Deutsche Hallen-Meisterschaften Deutsche Hallen-Meisterschaften: Letzte Jagd nach WM-Tickets am Wochenende in Dortmund

Dortmund/dpa. - Der «alte» Tim Lobinger und eine «neue» Nastja Ryshich wollen bei den deutschen Hallen-Meisterschaften der Leichtathleten am Wochenende in Dortmund für die Höhepunkte sorgen. Auf der letzten Jagd nach den Tickets für die Weltmeisterschaften Anfang März in Budapest stehen aber nicht nur die Stabhochspringer im Rampenlicht. Klasse statt Masse - das Motto für Budapest? Vor einem Jahr kreuzte der DLV in Birmingham mit zehn Aktiven auf und nahm vier Medaillen mit. «In Dortmund muss der letzte Schub kommen. Wir wollen viel Klasse sehen und machen unser Team nicht absichtlich klein», versicherte Rüdiger Nickel, der Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV).
Dortmund ist für die DLV-Elite die entscheidende WM-Qualifikation. Nickel rechnet mit «14 bis 18, maximal 20» Startern in Budapest. Wer die anspruchsvolle Norm des Weltverbandes IAAF erfüllt, der habe auch eine echte Endkampfchance. So wie Lobinger, der einzige deutsche Hallen-Weltmeister von Birmingham. Der WM-Fünfte vom ASV Köln erfüllte am vergangenen Sonntag in Karlsruhe mit 5,72 m zwar die Norm, ist aber noch nicht durch. Sicher hat das Ticket bisher nur Kollege Björn Otto (Uerdingen/Dormagen), der die WM-Norm (5,70 m) als Sieger beim Hallen-Europacup in Leipzig bestätigte.
«Die Höhe kam zur rechten Zeit», meinte Lobinger nach seinem 5,72- m-Sprung erleichtert. Dem 31-Jährigen fehlen nach seiner Blinddarmoperation im November rund 300 Trainingssprünge. «Ich hoffe, dass ich mich nun für die WM qualifizieren und meinen Titel in Budapest verteidigen kann.» Damit dürfen sich die Fans in der Helmut- Körnig-Halle wohl auf einen Vierkampf um das zweite WM-Ticket freuen: Doch dann müssen Lars Börgeling, Richard Spiegelburg oder Georgi Wassilew mindestens 5,73 m springen und Lobinger schlagen.
Völlig überraschend katapultierte sich Nastja Ryshich nach langer Durststrecke wieder über die 4,50 m - und in die Favoritenrolle. «Es war schon ein komisches Gefühl, nach fünf Jahren wieder diese Höhe gesprungen zu sein», meinte die Hallenweltmeisterin von 1999 nach dem Höhenflug, der ihr am 4. Februar ebenfalls in Dortmund geglückt war. Ein gutes Omen für die 26-Jährige vom ABC Ludwigshafen, die bei der WM für die verletzte Freiluft-Vizeweltmeisterin Annika Becker (Erfurt) in die Bresche springen muss.
Viele Top-Athleten verzichten im Olympia-Jahr auf die Hallensaison oder müssen auf Grund von Verletzung bzw. Krankheit passen: Ingo Schultz, Grit Breuer, Heike Drechsler, Nils Schumann, Annika Becker und weitere Asse werden erst bei Freiluft-Wettkämpfen wieder auftauchen. Einen anderen Plan hat Weitspringerin Susen Tiedtke, die in Dortmund Anlauf zu ihrem zweiten Comebackversuch nimmt. Die Olympia-Sechste von Sydney, die nun für die LG Frankfurt/Main startet, will es mit 35 noch einmal wissen.