Biathlon Biathlon: Henkel genießt ihre Freiheit
BERLIN/ÖSTERSUND/sid - Für den Erfolg geht Andrea Henkel ihre eigenen Wege. Während die deutschen Biathleten beim Weltcup-Auftakt im schwedischen Östersund gemeinsam im Hotel wohnten, zog es die „Grande Dame“ der DSV-Skijägerinnen zu ihrem Freund Tim Burke ins Lager der amerikanischen Mannschaft. „Ich genieße diese Freiheit“, sagt Henkel. Und der Erfolg gibt ihr Recht.
Die 34-Jährige bescherte dem Frauenteam im Jahr eins nach dem Rücktritt von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner mit Platz drei in der Verfolgung die erste Podestplatzierung. Nicht nur sich selbst hat sie damit bewiesen, dass es richtig war, die Karriere bis zu den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi fortzusetzen. „Ich freue mich einfach, dass es schon zum Saisonstart so gut läuft“, sagt die Thüringerin. Hatte sich die Doppel-Olympiasiegerin im Sprint am Samstag noch ein wenig über Platz fünf geärgert („Das Podest war sehr nah“), klappte es einen Tag später mit dem Sprung aufs Podium. „Sie hat toll gearbeitet, Kompliment für ihre Leistung“, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig, der seit vielen Jahren mit der Großbreitenbacherin zusammenarbeitet.
Während die als potenzielle Neuner-Nachfolgerinnen gehandelten Miriam Gössner (Garmisch) und Tina Bachmann (Schmiedeberg) zum Start in den Winter noch nicht überzeugen konnten, war Henkel schon bestens aufgelegt. „Normalerweise brauche ich immer ein bisschen, bis ich richtig in die Saison komme“, sagte Henkel. Doch nach anfänglichen Problemen in der Loipe läuft es nun immer besser. „Step by step ist beim Laufen sicher auch noch einiges drin“, sagte Hönig. Vor allem am Schießstand zeigte die achtmalige Weltmeisterin ihre ganze Erfahrung. Ruhig und diszipliniert brachte sie ihre Schüsse ins Ziel, für Hönig allerdings noch etwas zu langsam: „Sie geht im Moment ganz über die Sicherheit ran, da ist noch Luft nach oben.“ Im Sommer ist die Staffel-Weltmeisterin oft mit der US-Mannschaft unterwegs.
„Am Anfang hatte ich noch Probleme mit der Sprache, mittlerweile funktioniert das alles super“, sagte Henkel, die ihre freie Zeit regelmäßig in Lake Placid in den USA verbringt. Burke hat an der Ostküste bereits ein Haus gekauft, nach der Karriere wird Henkel das heimische Oberhof verlassen und auswandern. Auch weil der 29 Jahre alte Burke weiter mit dem Weltcup-Zirkus um die Welt tourt, setzt Henkel ihre Karriere auch nach 17 Jahren auf höchstem Niveau fort. „Klar ist es schön, wenn wir zusammen unterwegs sind. Zu Hause wartet niemand. Da ist es egal, ob ich 34 oder 36 Jahre alt bin, wenn ich aufhöre“, sagt die Gesamtweltcupsiegerin von 2007.
Die introvertierte Henkel wird sicher nie die Popularitätswerte von Neuner erreichen. Was die Erfolge angeht, muss sie sich aber nicht verstecken und könnte zumindest in der Zeit bis zu den Olympischen Spielen in etwa 14 Monaten die Nachfolge der Ausnahmekönnerin antreten. Die nächste Chance bietet sich am Freitag (14.30 Uhr/ZDF) im Sprint im österreichischen Hochfilzen, das große Ziel ist die WM im Februar in Nove Mesto/Tschechien: „Da würde ich gern noch eine Einzelmedaille gewinnen.“