Die Betrugsaffäre um Renault
Berlin/dpa. - Der ehemalige Teamchef FlavioBriatore wurde für «unbegrenzte Zeit» aus allen FIA-Rennserienverbannt, der Ex-Chefingenieur Symonds für fünf Jahre gesperrt. Damitendete die Affäre «Chrashgate», die seit Wochen die Formel 1überschattet hatte. Renault hatte sich vor dem FIA-Weltrat für deninszenierten Unfall von Nelson Piquet Jr. beim Nachtrennen inSingapur zu verantworten, der seinem Teamkollegen Fernando Alonso denWeg zum Sieg ebnete. Piquet und Alonso kamen straffrei davon. DieDeutsche Presse-Agentur dpa dokumentiert den Verlauf des Skandals:
Das KOMPLOTT:
27. September 2008: Nach Aussage von Renault-Chefingenieur PatSymonds schlägt ihm der Brasilianer Piquet am Tag vor dem Rennen inSingapur vor, absichtlich einen Unfall zu verursachen.
28. September 2008: Bei einem Treffen zwischen Teamchef FlavioBriatore, Symonds und Piquet wird angeblich das Unfall-Szenariodiskutiert. Symonds soll Piquet erklärt haben, dass Kurve 17 diebeste Stelle für einen Crash ist, um mit Sicherheit eine Safety-Car-Phase zu verursachen.
Das RENNEN:
Runde 12: Alonso kommt ungewöhnlich früh zu einem Boxenstopp. ViaFunk überzeugt ihn Symonds, dass diese Strategie sinnvoll ist, auchwenn der Spanier als Letzter auf die Strecke zurückkehrt.
Runde 14: Bei Kurve 17 fährt Piquet in die Mauer. Telemetriedatenzeigen, dass der Rennfahrer seinen Fuß nicht wie normalerweise andieser Stelle vom Gas nahm. Zuvor hatte er sich mehrfach erkundigt,in welcher Runde er sich befindet. Nach dem Unfall kommt für sechsRunden das Safety-Car auf die Strecke. Alonso rückt immer weiter vor,weil er als einer der wenigen schon getankt hat.
Runde 34: Alonso übernimmt die Führung und gibt sie bis ins Zielnicht mehr ab. Es ist der erste Saisonsieg für Renault.
Der SKANDAL:
26. Juli 2009: Der Ungarn-Grand-Prix ist das letzte Rennen fürPiquet im Renault. Danach wird er wegen Erfolglosigkeit entlassen. ImGegenzug kontaktiert sein Vater Nelson Piquet Sen. FIA-Präsident MaxMosley und kündigt eine Aussage seines Sohnes in Sachen Singapur an.
30. Juli 2009: Bei einer Anhörung in Paris erklärt Piquet Jr.,Briatore und Symonds hätten ihn angewiesen, den Unfall zuverursachen. Er sei darauf eingegangen, weil er sich einen Vertragfür die neue Saison sichern wollte.
3. August 2009: Piquet Jr. gibt auf seiner Internetseite offiziellbekannt, dass Renault ihn entlassen hat. Er bezeichnet Briatore, derauch sein Manager ist, als «meinen Henker».
17. August 2009: Im Büro der privaten Ermittler von Quest, die vonder FIA mit der Untersuchung beauftragt wurden, nennt Piquet Jr. beieiner zweiten Befragung weitere Details.
27. August 2009: Am Rande des Großen Preises von Belgien in Spa-Francorchamps werden Alonso und die Renault-Teamführung zu denVorwürfen vernommen. Alonso erklärt, nichts gewusst zu haben.Briatore weist die Anschuldigungen zurück. Symonds verweigert in denmeisten Punkten die Aussage.
30. August 2009: Unmittelbar nach dem Belgien-Rennen berichtenMedien in Brasilien erstmals über den Skandal. Die FIA bestätigtzunächst nur Ermittlungen bei einem früheren WM-Rennen.
4. September 2009: Die FIA lädt Renault zu einer außerordentlichenSitzung des Motorsport-Weltrats am 21. September vor.
10. September 2009: Aus unbekannter Quelle tauchen immer mehrDetails aus den FIA-Ermittlungen in der Öffentlichkeit auf.
11. September 2009: Renault und Briatore erstatten Strafanzeigegegen die Piquets wegen «falscher Anschuldigungen im Zusammenhang miteinem Erpressungsversuch». FIA-Chef Mosley sichert Piquet Jr.Straffreiheit zu. Auch Symonds soll ein ähnliches Angebot erhaltenhaben, wenn er umfassend aussagt.
16. September 2009: Briatore und Symonds verlassen das Renault-Team. Der Rennstall gibt bekannt, dass er «die Anschuldigungen derFIA nicht bestreitet» - praktisch ein Schuldeingeständnis.
21. September 2009: Nach einer 90-minütigen Anhörung in Parisverurteilt der Motorsport-Weltrat den Rennstall Renault zu einerSperre von zwei Jahren auf Bewährung. Briatore wird für «unbegrenzteZeit» aus allen FIA-Rennserien verbannt. Symonds wird für fünf Jahregesperrt.