Bundesliga Bundesliga: Videobeweis oder Torrichter?

München/dpa. - Es kann nicht sein, dass jede Woche zwei Tore nicht gegebenwerden. Die Torkamera ist ja schon im Gespräch. Ich würde sogarTorrichter vorschlagen», betonte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Auch die deutschen Schiedsrichter halten Neuerungenmittlerweile für sinnvoll.
Für das Punktekonto der Bayern hatte die Fehlentscheidung vonSchiedsrichter Knut Kircher, der beim 1:0 des FC Bayern gegen BayerLeverkusen in der 13. Minute einem klaren Tor von Klose - es wäresein neuntes Saisontor gewesen - die Anerkennung verweigerte, keineAuswirkung. Für die alte und immer wieder entfachte Tor-Diskussiongab es dagegen neue Nahrung. Schon vor einer Woche waren in derBundesliga gleich zwei Treffer von den Schiedsrichtern nichtanerkannt worden, obwohl die Bälle hinter der Linie waren: GeraldAsamoahs Tor beim 3:0 der Schalker gegen Arminia Bielefeld wurdeebenso nicht gewertet wie Roberto Hilberts Treffer bei der 1:4-Niederlage des VfB Stuttgart in Bremen.
«Wenn die Torkameras technisch funktionieren, ist ihr Einsatzabsolut sinnvoll. Doch Fakt ist: Die FIFA hat mehrere Experimente mitder Torkamera gemacht und diese sind technisch nicht so gelaufen, wieman sich das erhofft hat. Deshalb wurde entschieden, weitere Testsdurchzuführen und die Entscheidung zu vertagen», sagte Volker Roth,Vorsitzender des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses. «So verständlich insolchen Momenten emotionale Reaktionen sind, bei sachlicherBetrachtung bleibt zunächst einmal die Erkenntnis, dass derzeit derEinsatz von Torkameras nicht erlaubt ist.»
Für den Fan funktioniert die Torkamera dagegen schon jetzteinwandfrei. Auf der heimischen Couch sieht er dank verschiedenerEinstellungen, Zeitlupen und Animationen mehr als die Schiedsrichterauf dem Platz, die in Sekundenschnelle die Entscheidung treffenmüssen. Zwar mahnen Fußball-Nostalgiker an, dass Fehlentscheidungenbei der Frage «Tor oder nicht Tor» zum Kick dazu gehören und es nieden Mythos «Wembley-Tor» gegeben hätte, doch im Millionen-GeschäftProfi-Fußball will das keiner haben.
«Ich habe schon vor fünf Jahren mit Michel Platini darüberdiskutiert. Der heutige UEFA-Präsident hat sich seinerzeit intensivdarüber Gedanken gemacht, ob nicht hinter jedes Tor ein Torrichtergestellt werden sollte. Und er vertritt heute noch die Meinung, dasssich das positiv auswirken könnte. Ich halte diese Idee für nichtverkehrt, und habe ihm das damals auch schon gesagt», sagte Roth, dersich mit seinen Schiedsrichtern nach dem Tempo der FIFA richten muss.«Vermutlich wird es irgendwann mal eine U-20-Weltmeisterschaft geben,da wird das getestet», mutmaßte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völlerzu möglichen Neuerungen.
Ausgerechnet für Bayerns Manager Uli Hoeneß, der in dervergangenen Woche die Diskussion um den Einsatz von Torkameras neuangestoßen hatte, war die neuerliche Tor-Fehlentscheidung aber keinArgument für eine vermehrte Forderung. «Dieses Tor muss man geben. Dagibt es keine Entschuldigung. Da hilft auch keine Kamera, da muss maneinfach Tor geben - basta», sagte der Manager.