Biathlon Biathlon: In Köthen gibt es doch kaum Schnee und gar keine Berge?
Köthen/MZ. - Das 18-jährige deutsche Biathlon-Talent hat dort an der Junioren-Weltmeisterschaft der Biathleten teilgenommen. Und gut abgeschnitten: Im Sprint belegte Franzi, wie ihre Freunde sie nennen, den 10. Platz. Bei der Junioren-WM werden Junioren (Jahrgänge 1985 und 1986) sowie Jugend (Jahrgang 1987 und jünger) separat gewertet.
Der Lauf wackelte
Bei der Verfolgung, der zweiten Disziplin, konnte sich Franziska sogar noch um drei Plätze, auf den 7. Rang verbessern. Der Wind rüttelte vor allem an den Schießergebnissen. "Der Lauf wackelte regelrecht hin und her", beschreibt Franziska die Situation. Beim stehend Schießen hatte sie so während des Sprints drei Fehlerrunden über jeweils 150 Meter zu absolvieren.
Dann kam der Lauf für die Einzelwertung, wo zu Hause schon alle gespannt vor dem Videotext des Fernsehers warteten, auf welcher Position Franziska auftaucht.
Vater Wolfgang Hildebrand, der Franzi in Köthen trainiert, Mutti Bettina und Zwillings-Schwester Stefanie - ebenfalls erfolgreiche Biathlon-Sportlerin bei den deutschen Junioren - drückten ganz fest die Daumen. Aber es half diesmal nichts: "Mir ist ein ganz dummer Fehler passiert", schimpft Franziska immer noch mit sich selber.
Im zweiten Durchgang des Einzelwettkampfes ist stehend zu schießen. Was aber macht Franzi: Sie gibt den ersten Schuss liegend ab, weil sie irgendwie aufgeregt oder weiß der Kuckuck was ist. Der Fehler lässt sich nicht wieder gut machen, zumal sie alle fünf stehenden Schüsse liegend abgibt. Sie wird disqualifiziert, ist damit auch für die Staffel aus dem Rennen. Bundestrainer Remo Krug konnte in dem Moment gar nicht anders entscheiden.
Aber Franziska ist jetzt, wieder in Köthen, schon zu zwei Dritteln darüber hinweg. "Zack, zack", klatscht Vater Wolfgang in die Hände. "Weiter geht es. Keine Müdigkeit." Lauftraining im nahen Busch, Fitness im Keller des neuen Einfamilienhauses oder Roller-Ski auf einer Asphaltbahn. "Die anderen, die kommen alle aus Wintersportorten wie Oberhof oder Villingen, staunen immer, wieso wir aus Köthen, kaum Schnee, kein noch so kleiner Hügel, ganz vorn mitmischen", freut sich Franzi.
"Über meine Qualifikation nach Maine war ich mehr als überrascht", erzählt die Gymnasiastin. Doch erkämpft hat sie sich die selber: Durch ihren Sieg beim Europa-Cup in Altenberg. Den Sprint schaffte sie als Erste. Nach der Verfolgung lag sie auf Rang 2. "Du fährst zur Junioren-WM in die USA" entschied der Bundestrainer. "Es war meine erste WM, mein erster Flug und mein erster Amerika-Besuch" zählt Franzi auf. "Die Amerikaner waren sehr herzlich, begrüßten uns überschwenglich, wünschten uns Erfolg, das war schon riesig", begeistert sich Franziska.
Nächstes Ziel ist klar
Wie geht es jetzt weiter: Als nächstes werden die beiden Zwillinge an der Deutschen Junioren-Meisterschaft in Oberhof teilnehmen. Dann steht ja in der 13. Klasse auch das Abitur an. Beide hoffen, nach dem Abi bei einer "Behörde", wie sie sagen, unter zu kommen. Bundeswehr, Polizei oder Zoll, was es eben so gibt. Damit wäre ihr weiteres Training und nebenher auch eine Berufsausbildung gesichert. Klappt das nicht, so sieht es leider aus, dann könnte das das Ende der sportliche Karriere bedeuten.
Während beide im Winter beim WSV Clausthal Zellerfeld trainieren, auch für ihn an den Start gehen, findet das Sommer-Training in Köthen und konkret zum Beispiel rund um den Edderitzer See statt. Hier wird eine Runde nach der anderen gerollert.
"Angefangen haben wir mit dem Skilaufen als wir noch ganz klein waren", zeigt Stefanie mit der Hand in Tischkantenhöhe. Das war bei der Oma. Dann kamen Familienausflüge in den Harz zum Wintersport. Es folgte ein Zeitungsartikel über den Skiverein in Köthen. "Ja, und dann begann das Training" beendet Stefanie ihren kleinen Überblick der ersten Schritte auf den Brettern.
Training, Schule, WM, bleibt da überhaupt Zeit für Freunde, gar für den einen Freund? "Keine Zeit", antworten beide, fast wie aus dem Gewehr geschossen, dass beim Biathlon zum Einsatz kommt.