Browser-Test Browser-Test: Sicherheit statt Surfen
Halle/MZ. - Und das liegt nicht an den horrenden Strafen, die die EU-Kommission dem Software-Riesen aufgebraten hatte, weil Microsoft allen Windows-Käufern seinen Explorer mitgeliefert hatte. Sondern daran, dass die Produkte der Konkurrenz schneller, einfacher zu bedienen und komfortabler zu nutzen sind.
Der Gigant allerdings gibt noch lange nicht auf. Die Microsoft-Manager wissen, dass der Internet-Browser den interessanten Teil seiner Laufbahn noch vor sich hat. Je mehr Anwendungsprogramme vom Computer des Nutzers ins Internet wandern, umso häufiger wird der Browser zur Eingangstür ins virtuelle Büro. Google hat das begriffen: Mit Google Docs und Spreadsheets bietet der Microsoft-Konkurrent webbasierte Alternativen zu Windows-Programmen wie Word und Excel, die über den Chrome-Browser zu nutzen sind, als lägen die Programme wie früher auf der eigenen Festplatte.
Microsoft kontert nun mit einer neuen Version seines Internet Explorers. IE Nummer 8 soll schneller als die Konkurrenz sein, sicherer auch und bequemer in der Bedienung erst recht. Das zumindest verspricht Microsoft: In einem Test brauchte das neue Browser-Flaggschiff zum Aufrufen von 25 vielbesuchten Webseiten zwei Hundertstel Sekunden weniger als Googles Chrome und sieben Sekunden weniger als Firefox.
"Mit dem Internet Explorer 8 benötigt der Anwender 10 bis 15 Prozent weniger Schritte im Netz als mit den Mitbewerbern", verspricht Microsoft. Aber erst einmal soweit kommen! Wie zuletzt alle Microsoft-Produkte gefällt sich nämlich auch der Internet Explorer 8 als Kindergärtner seiner Nutzer. Unentwegt klappen Fenster auf, die vor unbekannten Gefahren warnen, Schildchen erscheinen, um zu fragen, ob der User wirklich tun wolle, was er scheinbar zu tun beabsichtige. Der Versuch, die Sicherheitseinstellungen zu verändern, um die nervigen Warnhinweise abzustellen, führt in ein unendlich langes Menü, das überwiegend rätselhafte Entscheidungsoptionen anbietet. Und was auch immer verändert wird - es endet damit, dass nun permanent ein rotes Warnschild an der oberen Browserleiste klebt und mahnt, jeden Moment könne Schlimmes passieren.
Davon abgesehen arbeitet der neue Browser wirklich schneller, nicht nur, weil er bereits bei der Adresseingabe nach Links und Favoriten sucht. Erstmals erlaubt Microsoft Nutzern, sich im Privat-Modus durchs Netz zu bewegen. Webseitenbetreiber sehen dann nicht mehr, von woher der betreffende Surfer kommt.
Revolutionär aber ist das nicht - sowohl Firefox als auch Chrome besitzen ähnliche Funktionen. Ebenso verhält es sich mit dem "Tabbed Browsing" genannten Öffnen von Webseiten nebeneinander, das Microsoft als Rezept für mehr Sicherheit und Stabilität anpreist. Jede Seite läuft dabei unabhängig von der anderen, ein einzelner Hänger bringt nicht gleich den gesamten Browser zum Absturz. Firefox-Fans kennen das - und dürften auch darin kaum einen Grund zum Umsteigen sehen.