Bayerns grünes Gold - Hopfen in der Hallertau
Kelheim/Wolnzach/dpa. - Sanft schwingen die Hügel zwischen Wolnzach, Mainburg und Kelheim. Hinter Kuppen schauen barocke bayerische Kirchtürme hervor. Sattgrün ist das Land - und voller Hopfen.
Sieben Meter hoch sind die Pflanzen seit Ende April an Stangen emporgewachsen. Gegen Ende August bis etwa Mitte September läuft die Ernte bei den Hopfenpflanzern in der Hallertau. «Dann trägt das ganze Land herbsüßen Duft wie ein gut gezapftes Bier», sagt Stephanie Berger vom Tourismusbüro Hopfenland Hallertau in Kelheim.
Die Erntezeit mit ihren dörflichen Hopfenzupferfesten ist ein guter Anlass für eine Reise in die Hallertau. Die Region im Herzen Bayerns zwischen Ingolstadt und Kelheim gilt mit 14 300 Hektar Anbaufläche als größtes zusammenhängendes Hopfenanbaugebiet der Welt. «Mehr als drei Viertel aller Biere der Welt haben Hallertauer Hopfen in sich», rechnet Christoph Pinzl, Leiter des Deutschen Hopfenmuseums in Wolnzach, vor.
In der Sammlung über das «Grüne Gold Bayerns» erfahren Besucher Geschichtliches und Geschichten rund um die Hopfenpflanze und die Hallertau. «Hopfen und Malz, Gott erhalt's», heißt der traditionelle Wunsch aller Bierbrauer. Hopfen ist für die Brauereien so wichtig wie es sprudelnde Ölquellen für die Weltwirtschaft sind. «Dabei reicht nur ein Gramm Hopfen für einen Liter Bier aus», erklärt Pinzl. Der Inhaltsstoff Lupulin der Hopfendolden ist Bierbrauern in aller Welt wahres Gold wert. «Das gelbe Pulver sorgt für die angenehme Bitternote, fördert die Schaumbildung und wirkt konservierend.»
Bei Verkostungen kommen Besucher des Hopfenmuseums auf den Biergeschmack. Wanderer und Radfahrer erkunden auf dem zwölf Kilometer langen Erlebnispfad «Hopfen und Bier» zwischen Mainburg und Schloss Ratzenhofen die Zusammenhänge zwischen Hopfen, Malz, Hefe und Brautraditionen. Urlauber können auf der «Brauereiradltour im Landkreis Kelheim» 15 Brauereien ansteuern. Auf Nebenstrecken lernen sie gleich drei historische Superlative kennen: Kloster Weltenburg am Donaudurchbruch als älteste Klosterbrauerei der Welt (seit 1050), die Brauerei Schneider in Kelheim als älteste Weißbierbrauerei der Welt (seit 1607) und die Schlossbrauerei in Herrngiersdorf als älteste Privatbrauerei der Welt (seit 1131).
Um braunen Gerstensaft und grünen Hopfen dreht sich fast alles im Ursprungsland des Bieres: Metzger und Bäcker der Hallertau bieten Hopfenwurst und Hopfenbrot an, Apotheker mixen Hopfenkräutertee und Hopfenbadesalz. Und in Mainburg stellt Konditormeister Hans-Peter Lutzenburger nicht nur Hopfendoldenpralinen her, sondern auch Schokolade mit 70 Prozent Kakaoanteil und intensivem Hopfengeschmack. Außerdem produzieren die Lutzenburgers seit 1786 nach geheimen Familienrezepten Hopfenlikör - ein starker Tropfen mit 56 Prozent Alkoholgehalt.
Ein wahres Genussland ist die Hallertau, denn neben Bier und Hopfen locken im Frühjahr Spargel und Erdbeeren aus der Gegend um Abensberg und neuerdings auch der seltene Hopfenspargel Kenner an: Nur wenige Wochen im Jahr können ab etwa Mitte März die aromatischen Hopfensprossen in mühsamer Handarbeit geerntet werden. Die kulinarische Kostbarkeit wird in Hallertauer Gasthöfen während der kurzen Saison als Hopfenspargelsalat und Gemüse aufgetischt.
Informationen für Touristen: www.hopfenland-hallertau.de