Borussia Dortmund Borussia Dortmund: Steht Niebaum vor dem Karriere-Ende?

Dortmund/dpa. - Die Ära des Präsidenten Gerd Niebaum beimFußball-Bundesligisten Borussia Dortmund neigt sich dem Endeentgegen. Der Clubchef hat nach anfänglichen Dementis am Donnerstagdoch zugegeben, dass es eine schriftliche Vereinbarung zwischen ihmund dem neuen BVB-Großaktionär Florian Homm gibt, in der Niebaum seinAmt spätestens im Jahre 2006 zur Verfügung stellt. «Der Brief vom 8.Oktober wurde unter Zeitdruck vor der Bilanzpressekonferenz vonMichael Meier und mir unterzeichnet. Ich habe diesen Brief als«Goodwill-Erklärung» verstanden, um die Kapitalerhöhung nicht zugefährden und um Schaden von Borussia Dortmund abzuwenden», hieß esin einer vom Club verbreiteten Erklärung.
Niebaum schließt einen Rücktritt vor der Jahreshauptversammlung am14. November nicht mehr aus. «Ich kann das tun, aber ich habe eineVerantwortung gegenüber dem Verein und werde mit Michael Meierweiterkämpfen», sagte Niebaum der Zeitung «Westfälische Rundschau».Als möglicher Nachfolger von Niebaum wird der frühere BVB-Präsidentund kurzzeitige NRW-Justizminister Reinhard Rauball gehandelt.
Niebaum und auch Homm hatten die Existenz eines solchenSchriftstücks, das die «Süddeutsche Zeitung» und das Fachmagazin«kicker» am Donnerstag veröffentlichten, bislang dementiert und sogarals Fälschung bezeichnet. Laut Niebaum soll sich dieses Dementi aufein zweites dubioses Papier vom 7. Oktober beziehen. Dieser Briefhabe dem Club nie vorgelegen, so Niebaum. In der schriftlichenVereinbarung, die Niebaum, Manager Meier und Homm unterzeichnethaben, verpflichtet sich der BVB-Chef «seine Tätigkeit in derGeschäftsführung der GmbH spätestens im Rahmen der Neuwahl desPräsidiums des BVB im Jahre 2006 zur Verfügung zu stellen». Außerdemsoll die von Homm geleitete «FM Fund Management Limited» dreiPositionen im Beirat der geschäftsführenden GmbH und zweiEntsendungsrechte in den Aufsichtsrat der KGaA erhalten.
Aus Sicht des BVB-Präsidenten und seines Managers habe sich dieLage nach einem Gespräch mit Homm am Montag drei Tage nach derBilanzpressekonferenz verändert. «Homm bestätigte, dass die Zeichnungneuer Aktien im Rahmen der Kapitalerhöhung ohne Bedingungen erfolgtsei. Mit dieser Erklärung war für Michael Meier und mich klar, dassüber den Inhalt neu verhandelt werden konnte», erklärte der JuristNiebaum, der zuvor in dem Schriftstück handschriftlich einen Zusatzvermerkte: «Vorgenannte Vereinbarungen haben keine Gültigkeit, sofernder Anteil der von FM gehaltenen Anteile auf unter zwölf Prozent vomKapital der Gesellschaft sinkt.»
Die Posse um das Schriftstück und die Irreführung derÖffentlichkeit stößt auf große Kritik bei Anlegern, Fans undMitgliedern. «Niebaum kann doch nicht mit einem AnlegerSondervereinbarungen treffen und mit anderen nicht. Das ist moralischabsolut anstößig. Wir werden eine Sonderprüfung beantragen undprüfen, ob es juristisch angreifbar ist», sagte Stefan ten Doornkaatvon der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger am Donnerstag. tenDoornkaat spricht von einer «Besitzstandswahrung inwinkeladvokatischer Art und Weise».
Nach Meinung des ehemaligen BVB-Schatzmeisters Werner Wirsing mussder Einfluss des neuen Großaktionärs Homm eingedämmt werden. In einemGespräch mit der «Westfälische Rundschau» (Donnerstagausgabe) sagteWirsing: «Leute wie Homm müssen als reine Finanzinvestoren vonunserem Verein und seinen Gremien unbedingt fern gehalten werden».