Boxen Boxen: Klitschkos Fahrplan steht fest
Bern/dpa. - Der Schwergewichts-Weltmeister des Verbandes WBC will seine Arbeit am Samstagabend(22.10 Uhr/RTL und SF2) in der Berner Postfinance-Arena gegen denAmerikaner Johnson möglichst schnell verrichten. Je kurzrundiger undkraftsparender der Auftritt, desto früher kann er sich im nächstenJahr mit dem britischen WBA-Weltmeister Haye in den Clinch begeben.Blessuren sind deshalb tabu. «Vor Verletzungen habe ich immer Angst»,gesteht Klitschko.
Schließlich waren Verletzungen die Ursache für seine einzigenNiederlagen gegen Chris Byrd (Sehnenriss in der Schulter) und LennoxLewis (Platzwunden im Gesicht) in 40 Kämpfen. Verletzungen peinigtenden 2,02-Meter-Hünen so extrem, dass er seine Karriere 2005 entnervtbeendete - bis er drei Jahre und zehn Monate später erneut in denRing stieg. Sollte der promovierte Sportwissenschaftler und KiewerStadtparlamentarier auch das Duell mit Johnson flink und unbeschadetüberstehen, will er endlich den Familientraum der Klitschkosvollenden: die Eroberung aller vier anerkannten WM-Gürtel.
Er selbst nennt den WBC-Gürtel sein eigen, Bruder Wladimir besitztdie von IBF und WBO. Fehlt nur noch der WBA-Titel, den sich Haye vorkurzem mit einem Sieg über den «Russen-Riesen» Nikolai Walujewgesichert hat. «Es würde mich freuen, wenn der Kampf mit Hayezustande kommt», meint Klitschko. Seine Augen funkeln dabei. «Dannzeige ich ihm im Ring, was ich von ihm halte.» Das ist bekanntermaßennicht viel, exakt: rein gar nichts. «Ich werde wie ein Künstler seinGesicht in den verschiedensten Farben ausmalen. Das wird für Haye einbösen Ende haben», zischt der 38 Jahre alte Ukrainer.
Nicht vergessen und nicht verziehen sind die Geschmacklosigkeitendes Briten. In Fotomontagen hatte er sich als Schlächter mit denabgetrennten Köpfen der Klitschko-Brüder präsentiert, diese obendreinals Weicheier beschimpft. Als es ernst wurde, sagte er jedoch erstden vereinbarten Kampf gegen Wladimir ab, Monate später auch noch dasDuell mit Bruder Vitali.
Die Verbalattacken von Samstag-Gegner Kevin Johnson bringenKlitschko dagegen nicht aus der Fassung. Der Amerikaner hatte denTitelverteidiger zuletzt als Witz und «großen, hässlichen Zombie»beleidigt. Klitschko nimmt das aufmerksam zur Kenntnis. «Ich werdemeine Antwort im Ring geben», sagt der dreifache Vater, dessenLebensmittelpunkt irgendwo zwischen Kiew, Hamburg und Los Angelesliegt. Trainer Fritz Sdunek sieht die Stärken des acht Jahre jüngerenAmerikaners in seiner Beweglich- und Schnelligkeit; eine ernsthafteGefahr für seinen Schützling hat er jedoch nicht ausgemacht. «ImMoment kann ihn keiner überraschen. Er ist körperlich und auch mentalso stark geworden, dass er vor Selbstvertrauen strotzt», lobte Sdunekden Ukrainer, den er seit 13 Jahren betreut.
Noch ist Johnson ungeschlagen. 23 Kämpfe (22 Siege, ein Remis) hatder alleinerziehende Vater einer zehnjährigen Tochter bestritten.«Klitschko kann nicht die Hälfte von dem, was ich kann - wederkörperlich, noch geistig», tönt der Schulabbrecher, der wegenKörperverletzung 18 Monate im Gefängnis saß. Um das Spektakel insrechte Licht zu setzen, hat RTL 18 Fernsehkameras aufgebaut, 25Kilometer Kabel verlegt und 140 Mitarbeiter nach Bern entsandt. WoKlitschkos zuschlagen, sind Großkampftage.