Boxen Boxen: «Ich bin der stärkste Mann im Schwergewicht»

Gelsenkirchen/dpa. - Eine Niederlage ist für Box-WeltmeisterWladimir Klitschko kein Thema. «Ich bin der stärkste Mann imSchwergewicht», behauptet der 33-jährige Ukrainer und weist damitHerausforderer Ruslan Chagaev vor dem WM-Kampf am Samstagabend (22.00Uhr/RTL) vor 60 000 Menschen in der Gelsenkirchener Veltins-Arenazumindest verbal in die Schranken. Ob der Zwei-Meter-Mann Klitschkoden 15 Zentimeter kleineren Usbeken tatsächlich beherrschen wird, istjedoch ungewiss. Als Rechtsausleger ist Chagaev unangenehm undbesonders dann gefährlich, wenn er gegen größere Rivalen antritt.
IBF- und WBO-Champion Klitschko hatte nur gut zwei Wochen Zeit,sich nach der Absage des Briten David Haye auf den unorthodoxenBoxstil des Ersatz-Rivalen umzustellen. Für Chagaev hingegen hat sichnach dem geplatzten Kampf drei Wochen zuvor gegen den 2,13-Meter-Riesen Nikolai Walujew kaum etwas verändert. «Nikolai ist groß undschwer, er ist Normalausleger, und all das ist Wladimir auch. Sogesehen ist es für mich kein großer Unterschied», sagt Chagaev undfügt beiläufig an: «Ich freue mich auf Klitschkos Gürtel, die ich ihmabnehmen werde.»
Dagegen kommen bei Klitschko unangenehme Erinnerungen anRechtsausleger auf: Der Südafrikaner Corrie Sanders legte denUkrainer im März 2003 schon in zwei Runden auf die Bretter. Jahrespäter mühte sich Klitschko gegen den russischen RechtsauslegerSultan Ibragimow in einem äußerst zähen WM-Kampf zum glanzlosenPunktsieg. Dagegen kam Klitschko gegen die ebenfalls mit der rechtenFührhand agierenden Amerikaner Tony Thompson und Chris Byrd besserzurecht. «Die waren aber auch zu langsam für Klitschko. Chagaev istschnell», sagt Jean-Marcel Nartz, Technischer Leiter bei derHamburger Universum Box-Promotion.
Ob Rechts- oder Normalausleger - Vitali Klitschko sieht für seinenjüngeren Bruder kein Problem. «Wir müssen in jeder Sekunde bereitsein, gegen jeden zu kämpfen», versichert der 37 Jahre alte WBC-Champion. «Wenn man sagt, ich bin nicht bereit gegen den und den zukämpfen, ist man kein richtiger Weltmeister.» Die Attacke richtetsich vor allem gegen Walujew, der als zweiter WBA-Champion nebenChagaev auf einen Kampf gegen Klitschko verzichtete.
Große Boxer wie Klitschko liegen Chagaev. Schon als Amateurfeierte er gegen die Hünen (u.a. Felix Savon, Alex Masikin) dieschönsten Siege. Selbst «Russen-Riese» Walujew musste sich im April2007 dem usbekischen Kraftpaket beugen. «Es hat Vorteile, ein großerBoxer zu sein, aber es ist auch ein Handicap. Ich bin kleiner, aberich bin giftig», droht Chagaev, den sie den «weißen Tyson» nennen.
Weitgehend abgehakt ist das Hepatitis-Thema. Ärzte und dieGesundheitsdezernentin von Gelsenkirchen gaben grünes Licht. «RuslanChagaev hat vollständig normale Leberwerte. Seit Erwerbung derHepatitis B vor vielen Jahren ist Ruslan ein gesunder Träger einesHepatitis-B-Antigens. Dieses hat nicht zu einer Erkrankung geführt»,erklärt Universum-Arzt Michael Ehnert.
58 000 Karten sind bislang für das Spektakel verkauft worden.Wegen drohenden Regens wird das Hallendach der Veltins-Arenageschlossen, so dass die Akustik in dem Fußball-Tempel nochbeeindruckender sein dürfte. Noch immer steht nicht fest, ob auchChagaevs WBA-Titel auf dem Spiel steht. Der Weltverband sucht einesalomonische Lösung, um Walujew, den anderen WBA-Champion, nicht zubenachteiligen.