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Buntes Peking Buntes Peking: Tiefe Stimme ohne Akzent

Von Imke Hendrich 15.08.2008, 07:01
Der Stadionsprecher David Bialski aus Kanada steht am Samstag (09.08.2008) auf einem Basketball-Spielfeld im Hallenstadion Wukesong während der olympischen Spiel 2008 in Peking, China. Foto: Imke Hendrich dpa
Der Stadionsprecher David Bialski aus Kanada steht am Samstag (09.08.2008) auf einem Basketball-Spielfeld im Hallenstadion Wukesong während der olympischen Spiel 2008 in Peking, China. Foto: Imke Hendrich dpa dpa

Peking/dpa. - David Bialski ist nervös. Gleich laufen die US-Basketball-Stars ein, allein 18 000 Zuschauer in der Halle, Millionenweitere an den Fernsehschirmen. «Das Wichtigste in diesem Job: Dudarfst keinen einzigen Fehler machen», sagt der 37-Jährige. AlsHallensprecher bei den Olympischen Spielen in Peking begleitet der inParis geborene Kanadier zusammen mit zwei chinesischen Kollegen undeinem Landsmann die Basketball-Spiele. Bereits 2004 in Athen war erdabei. «Als man mich damals fragte, ob ich bei den OlympischenSpielen als Stadionsprecher arbeiten möchte, habe ich gleich gesagt:wo ist der Vertrag, ich unterschreibe.» Bialskis tiefe Stimme undakzentfreie Aussprache von Englisch und Französisch hatten die NBA(National Basketball Association) überzeugt.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) lasse dieStadionsprecher von den internationalen Fachverbänden engagieren,denn: Ahnung vom Sport müssen sie natürlich haben, die Regeln bestenskennen, wie der Ex-Profi-Basketballer Bialski sagt. Seine Arbeit inder Pekinger Wukesong-Halle folgt einer genauen Choreografie. Das«Script» für die nächste Partie liegt auf dem Tisch des Kanadiers:Von der dreisprachigen Begrüßung der Zuschauer (die chinesischeüberlässt er lieber dem Kollegen neben sich) angefangen, geht es überdie Vorstellung der Mannschaften («wie spreche ich bloß die Namen derChinesen aus?») bis hin zum Spiel selbst. Genau festgelegt sind auchdie Pausen-Füller, Videoeinspielungen oder Musik.

«Während des Spiels sagen wir an, wer den Korb gemacht oder einFoul begangen hat, welche Mannschaft eine Auszeit nimmt und soweiter.» Die Regisseurin neben ihm gibt auch spontane Anweisungen:«Los, jetzt musst Du die Stimmung anheizen». Um sich auf die oftkomplizierten Namen von Spielern einzustellen, trifft sich Bialskivor jedem Match kurz mit den Mannschaften. Danach setzt er sich anseinen Platz direkt am Spielfeldrand hinter den Kampfrichtern, nimmtseine Kopfhörer und atmet kräftig durch. «Ich bin vor jedem Spielaufgeregt.» Besonders schlimm sei es vor der Top-Partie USA gegenChina gewesen, bei der Zuschauer in aller Welt gebannt gen Pekingschauten.

Später zittert die Stimme des 2,10-Meter-Riesen aber nicht, oderman hört zumindest keine Unsicherheit, als er den Namen des erstenSchützen - Chinas Star-Spieler Yao Ming - ausspricht. Ruhig, souveränund mit seiner tiefen, fast schon sonoren Stimme begleitet Bialskidas Match. In der Vorrunde steigen jeden Tag in Peking sechs Spiele,mit seinem Kollegen aus Kanada teilt sich Bialski die englisch-französische Ansage. Einer übernimmt zwei, der andere vier Partien.Das bedeutet Namen, Trikotnummern, Foul-Ansagen am Fließband. «Wennich vier Spiele an einem Tag hinter mir habe, dann bin ich abendslieber schweigsam», sagt der 37-jährige und blickt verschmitzt.

Wie viele Stadionsprecher bei den Olympischen Spielen in Pekinginsgesamt im Einsatz sind, kann das chinesische OrganisationskomiteeBOCOG auf Anfrage nicht sagen. Bialski, der einst für einenfranzösischen TV-Sender arbeitete, ist jedenfalls von seinem Olympia-Arbeitsplatz restlos begeistert. Die Halle sei «unbedingt NBA-tauglich». Auch könne er nicht die Klagen über maue Stimmung in denArenen bestätigen: «Das Publikum ist vom ersten Spiel an tollmitgegangen, in Athen war das nicht so.»