Boris Beckers Nabelschau im Web
Unterföhring/dpa. - «Kontrollierte Offensive» nennt Boris Becker das, was er seit Donnerstag im Internet betreibt. Boris- Becker.TV soll laut Eigenwerbung das weltweit erste personalisierte Web-TV sein. Es ist Privatfernsehen im besten Sinne des Wortes, eine Online-Nabelschau des dreifachen Wimbledonsiegers und Vaters, ein bisschen Selbstschutz vor Paparazzi und auch eine Lizenz zum noch mehr Geld verdienen für den Werbeträger.
Erste Partner sind schon im Boot: So werden RTL und «Bild» Beckers Hochzeit mit der Niederländerin Lilly Kerssenberg (32) am 12. Juni vermarkten - erst danach sollen die Hochzeitsfilmchen im Web-TV zu sehen sein.
Mit seinem eigenen Internet-Fernsehen geht Becker in die Offensive. Er habe sich immer wieder mal über die Berichterstattung über ihn geärgert und wolle nun selbst sein Bild in der Öffentlichkeit mitgestalten. «Ich fühle mich in einer kontrollierten Offensive wohler als in einer passiven Defensive», sagte Becker bei der Präsentation in Unterföhring, das sei bei ihm auf dem Tennisplatz auch immer so gewesen.
In den USA gehen schon etliche Stars ähnlich vor - wie Schauspielerin Demi Moore, ihr Ehemann und Kollege Ashton Kutcher oder Sängerin Britney Spears. Als Klatschreporter in eigener Sache liefern sie ihren Fans über den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter private Neuigkeiten und sogar Fotos.
Boris-Becker.TV ist das erste Projekt der Bewegtbildagentur GmbH, die Becker und sein Geschäftspartner Peter Lauterbach in der Schweiz gegründet haben. Zu sehen ist dort auch ein Filmchen zu Beckers diesjährigem Osterurlaub mit seinen Söhnen in Kitzbühel. Die Kamera führt seine Braut, Becker spricht deshalb von der «Lilly-Cam». Die Bilder seien «ein bisschen wackelig», räumt er ein. Aber seine Lilly sei eben «eine sehr unruhige Person».
«Ich bin ein großer Internet-Fan», sagt Becker. Mit dem Slogan «Bin ich schon drin?» hatte er schon vor zehn Jahren Werbung für einen Internet-Anbieter gemacht. Das sei schon damals mehr als ein Spruch und tägliche Realität bei ihm gewesen. Nach dem Frühstück gehe er als erstes immer ins Netz, er sei ein Fan von YouTube und Facebook. «An Twitter habe ich noch keinen Gefallen gefunden, aber das kommt vielleicht noch.»
Neben Szenen aus Beckers bewegtem Sportlerleben und Berichten von Wohltätigkeitsveranstaltungen sind in seinem Internet-Fernsehen auch mehr oder weniger inhaltsschwere Plaudereien mit Lilly verewigt. «Wir wünschen uns eine glückliche und zufriedene Zukunft mit irgendwann ein paar kleinen Kindern», erzählt Becker auf dem Sofa. Lachend erwidert seine Braut: «Zwei, drei, vier, fünf.»
Natürlich gibt es auch einen Blog. «Hallo Tag», schreibt Boris Becker dort zum Beispiel, und: «Heute ein bisschen Tennis und Doc, Sonntag Schaukampf in Bonn. ..» Nach der Präsentation seiner neuen Geschäftsidee in Unterföhring ließ er seine Mitleser dann wissen: «Ein langer Tag geht vorbei. Morgen wieder online. Gute Nacht, BB».