Boxen Boxen: «De Aap» schlug Ringrichter k.o.

Köln/dpa. - Sein Grab auf dem Kölner Südfriedhof ist geschmücktmit frischen Blumen. Die Freunde haben Peter Müller, der in den 50erund 60er Jahren bei den Profiboxern fünf Mal den deutschenMeistertitel im Mittelgewicht eroberte, nicht vergessen. «De Aap»(der Affe), wie er von allen genannt wurde, war ein couragierterDraufgänger, ein Kölsches Original. Vor 10 Jahren, am 22. Juni 1992,starb «Pitter» Müller an den Folgen einer Tumorerkrankung. Er wurdenur 65 Jahre alt.
Rund um Köln war er als Faustkämpfer rasch populär geworden. Dochden über die nationalen Grenzen hinaus strahlenden fragwürdigen Ruhmerlangte er erst durch jenen Skandal, dessen Illustration sich rundum den Globus kaum eine bedeutende Zeitung entgehen ließ. Er schlugam sommerlich warmen Abend des 2. Juni 1952 in einer Titelkampf-Revanche gegen den Erlanger Hans Stretz nicht seinen Gegner, sondernden Ringrichter Max Pippow auf klassische Weise mit einem Kinnhakenk.o.
Müllers schockierender Amoklauf, bei dem er auch zwei zur Hilfe inden Ring gekletterte Stretz-Helfer attackierte, war durch fragwürdigeEntscheidungen des Ringrichters provoziert worden. Er habe plötzlichnur noch «Rot» gesehen, «weil der Pippow mich ständig ohne Grund vomGegner trennte», begründete der Boxer seine schwerwiegendeRegelverletzung. Entscheidender Auslöser des Skandals war wohl damalsdiese Pippow-Äußerung: «Halt endlich das Maul, du Zigeuner.»
Dem Ringrichter-k.o. folgte eine «Sperre auf Lebenszeit». Diesedauerte freilich nur ein gutes Jahr, weil Müllers Manager undSchwiegervater Jupp Thelen mit Prozess-Drohungen undRegressansprüchen die Funktionäre des Bundes Deutscher Berufsboxer zueinem Gnadenakt bewegen konnte.
Mit neuer Lizenz ausgestattet, machte sich «de Aap» auf nachAmerika und schlug sich in New York, Rochester, Boston, Milwaukee undSyracuse mit einer Reihe von Weltklasse-Boxern, ging auch einige Maleals Sieger aus dem Ring. Seinen größten Erfolg erstritt er allerdingsim heimischen Ring - in einer der Kölner Messe-Hallen bezwang er am1. Dezember 1960 den vormaligen Weltmeister Joey Giardello (USA)knapp nach Punkten. Der Europameister-Titel blieb Müller nur deshalbversagt, weil sich 1965 in der Dortmunder Westfalenhalle der dänischeRingrichter für ein krasses Fehlurteil im Kampf gegen den ItalienerVisentin nicht zu schade war.
Seinen 169. und letzten Kampf verlor Müller im September 1966gegen den Kölner Jupp Elze durch Knockout. Elze erlag zwei Jahrespäter einer Gehirnblutung, die er im Europameisterschaftskampf gegenden Italiener Duran erlitten hatte. Peter Müllers Rekord könnte sichauch heute noch sehen lassen: Von seinen 169 Kämpfen gewann er 132,66 von ihnen vorzeitig durch k.o.