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Dänemark Dänemark: Schlösser wie im Märchen

Von Terje Nordberg 14.04.2005, 13:24

Halle/MZ. - Einige der Schlösser sind öffentlich zugänglich und hier sind bis heute Spuren des großen Märchendichters zu sehen und zu erahnen.

Nach der Überlieferung war es in den herrlichen Waldgebieten zwischen Bregentved und Gisselfeld, am Rande von Haslev, wo der Dichter zum "Hässlichen Entlein" inspiriert wurde. Nachdem sein Theaterstück "Der Vogel im Birnbaum" 1842 mit gemischter Kritik aufgenommen worden war, suchte er Trost in der Einsamkeit der Natur, wo er womöglich wie das verschmähte Entlein umherging, von dem niemand etwas wissen wollte.

Die großen Ampferblätter sind, wie im Märchen beschrieben, am Ufer des Sees zu sehen, und laut Gutsverwalter Jan Bjødsturup sollen dem Dichter bei seinen Figuren Menschen von Gisselfeld Modell gestanden haben. In diesem Jahr 1842, in dem Andersen fleißig arbeitete, besuchte er regelmäßig die beiden Herrensitze, und man glaubt, dass sowohl "Die Schneekönigin" als auch "Die Stopfnadel" vollendet wurden, während er auf Gisselfeld wohnte.

Mit seinen 8 000 Morgen Land ist der Herrensitz heute das viertgrößte Gut in Dänemark, gegründet1547. Der 80 Morgen umfassende, 1890 von einem englischen Gärtner angelegte Park bezaubert mit Springbrunnen, exotischen Bäumen, Wasserfällen, Karpfenteichen und einem hübschen Gewächshaus. Damit gehört Gisselfeld, einst gedacht als Kloster für adlige Fräulein, zu den interessantesten Ausflugszielen der Region. Künftig soll auch das Schloss für Besucher geöffnet werden.

Im südwestlichen Zipfel Seelands gibt es gleich drei Herrensitze, wobei Holsteinsborg, 13 Kilometer östlich von Skælskør, eine ganz besondere Bedeutung für Andersen hatte. Die damaligen Besitzer, Lehnsgraf Ludvig Holstein und seine Frau, beherbergten zwischen 1856 und 1870 den unsteten Dichter insgesamt bei 36 Aufenthalten. Wenn der entwurzelte Andersen bisweilen in Erwägung zog, sich ein Zuhause für längere Dauer zu schaffen, dann dachte er dabei an Holsteinsborg. "Hier ist es schön, ich glaube, dann könnte ich auch auf das Reisen verzichten. Hier wurde mein Bild von der Sonne erschaffen", schrieb er 1870.

Hier hat er in seinem Arbeitszimmer Scherenschnitte angefertigt und an den Kindern vom Schloss und vom Dorf Märchen "ausprobiert". Viele der Scherenschnitte wurden auf Schirme aufgeklebt und können noch heute besichtigt werden. In der Türöffnung hängt ein Strauß getrockneter Blumen, in einer Vitrine liegen einige vergilbte Manuskripte und im Halbdunkel der hohen Zimmer meint man, die hohe, schwarz gekleidete Gestalt sehen, wie sie sich mit der Gänsefeder über die Papiere beugt. Viele der Original-Requisiten von damals befinden sich jetzt als Leihgaben im Hans Christian Andersen-Museum in Odense. Bisher war Holsteinsborg nur teilweise und zu bestimmten Zeiten für Besucher zugänglich. Im Andersenjahr öffnen sich die großen Eichenholztüren des Schlosses erstmals für ein breiteres Publikum.

Die Burg Borreby spielte eine wichtige politische Rolle nach der Reformation. Die heutigen Gebäude stammen von dem mächtigen Kanzler Johan Friis, der in den Jahren 1536 bis 1570 die führende Gestalt in Dänemark und Norwegen war. Hans Christian Andersen hat niemals auf Borreby gewohnt, die Stätte aber in der Zeit von 1856 bis 1868 zwölf Mal besucht. In seinem Märchen "Der Wind" erzählt der Dichter die tragische Geschichte, wie Valdemar und Oluf Daae, die letzten Erben von Johan Friis, das Gut Borreby und das gesamte Vermögen durch hoffnungslose alchimistische Versuche, Gold herzustellen, verschleuderten. In einem Saal hängt ein Gemälde, das das Ende der Tragödie zeigt. Der Sage nach kehrt Valdemar Daae in jeder Nacht in sein verloren gegangenes Borreby zurück und vergießt bittere Tränen.

Der Herrensitz Basnæs im Süden von Skælskør hatte einen besonderen Platz im Herzen Andersens. Das erste Mal kam er 1848 hierher und im Laufe der folgenden zwanzig Jahre noch sechsunddreißig Mal. Auch hier hatte er seine eigenen Zimmer. Bei der Einfahrt nach Basnæs trifft man auf ein Denkmal für seinen 1850 verstorbenen Freund Jacob Scavenius, auf dem eine Inschrift von Hans Christian Andersen zu entziffern ist. Das von allen Seiten von Wasser umgebene Städtchen Skælskør im südwestlichen Zipfel von Seeland ist das ganze Jahr über einen Besuch wert - laut Statistik scheint nirgendwo in Dänemark die Sonne so häufig wie hier. Die Strecke zwischen Karrebæksminde und Skælskør ist Teil der schönen Margueritenroute, einer romantischen Straße, die unter anderem Holsteinsborg mit Borreby verbindet.