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Boxen Boxen: Hein ten Hoff im Alter von 83 Jahren verstorben

Von Franko Koitzsch 16.06.2003, 16:03
Das Archivbild vom 15.11.1989 zeigt den ehemaligen Boxer Hein ten Hoff, der am Samstag (14.06.2003) in einem Hamburger Krankenhaus im Alter von 83 Jahren gestorben istb. (Foto: dpa)
Das Archivbild vom 15.11.1989 zeigt den ehemaligen Boxer Hein ten Hoff, der am Samstag (14.06.2003) in einem Hamburger Krankenhaus im Alter von 83 Jahren gestorben istb. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Er war der erste «Gentleman» des deutschen Berufsboxens, knapp fünf Jahrzehnte bevor Henry Maske diese Wertschätzung zuteil wurde. Mit Hein ten Hoff, der am Freitag in Hamburg im Alter von 83 Jahren gestorben ist, hat der Boxsport hierzulande einen seiner Protagonisten verloren. Der einstige Schwergewichts-Europameister der Profis, der 1942 den kontinentalen Titel der Amateure als Frontsoldat eroberte, war nicht nur wegen seines eleganten Kampfstils, sondern auch wegen seiner Gradlinigkeit und vornehmen Zurückhaltung außerhalb des Seilgevierts eine Identifikationsfigur im Nachkriegs-Deutschland.

«Er war feiner Mensch, ein großartiger Vater und Opa. Seine Bescheidenheit hat ihn ausgezeichnet. Er hat sich nie in den Vordergrund geschoben, hat es immer gehasst, im Rampenlicht zu stehen», sagte seine Frau Franziska, die mit ihm 56 Jahre verheiratet war. «So sehr sein Tod auch schmerzt, er war eine Erlösung für meinen Mann.» Der im Oldenburgischen aufgewachsene Sohn eines niederländischen Landwirts litt seit über zehn Jahren an der Parkinson'schen Krankheit und war vor zwei Monaten schwer gestürzt.

Mit seiner Größe von 1,94 m und seiner Reichweite von 2,12 m musste «der lange Hein» in seiner Karriere als Amateur kaum einen Gegner fürchten: In 194 Auseinandersetzungen verließ er den Ring 185 Mal als Sieger, war 1941 und 1944 deutscher Meister. Von 1946 bis 1950 sammelte er elf nationale Profi-Titel.

Nach dem Krieg wurde er zum Volkshelden. Über 50 000 Zuschauer füllten die Stadien, wenn er kämpfte. 1951 sicherte er sich mit einem Punktsieg über den Engländer Jack Gardner den EM-Titel. Die mit 80 000 Mark größte Gage seiner Laufbahn brachte ihm der Kampf gegen den Amerikaner Jersey Joe Walcott ein, gegen den er verlor. Abschied aus dem Seilgeviert nahm er 1955 nach einer K.o.-Niederlage gegen den späteren Weltmeister Ingemar Johansson. «Hein ten Hoff war ein Idol in meiner Jugend», sagte Box-Promoter Wilfried Sauerland. «Box-Kenner werden sich immer an ihn erinnern.»

Mit Intelligenz und Cleverness hatte ten Hoff seine sportlichen Meriten zum Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere als Gastronom und Geschäftsmann genutzt. In der Öffentlichkeit machte er sich zunehmend rar. Der Antrittsbesuch des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog in Hamburg am 29. August 1994 war an der Seite des anderen großen Box-Idols, Max Schmeling, sein letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit.