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Charles de Gaulle - Ich bin Frankreich

Von Carsten Rave 08.05.2008, 22:13

Hamburg/dpa. - Die alte Dame hat Mühe, den raumgreifenden Schritten ihres Gatten zu folgen. Ein forscher aufrechter Staatsmann war Charles de Gaulle bis zu seinem Tod, so vermittelt es der französische TV-Zweiteiler «Charles de Gaulle - Ich bin Frankreich», den der Kultursender Arte an diesem Freitag ab 21 Uhr ausstrahlt. Die letzten Bilder zeigen den Ex-General und Ex-Präsidenten beim Patience-Spiel in seinem Anwesen, der Boisserie, als er wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag vor den Augen seiner Frau Yvonne einem Herzanfall erliegt.

«Wenn man über Charles de Gaulle redet, ist Gott nicht weit», sagt der Regisseur und Autor Bernard Stora. Aus solchen Worten spricht Bewunderung für den ehemaligen französischen Staatschef. Aber Hauptdarsteller Bernard Farcy, der sich an jedem Drehtag drei Stunden lang schminken ließ, schafft mit leiser Ironie wiederum eine kleine Distanz zwischen sich und dem wichtigsten Repräsentanten der fünften Republik. Denn keiner der langen Dialoge de Gaulles endet ohne einen Witz oder eine überraschende Wendung. Ihm sei seine komödiantische Erfahrung zu Gute gekommen, sagt Farcy. Warum er die Rolle angenommen habe? «Zu 50 Prozent aus Eitelkeit, zu 50 Prozent aus Leichtfertigkeit», sagt Farcy.

Produzent Jean-Pierre Guérin arbeitete schon lange an der Realisierung eines Films über den Mann, der Frankreich im Stil eines kleinen Sonnenkönigs durch die fünfziger und sechziger Jahre führte. «Die Idee kam mir bei einem Besuch in der alten Boisserie im Jahr 1979», berichtet der ehemalige Journalist. Hauptsächlich habe er sich auf die Zeit zwischen dem Kriegsende, als de Gaulle für wenige Monate die provisorische Regierung leitete, und seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 1958 und wenig später zum Staatspräsidenten konzentrieren wollen, so Guérin. Dieser Film, sagt er, sei eine Synthese zwischen seinem früheren Leben als Journalist und seinem heutigen als Produzent.

Dramaturgisch riskant wagt der Film gleich einen zweifachen Griff in die Vergangenheit. Kurz nach seinem Tod blendet das Drama zurück in die Zeit Anfang 1946, als sich de Gaulle mit den Regierungsansprüchen der Kommunisten und Sozialisten auseinandersetzen muss und alle Begehrlichkeiten in den Wind schlägt. Dann zeigt der Film, wie de Gaulle beim Einmarsch der deutschen Truppen 1940 in Frankreich als General seine Truppen motiviert und vorbei an der französischen Regierung im Alleingang mit Englands Premierminister Winston Churchill eine Allianz gegen die nationalsozialistischen Invasoren schmiedet. Den Krieg verbrachte de Gaulle im Exil, zunächst in England, dann in Nordafrika.

Als er sich nach seinem Rücktritt von der Übergangsregierung 1946 zurückzog, bildete er von seinem Heimatort aus die Partei «Rassemblement du peuple français» (RPF) - mit ihr kam er 1958 an die Macht. «Zum Glück handelt der Film von einer Zeitspanne im Leben de Gaulles, von der die Öffentlichkeit nicht allzu viel weiß, so dass genügend Raum für Fantasie bleibt», räumt Farcy ein. «Abgesehen von einigen wenigen Freunden und Angehörigen weiß niemand, wie de Gaulle seine Tage auf seinem Landsitz La Boisserie verbrachte. Das Spannende an diesem Projekt liegt in dem Versuch, sich den Alltag eines so außergewöhnlichen Menschen wie de Gaulle auszumalen.»