China China: Olympia-Auftakt mit guten Aussichten
Peking/dpa. - Ein Schuss ins Schwarze und die Hatz an derChinesischen Mauer soll der deutschen Mannschaft einen glänzendenAuftakt bei den Olympischen Spielen in Peking bescheren: Nur knappzwölf Stunden nach der Eröffnungsfeier könnte Sportschützin SonjaPfeilschifter am Samstag (4.30 Uhr MESZ) nicht nur das erste Gold fürDeutschland holen, sondern auch gleich als Premieren-Olympiasiegerinder Spiele von Peking in die Annalen eingehen. Für das Straßenrennenüber 245 Kilometer entlang der Chinesischen Mauer rechnet sich indesStefan Schumacher Chancen aus. Und auch seine Kolleginnen HankaKupfernagel und Judith Arndt sind in ihrem Rennen über 126 Kilometereinen Tag später Kandidatinnen für vordere Platzierungen.
Die politische Dimension der Spiele ist mehr und mehr derKonzentration auf die Medaillenjagd in den 302 Entscheidungengewichen. «Es ist wie immer: Wenige Tage vor Beginn der Spielebrennen die Sportlerinnen und Sportler auf den ersten Wettkampf»,glaubt DOSB-Sportdirektor Bernhard Schwank erkannt zu haben.
Als erste der über 430 deutschen Sportlerinnen und Sportler legtSonja Pfeilschifter mit dem Luftgewehr auf eine Medaille an. Dasrenommierte US-Magazin «Sports Illustrated» hat die 37 Jahre alteSportsoldatin in seiner Peking-Prognose als erste Olympiasiegeringanz oben auf der Liste. Die dreimalige Weltmeisterin gibt sichselbstbewusst: «Ich weiß, dass ich es kann. Da können die anderenruhig kommen. Bei mir läuft's. Es passt alles.»
Passen soll es auch bei Radprofi Schumacher. Der zweimaligeEtappensieger bei der Tour de France hofft, seine Form aus derFrankreich-Rundfahrt gehalten zu haben. Die Strecke in Peking istauch wegen der klimatischen Belastungen eine Herausforderung. «Dasist ein extrem selektiver Kurs für ein Tagesrennen. Mir liegtdie Strecke», sagte der 27-jährige aus Nürtingen. Die ärgsten Gegnerkommen aus der spanischen Rad-Armada mit Alejandro Valverde, demGewinner des Grünen Trikots bei der Tour, Oscar Feire, sowie denletzten beiden Frankreich-Siegern Alberto Contador und Carlos Sastre.Auch auf Athen-Olympiasieger Paolo Bettini (Italien) ist zu achten.
Einen Tag später sind die Frauen auf der Straße an der Reihe. DerBund Deutscher Radfahrer (BDR) setzt seine Hoffnungen in erster Linieauf zwei Fahrerinnen: die Ex-Weltmeisterin und Olympia-Zweite vonAthen, Judith Arndt, und Hanka Kupfernagel.
Berechtigte Hoffnungen macht sich am Sonntag auch das Duo DitteKotzian und Heike Fischer im Synchronspringen vom 3-Meter-Brett. DenEM-Zweiten aus Berlin und Leipzig sprach Cheftrainer Lutz BuschkowMut zu: «Wir haben in allen Synchron-Wettbewerben guteMedaillenchancen.»
Am Samstag werden auch die Sieger im Judo ermittelt. Mit dabei inder Klasse bis 48 Kilogramm ist Michaela Baschin aus Backnang. Kurznach 6.00 Uhr deutscher Zeit muss die 24 Jahre alte Studentin auf dieMatte. «Ich bin froh, dass es schon am ersten Tag für mich losgeht.Ich will es schnell hinter mir haben», meinte die EM-Dritte von 2006,der eine vordere Platzierung zugetraut wird.
In den anderen Entscheidungen des ersten olympischen Wochenendeswären Medaillen für deutsche Athleten eher eine Überraschung. DieSchwimmer lassen es ruhig angehen: Nur der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel der Frauen mit Europarekordlerin Britta Steffen wird einekleine Chance eingeräumt. Paul Biedermann nutzt die 400 MeterFreistil zum Einschwimmen für die 200-Meter-Strecke. CheftrainerÖrjan Madsen ist ohnehin vorsichtig mit seiner Prognose für dieSpiele: «Eine realistische Zahl von Medaillen ist zwei bis drei.»
Die Jüngste der deutschen Fecht-Equipe betritt am Samstag alsEinzelkämpferin die Planche. Alexandra Bujdoso (Koblenz/18) ist imGegensatz zu den anderen acht deutschen Fechtern in Pekingnur krasse Außenseiterin im Damensäbel. «Das Finale der besten Achtwäre eine echte Überraschung», sagt Vater und Trainer Imre Bujdoso.
Auch in den Mannschafts-Sportarten beginnt am Wochenende der langeWeg der Teams zu den Medaillen. Bei der ersten olympischen Doppel-Mission des deutschen Handballs seit zwölf Jahren haben die Männerund Frauen Gold im Visier. Während die Männer-Weltmeister am Sonntaggegen Südkorea antreten, haben es die Frauen mit der ebenfallsvermeintlich leichten Auftakt-Aufgabe Brasilien zu tun. «Ich haltebeide Teams für goldwürdig und goldfähig», erklärte Ulrich Strombach,Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB).
Die Basketballer mit Superstar und Fahnenträger Dirk Nowitzkigeben nach 16 Jahren Abstinenz ihr Olympia-Comeback am Sonntag gegenAngola. Noch länger von der olympischen Bildfläche verschwunden warendie Herren des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), die in ihremersten Spiel bei Olympia nach 36 Jahren gleich auf den WM-ZweitenPolen treffen.