Buchhandel Buchhandel: Gondrom macht beide Filialen dicht
Halle/MZ. - Die Buchhandelskette Gondrom gibt in Halle auf. Bis zum Herbst will das im bayrischen Bindlach (bei Bayreuth) ansässige Unternehmen seine halleschen Filialen in der Leipziger Straße sowie in der Neustädter Passage schließen. Das bestätigen Mitarbeiter gegenüber der MZ. Grund sei die seit Jahren in Halle anhaltende Marktschwäche, wurde die Geschäftsleitung gestern von der Deutschen Presseagentur zitiert.
Neben den beiden halleschen Gondrom-Filialen ist auch Nürnberg von den Schließungsplänen betroffen. Insgesamt soll 40 Arbeitsplätze wegfallen. Die Mitarbeiter - allein bei Gondrom in der Leipziger Straße arbeiten derzeit acht Buchverkäufer - wurden von dem plötzlichen Aus überrascht. Die Firmenleitung, so kritisierten einige, habe sie vor vollendete Tatsachen gestellt. Angeblich soll selbst für langjährige Mitarbeiter des Unternehmens keine Abfindung gezahlt werden.
Die Geschäftsleitung war gestern Nachmittag für die MZ nicht mehr erreichbar, um zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Mit der vorgesehenen Schließung hat der harte Kampf in Halle um Buchkunden ein erstes Opfer unter den Großanbietern gefunden. Denn mit den erst vor relativ kurzer Zeit eröffneten Filialen der Branchenriesen Haus des Buches am Markt und Phönix in der Leipziger Straße hatte Gondrom in der City in unmittelbarer Nachbarschaft massiv Konkurrenz bekommen. Schon damals waren bei Insidern Zweifel aufgekommen, ob drei solcher Großanbieter dauerhaft überleben können - zumal es in der halleschen Innenstadt noch mehrere traditionelle Buchhändler mit einer festen Stammkundschaft gibt. Gondrom hatte auf die Neueröffnungen mit dem aufwändigen Umbau seiner Filiale in der Altstadt geantwortet.
Erst im August vergangenen Jahres war das Geschäft nach viermonatiger Sanierung wiedereröffnet worden. "Wir nehmen die Herausforderung an", hatte damals eine Gondrom-Mitarbeiterin mit Blick auf die benachbarte Konkurrenz verkündet. Vor allem die Tatsache, dass das gesamte Angebot auf einer Etage untergebracht sei, empfand sie als Vorteil gegenüber den Mitbewerbern. Doch auch die Vergrößerung der Verkaufsfläche auf 500 Quadratmeter scheint das Buch-Geschäft nicht ausreichend belebt zu haben. Die Buchhandlung in Neustadt war nach der Wende von der Gondrom-Kette übernommen worden. Das im November 1980 eröffnete Geschäft war in seiner Anfangszeit die größte Buchhandlung des Bezirkes Halle und trug den Namen der Schrift-stellerin Anna Seghers. Auch nach dem Namens- und Besitzerwechsels blieb das Geschäft für viele Neustädter "ihr" Buchladen.
In den vergangenen Jahren gab es schon einmal Gerüchte, dass die Filiale geschlossen werden soll. Auch das Personal war Mitte der 90-er Jahre etwas reduziert worden. Nun aber scheint das Ende sowohl in Neustadt als auch in der City besiegelt. Erst gestern hatte Gondrom den halleschen Vorlesewettbewerb des Buchhandels im Thalia-Theater veranstaltet.