die Sozialausgaben zurückgedrängt werden. Hinzu kommt, dass die Personalausgaben Sachsen-Anhalts im Vergleich mit anderen Bundesländern wahnsinnig hoch sind. Dadurch ist das Land finanziell bald nicht mehr handlungsfähig. Das Erste, was ich tun würde, wäre, durch drastische Maßnahmen bis hin zu Entlassungen diese Personalausgaben zu senken. Dazu gehört für mich auch eine Aufhebung des Kündigungsschutzes im öffentlichen Bereich.

Wie würden Sie folgende Zahlen kommentieren: Seit dem Jahr 2000 nahm in Sachsen-Anhalt der so genannte Modernisierungsgrad in der Wirtschaft stetig ab, nachdem er von 1991 bis 99 kontinuierlich wuchs.

Helge Fänger: Ich kenne die Zahlen nicht, insofern fällt es mir schwer, diese nachzuvollziehen. Bei Statistiken bin ich vorsichtig. Ich weiß, dass nach wie vor in der Wirtschaft sehr hohe Investitionen getätigt werden. Es kann schon damit zusammenhängen, dass Betriebe verschwinden und sich dadurch dieser Effekt ergibt. Es liegt mit Sicherheit nicht daran, dass Unternehmen Investitionen vernachlässigen. Es könnte auch daran liegen, dass die Finanzierung von Investitionen schwieriger geworden ist.

Und weiter, im ersten Halbjahr 2005 wurden in unserem Land 11 000 Gewerbe angemeldet und 9 700 abgemeldet, damit waren die Anmeldungen ein Prozent niedriger als im Vorjahr und die Abmeldungen haben um 14,1 Prozent zugenommen.

Helge Fänger: Gut, wenn ich die reine Industrie betrachte haben wir ein Plus von 1,2 Prozent. Also hat die Industrie diese Zahlen nicht verursacht. Ich vermute, dass diese Zahlen die so genannten Ich-AG verursacht haben. Wir haben im vergangenen Jahr dort einen Gründungsboom erlebt. Und diese Blase bricht jetzt, mit dem Auslaufen der Förderung, in sich zusammen.