Champions League Champions League: TV-Poker um Übertragung beginnt

Hannover/dpa. - Der Millionen-Poker ist eröffnet. In dieser Woche hat das neue Bieterverfahren um die Fernseh-Rechte für die Champions League begonnen. Doch die deutschen Sender scheinen sparen und die Kosten-Explosion beim TV-Fußball stoppen zu wollen. Für die Clubs hieße das geringere Einnahmen. Was das neue Ausschreibungsverfahren für den Fußballfan bedeutet, ist hingegen völlig offen. Möglich ist, dass alle Spiele mit deutschen Clubs von der kommenden Saison an frei zu empfangen sind. Möglich ist aber auch, dass die Live-Spiele des wichtigsten Club-Wettbewerbes im Pay-TV verschwinden.
Ursache für diese neue Situation ist der Kompromiss der Europäischen Fußball-Union (UEFA) mit der EU-Kommission. Die vom UEFA -Vermarkter TEAM nun angebotenen «Gold- und Silberpakete» mit den Livespielen gelten laut Ausschreibung «für Free und/oder Pay-TV». Während es etwa ein Highlight-Paket nur für frei empfangbare Sender gibt, hat TEAM demnach das Recht, die Live-Rechte ausschließlich an Pay-TV-Sender zu verkaufen. «So lesen wir die Ausschreibung auch», sagte Premiere-Sportchef Carsten Schmidt.
Was für Schmidts Sender der Idealfall wäre, würde für viele Fans einer kleinen Katastrophe gleichkommen. Und bisher hat nur Premiere sein Interesse an den kommenden drei Spielzeiten der Champions League öffentlich bekundet. Die Free-TV-Sender halten sich hingegen zurück. RTL kokettiert seit Monaten damit, aus der Champions League aussteigen zu wollen, weil die geschätzten 60 Millionen Euro nicht einmal ansatzweise zu refinanzieren sind. «Wir werden uns im Januar entscheiden, ob wir ein Angebot abgeben», sagte RTL-Geschäftsführer Hans Mahr. «Das hängt von der wirtschaftlichen Situation ab.» Und die sieht nicht gut aus.
Die ARD lässt offiziell verlauten, dass die Nationalmannschaft Priorität habe und Live-Spiele der Champions League kein Thema seien. Die Zurückhaltung der großen Sender bietet jedoch auch Chancen für Außenseiter wie das DSF, das ganz vorsichtig Interesse bekundet. «Wir freuen uns über das neue Ausschreibungsverfahren», sagte DSF- Geschäftsführer Stefan Ziffzer. Dieses biete auch seinem Spartensender «interessante Möglichkeiten».
Bis zum 14. Februar 2003 haben die Interessenten für den deutschen Markt nun Zeit, ihre Angebote für die insgesamt 14 verschiedenen Rechtepakete abzugeben. «Die Geschwindigkeit des Karussells wird zunehmen, wenn die Situation bei Länderspielen und Bundesliga geklärt ist», vermutet Schmidt. Zudem können es sich UEFA und TEAM mit Blick auf die Sponsoren kaum leisten, die Live-Spiele nicht von frei zugänglichen Sendern übertragen zu lassen.
Angesichts des anhaltend schwachen Werbemarktes scheint sicher, dass es nach Jahren des fast ungebremsten Wachstums geringere Einnahmen aus dem bisher umsatzstärksten TV-Markt geben wird. Der Premiere-Sportchef rechnet europaweit mit einer Reduzierung von 30 bis 40 Prozent, zumal es von der kommenden Saison an nur noch 13 statt 17 Spieltage geben soll. Dass es in Großbritannien eine Einnahmesteigerung für die UEFA von fast 30 Prozent gab, habe mit den speziellen Marktbedingungen auf der Insel zu tun.
Die erwartete Reduzierung würde direkt auf die bisher fürstlich entlohnten Vereine durchschlagen. Allein die vier Bundesligisten haben in der vergangenen Saison zusammen rund 100 Millionen von den insgesamt 535 Millionen Euro aus der Champions-League-Vermarktung kassiert. Die Clubs haben allerdings nach dem Kompromiss mit der EU- Kommission erstmals die Möglichkeit, einen Teil der Rechte selbst zu verkaufen und so das drohende Defizit zu verringern.