Der Stinkstiefel
Hamburg/dpa. - Zwei oben auf dem Dach, unten gafft die Menge. Beide wollen springen, versuchen, es sich gegenseitig auszureden. Am Ende liegen sie sich in den Armen, der Jüngere zischt dem Älteren zu:
«Jetzt denken die dort unten, dass Sie im Grunde des Herzens ein ganz sentimentales Weichei sind.» - «Und über dich,» so der andere, «dass du ein ausgemachter Idiot bist.» Die Szene gehört zu den schönsten im Film «Der Stinkstiefel», den das ZDF an diesem Montag (20.15 Uhr) zeigt.
Hauptdarsteller Leonard Lansink erinnert sich allerdings noch lieber an einen anderen Augenblick: wie er in einer Szene der schon vom unheilbaren Krebs gezeichneten Barbara Rudnik in ihrer letzten Rolle gegenüberstand, vor makabrem Hintergrund. Die Szene spielt an einem Grab, «aber Barbara», erinnert sich Lansink, «war so heiter, entspannt und trotz allem optimistisch, dass finstere Gedanken gar nicht aufgekommen sind.» Sein Kehlkopf allerdings, das gibt er zu, bekam in dieser Stunde viel zu schlucken.
«Der Stinkstiefel», von Thomas Nennstiel inszeniert, bringt eine Bombenrolle für den Wilsberg-Darsteller Lansink, «ein etwas härterer Wilsberg», wie er selber lachend meint, ein Misanthrop und Schrecken aller Mitmenschen. Lansink mag an ihm nicht, «dass der sich Schwächeren gegenüber besonders übel aufführt», er neidet ihm allerdings seine Schlagfertigkeit, die ihm die Dialoge in Stefan Rogalls Buch unterlegen. Repliken wie: «Haben Sie mich verstanden, oder sind zwei Sätze hintereinander zu schwer für Sie?»
«Mir selbst», seufzt er, «fallen schlagfertige Antworten leider immer dann erst ein, wenn sie nicht mehr so richtig schlagfertig sind.» Dem Stinkstiefel an Schlagfertigkeit gewachsen ist eigentlich nur eine, der Nachbarin Töchterchen Amelie. Und schon schlagen Schicksal wie Drehbuch gewaltig zu: Die kesse Kleine bricht sich ein Bein, der Nachbar muss sich um sie kümmern, erst widerwillig, dann mit immer größerer Freude - und so wird, hübsch Schritt auf Schritt, der Stinkstiefel zum fast netten Menschen.
«Eigentlich sind beide Stinkstiefel», findet Amelie-Darstellerin Josefine Preuss, die Lena aus der Serie «Türkisch für Anfänger» und auch hier wieder mal als schnoddriger Fratz zu sehen: Klar, so sieht man mich, so holt man mich immer wieder», meint die 24-Jährige, der man immer noch die 18-Jährige glaubt: «Das liegt an den Genen. Das war schon bei meiner Mutter so.» Jedoch hofft sie auf reifere Rollen, wie sie sich allmählich einstellen: «Schon zweimal durfte ich Mutter sein.» Warum aber in TV-Filmen und so auch hier Teenies immerzu als egoistische kleine Monstren gezeigt werden? Dazu lacht sie: «Weil sie in diesem Alter nun mal kleine Ungeheuer sind. Das weiß ich von mir selbst.»