Biathlon Biathlon: Das Frühstart-Problem von Arnd Peiffer
Oberhof/MZ. - Seit dem Frühjahr hat Arnd Peiffer seinen Wohnsitz zwar in Oberhof, doch auf seine Heimat lässt der Wahl-Thüringer noch immer nichts kommen. "Ich glaube, der Harz wird manchmal ein bisschen unterschätzt", erklärt der 25-Jährige, der bei dieser dezenten Liebeserklärung jedoch ausschließlich an die Möglichkeiten für junge, ambitionierte Skijäger denkt.
"Vernünftige Schneebedingungen, drei hauptamtliche Trainer, zwei Wettkampfstrecken, eine Skirollerbahn, zwei Schießstände", listet Peiffer auf. "Ich hatte dort alles, um meine Sportart gut ausüben zu können."
An eine der beiden Hauptschlagadern des hiesigen Biathlonsports neben Ruhpolding umgezogen ist er trotzdem. Und im ersten Winter nach dem Tapetenwechsel hat der gebürtige Wolfenbütteler nun seinerseits ein Problem: Vor dieser Saison, die für ihn dann auch noch so ungewöhnlich gut begann, ist Deutschlands beständigster Biathlet nicht unter-, sondern womöglich überschätzt worden.
"Er war selbst ein bisschen überrascht, dass er nach dem ersten Weltcup in Östersund schon so viele Weltcuppunkte hatte wie in den vergangenen Jahren immer erst zu Weihnachten", sagt Bundestrainer Mark Kirchner über den als Spätstarter bekannten Peiffer, der in Mittelschweden die Plätze elf, neun und vier belegte, inzwischen aber vor einem Problem steht: Bis Weihnachten kam für ihn nicht mehr viel Zählbares hinzu.
Beim letzten Weltcup im alten Jahr rutschte der Sprintweltmeister von 2011 im Sprint von Pokljuka sogar nur als 73. ins Ziel und erklärte schockiert: "Total indiskutabel. Ich brauche ein bisschen länger, um das zu verdauen." In Oberhof, wo die Männer heute mit ihrem Staffelrennen beginnen und Arnd Peiffer traditionell gute Ergebnisse abliefert, will er nun beweisen, dass er seine Verdauungsprobleme überwunden hat.
Denn grundsätzlich sind Peiffers Voraussetzungen für einen erfolgreichen Winter gut wie nie. Als angehender Bundespolizist mit zahllosen Unterrichtsstunden konnte er sich seinem Sport bis zum letzten Jahr immer nur in den Mittagspausen, an langen Abenden oder voll gepackten Wochenenden widmen. Mitte September 2011 war die Doppelbelastung für Peiffer dann aber für immer passé.
"Er konnte erstmals ohne Ausbildung vom Frühjahr weg komplett trainieren. Außerdem ist er wieder ein Trainingsjahr älter geworden, die Basis noch ein bisschen besser ausgeprägt", fasst Kirchner zusammen - und hofft nun auf die entsprechenden Resultate beim Heimspiel.
Denn zu den optimierten Startbedingungen in diesem Winter gehört auch Peiffers Wohnung in Oberhof. Der Ortswechsel brachte dem redegewandten und im deutschen Biathlonteam sehr angesehenen Norddeutschen wieder mehr Ruhe und deutlich weniger Stunden am Autosteuer ein.
Die vorhandene Zeit vertreibt sich Peiffer gern mal mit Mark Kirchner. In der Mittagspause, zwischen den Trainingseinheiten. Oder ausgiebiger. "Er kommt schon ab und an zu mir nach Hause. Oder ich sitze auf einen Kaffee bei ihm in der Wohnung", erzählt Kirchner, der 60 Kilometer entfernt in Scheibe-Alsbach wohnt.
Bis dato ist es ein gesundes Miteinander: Peiffer ist von Kirchners Trainingsphilosophie prinzipiell überzeugt. Nicht zuletzt wegen seiner kontinuierlichen Fortschritte seit 2009, als es für ihn im Gesamtweltcup von Rang 38 hinauf auf neun, dann auf vier ging - ehe er diesen Platz im letzten Winter bestätigte. Und auf der anderen Seite schätzt der Trainer Peiffer als "eine absolute Führungsfigur im Team.
Auch durch seine Leistungen, aber hauptsächlich durch seine Persönlichkeit und seine Art. Sein Rat wird befolgt", sagt der dreimalige Olympiasieger über Peiffer. Er muss aber noch diese Sorge loswerden: Dass sein "Chef" in diesem Winter zu früh zu gut in Form gekommen sein könnte.