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Brasilien Brasilien: Olympia in Rio?

Von Helmut Reuter 29.09.2009, 14:49

Rio de Janeiro/dpa. - Für reizvolleFernsehbilder wäre also gesorgt, sollte Rio am 2. Oktober inKopenhagen den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2016 bekommen -und die Chancen stehen nicht schlecht. Doch ist in der Stadt nichtalles wunderbar - Kriminalität, Verkehrschaos und noch fehlendeHotelkapazitäten trüben das Image des exotischen Kandidaten.

Es wären die ersten Olympischen Spiele in Südamerika, und dieVergabe brächte auch Präsident Luiz Inácio Lula da Silva einenwichtigen Erfolg. Unermüdlich warb er in den vergangenen Monaten fürOlympia 2016 in Rio. «Als Gott die Welt erschuf, bereitete er Rio fürdie Olympischen Spiele vor», sagte der Katholik einmal. DieseVorbereitungen flankieren die Organisatoren mit einem ehrgeizigenKonzept. Sie präsentierten dem Internationalen Olympischen Komitee(IOC) ein Paket, das umgerechnet rund neun Milliarden Euro anöffentlichen und privaten Investitionen vorsieht.

Das Projekt umfasst unter anderem den Bau eines olympischen Dorfesim Westteil Rios, die Erweiterung von Uferpromenaden an einem See miteigenem Sportler-Strand und den Ausbau des internationalen Flughafensvon Rio. Die Organisatoren werten es zudem als Vorteil, dassBrasilien im Jahr 2014 ein weiteres Mega-Event ausrichtet - dieFußball-Weltmeisterschaft. Rio, das fest mit dem Endspiel imMaracanã-Stadion rechnet, investiere bis dahin Millionen inInfrastruktur und Sicherheit, die zwei Jahre später auch denOlympischen Spielen zu gute kämen, argumentieren Rios Stadtväter.

Als große Schwachstelle gilt die mangelnde Hotelkapazität in Rio,der zweitgrößten Stadt Brasiliens. Die heute zur Verfügung stehendeZimmerzahl entspricht bei weitem nicht den IOC-Ansprüchen. Aus Sichtdes Generalsekretärs des Komitees «Rio 2016», Carlos Roberto Osorio,wäre es aber unrealistisch, nun den Neubau von Hotels vorzuschlagen,die nach den Spielen nicht mehr gebraucht würden und leer stünden.

Daher sollen neben den drei Dörfern für Athleten, Journalisten undSportfunktionären auch die Kabinen-Kapazitäten von Kreuzfahrtschiffengenutzt werden. «Wir werden mehr als die 48 000 notwendigen Zimmerhaben: 13 000 in Hotels, 25 000 in den Gäste-Dörfern und 8500 aufSchiffen und 1700 in Appartement-Hotels», rechnete Osorio vor.

Die zweite dunkle Fleck in Rios Bewerbung ist die Kriminalität.Schießereien zwischen Polizisten und Drogenbanden in den Armen-Siedlungen (Favelas) rund um Rio gehören zum traurigen Alltag. Beiden Einsätzen gibt es immer wieder Tote und Verletzte. Zwar werdensich Olympia-Touristen kaum in gewalttätige Favelas wie Vila Cruzeiroverirren, in die sich selbst die Polizei nur mit schwerem Gerättraut. Allerdings liegen einige Favelas in unmittelbarer Nähe zu RiosNobelvierteln und Überfälle sind auch in Ipanema, Leblon oderCopacabana an der Tagesordnung.

Justizminister Tarso Genro glaubt aber nicht, dass dies dieKandidatur Rios gefährdet. «Kriminalität gibt es nicht nur in Rio.Auch andere Städte haben diese Probleme.» Das IOC lobte in seinerAbschlussbewertung die Unterstützung der Cariocas, wie die Einwohnerder Metropole genannt werden, für die Olympia-Bewerbung. Die werdenam 2. Oktober an der Copacabana gebannt auf Kopenhagen schauen, woPräsident Lula persönlich auf Stimmenfang geht. «Rio ist bereit,Brasilien ist bereit», sagte er diese Woche in New York und fügte mitBlick auf die Mitbewerber Chicago, Madrid und Tokio hinzu: «Keineandere Stadt braucht die Olympischen Spiele. Brasilien braucht sie.»