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Boxen Boxen: Ein großer Schritt ins Rampenlicht

Von PETRA SZAG 21.11.2010, 20:25

DRESDEN/MZ. - Die Rückfahrt am Sonntagmittag von seinem jüngsten Arbeitseinsatz in Dresden Richtung Heimat war für Robert Stieglitz bereits die pure Entspannung. Schließlich wusste der Magdeburger, dass seine Mission erfüllt ist: Mit einem spektakulären Kampf hat der Supermittelgewichts-Weltmeister des WBO-Verbandes in der Nacht zuvor seinen Titel gegen den Mexikaner Enrique Ornelas verteidigt, die Freiberger Arena bis auf den letzten Platz gefüllt und bei seiner Sat.1-Premiere 2,7 Millionen Zuschauer an die Bildschirme gelockt. "Klar hätten es noch ein paar mehr sein können. Aber ich denke, für das erste Mal ist die Quote ganz gut", sagte der Profiboxer, während er den Mercedes seines Cousins Vitali über die Autobahn steuerte.

Den Chauffeur für seinen Verwandten zu spielen, der aus Schweinfurt angereist war, bereitete Stieglitz offenbar große Freude. Überhaupt hat der Wolgadeutsche, der seit fast zehn Jahren in Magdeburg lebt, eine Menge Familiensinn. "Morgen kommen meine Mutter aus Nowosibirsk und mein Bruder aus Rostow. Da will ich ans Boxen erst mal nicht mehr denken, sondern die Zeit mit ihnen genießen", sagte der 29-Jährige.

Vor dem Urlaub musste er allerdings noch einmal Schwerstarbeit leisten. Zwölf Runden punktete Stieglitz emsig mit seiner hart schlagenden Rechten, vernachlässigte dabei allerdings auch seine Deckung. "In der siebten Runde hat mich Ornelas voll erwischt", gab Stieglitz zu. "Da wurde es erst dunkel und dann habe ich Sterne tanzen sehen. Mein einziger Gedanke war, mich in die Pause zu retten." Das Vorhaben gelang. Zugleich weiß er um seine Baustellen. "Es gibt noch viel zu tun, vor allem an meiner Deckung muss ich arbeiten", meinte Stieglitz.

"Stieglitz ist ein hohes Risiko gegangen. So etwas kann auch ins Auge gehen", sagte Regina Halmich. Die frühere Boxqueen hatte mit dem ebenfalls bei Sat.1 unter Vertrag stehenden Mittelgewichtsweltmeister Felix Sturm die Aufgabe übernommen, das Ringspektakel mit Fachkommentaren aufzupeppen. Und Stieglitz dabei zu helfen, das Image des unbekannten Weltmeisters abzulegen. Diesem Ziel ist er einen großen Schritt näher. Zugleich hofft er nun auf ein Duell mit Artur Abraham, der in seinem Limit hierzulande größte Popularität genießt.

Wer Stieglitz künftig sekundiert, ist noch offen. Sein bisheriger Trainer Torsten Schmitz hatte kurz vor der WM ein Angebot von Abrahams Boxstall Sauerland angenommen. In Dresden stand Dirk Dzemski in der Ringecke. "Ich habe Feuerwehr gespielt", sagte der einstige Trainingsgefährte, der den Job gern fest hätte. "Wie es weitergeht, muss geklärt werden." Aber erst nach Stieglitz' Familienurlaub.