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Basketball Basketball: Ein Tigers-Jahr zum Vergessen

26.12.2008, 16:22

ASCHERSLEBEN/MZ/TIG. - So ist es vielleicht Ironie des Schicksals, dass das Jahr 2008 für die Aschersleben Tigers genauso endete, wie es begann. Mit einer Niederlage mit acht Punkten Unterschied, nachdem man sich in der regulären Spielzeit bereits als Sieger fühlte.

So geschah es im Januar des Jahres im kalten Rostock und so endete es am letzten Wochenende bei den Berlin Baskets. Dazwischen lag ein Jahr voller Missverständnisse, Pleiten, Pech und Pannen, das seinesgleichen sucht. Oft war es Unvermögen, oft aber auch unsägliches Pech, welches die Aschersleben Tigers aus der 1. Regionalliga ins Mittelfeld der 2. Regionalliga zurückwarf. Noch heute fragen sich viele ungläubig, wie es dazu kommen konnte. Bereits im Sommer 2007 wurde die Grundlage für einen Umbruch geschaffen, der sich ganz und gar nicht so entwickelte, wie ihn sich das Management der Aschersleben Tigers vorgestellt hat. Fünf Neuzugängen standen sieben Abgänge gegenüber. Ebenso verließ Coach Fritz Espenhahn den Club. Ihn ersetzte Nestor Katsagiorgis. Der Grieche verzeichnete bis zur Winterpause 2007, auch bedingt durch zahlreiche Verletzungen, lediglich drei Siege. Wobei das Spiel der Tigers in der gesamten Saison hauptsächlich durch die drei Amerikaner Bryan Harrison, Eddie Jackson und Dustin Kinney bestimmt wurde.

Und auch zu Beginn des neuen Jahres stellte sich keine Besserung ein. Zum Auftakt ging es zum EBC Rostock, wo die Ascherslebener den Sieg zum Ende der regulären Spielzeit auf der Hand hatten und diesen dann doch in der Verlängerung noch vergaben. Noch schmerzlicher wurde es daheim gegen Itzehoe, wo der Siegtreffer der Gäste erst drei Sekunden vor dem Ende fiel.

Nach einer weiteren bitteren 83:87-Niederlage in Oldenburg wurde Coach Katsagiorgis beurlaubt und der Serbe Nebojsa Grba an seiner Stelle auf die Bank der Salzländer befördert. Doch nach nur einem Training konnte auch er die Pechsträhne der Raubkatzen nicht beenden. Mit der Schlusssirene hatte Dustin Kinney den Sieg für die Ascherslebener in Itzehoe in der Hand, doch sein Ball verfehlte das Ziel und damit auch den dringenden Erfolg. Zu diesem Zeitpunkt gab bei fast acht Punkten Rückstand aufs rettende Ufer kaum noch jemand einen müden Cent auf die Tigers.

Doch ein Lebenszeichen gelang am folgenden Wochenende im heimischen Ballhaus, wo man den Tabellenvierten Magdeburg überraschend mit 87:83 schlagen konnte. Der nächste Sieg folgte nur eine Woche später bei den Central Hoops Berlin, womit man im Lager der Ascherslebener wieder Morgenluft witterte. Dann eine weitere Hiobsbotschaft. Mit Dustin Kinney konnte einer der drei US-Profis die Saison aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden und verließ Deutschland frühzeitig. Jedoch bewegte dies die Tigers zu einer wahren Trotzreaktion. Unterstützt von einem ganzen Fanbus aus Aschersleben, siegten die Ascherslebener beim hohen Favoriten und Tabellendritten Lok Bernau mit 81:66 und hatten damit ihr Schicksal wieder selbst in der Hand. Ein Sieg gegen den MBC zu Hause würde bereits den sicheren Klassenerhalt bedeuten. Doch daraus wurde nichts. Nun mussten die Ascherslebener in den letzten beiden Partien siegen, um in der Liga zu bleiben. Gegen Wolfenbüttel schaffte man es auch und erarbeitete sich mit einem 94:84-Erfolg ein Endspiel beim heimstarken SC Rist Wedel. Doch aus dem "Wunder von der Elbe" wurde eine Katastrophe. Zwar gewannen die Tigers sportlich mit 83:69 beim Favoriten und schafften damit den Klassenverbleib, doch versehentlich wurde Jugendspieler Christian Kregelin, der für elf Sekunden aufs Feld durfte, auf dem Anschreibebogen vergessen. Trotz wochenlanger Proteste der Ascherslebener und sogar der positiven Fürsprache des Gegner entschied die Regionalligaspielleitung auf Spielverlust und die Tigers mussten wegen elf Sekunden und trotz eines deutlichen Sieges in die 2. Regionalliga absteigen. Damit musste in diesem Sommer ein weiterer Neuanfang getan werden.

Nebojsa Grba verließ ebenso den Verein wie Lars Kahnt und Norman Hentschel, die letzten beiden halleschen Spieler des Aufstiegsteams, und die beiden US-Boys Harrison und Jackson. Anstatt dieser altgedienten Spieler wurde im Sommer eine Philosophie der Verjüngung angestrebt. Mit Nándor Kovács wurde zudem ein junger Trainer verpflichtet, der dieses Team in der Zukunft entwickeln soll. Neben Philip Brooks aus Dallas / Texas wurden Thomas Gronwald, Stefan Mähne, Zaher Rafiq-Dost, Sebastian Lindenberg, Allan Nghixulifwa, Fabian Zink und Jens Demuth verpflichtet, wobei die beiden letzteren den Verein im Laufe der Hinrunde bereits wieder verließen. Nach einer tollen Vorbereitung mit Siegen über höherklassige Teams gelang auch ein Saisonauftakt nach Maß. In der ersten Pokalrunde überzeugte man beim sicheren Erfolg über den BBC Halle und auch beim Ligastart verzeichnete man einen sicheren 67:61-Erfolg gegen den starken Aufsteiger Future Berlin. Doch dann kehrte das Pech zu den Tigers zurück. Beim Halleschen SC drohte den Tigers die erste Saisonpleite und dabei zeigte sich die Unerfahrenheit der Tigers. Phil Brooks reagierte nach einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters über und bewarf ihn mit dem Spielball. Dafür wurde er mit einer Sperre von zwei Spielen belegt.

Die Partie gegen den Vorletzten, Lichterfelde, wurde dann aus nicht wirklich schlüssigen Gründen abgesagt, so dass der SV Empor Berlin der nächste Gegner der Ascherslebener war. Und zum Auswärtsspiel gab es tatkräftige Unterstützung. Alonzo Brooks, amerikanischer Center und zuletzt in Ehingen (2. Bundesliga) aktiv, war neu im Team der Ascherslebener und half mit beim 70:63-Erfolg. Die große Überraschung folgte im Heimspiel gegen Cottbus, als man mit einer tollen Leistung und erstmals mit ein wenig Glück einen mehr als überraschenden 77:76-Sieg feierte. Beim Tabellenführer Hermsdorf bot sich die Chance, sich wieder ins Titelrennen zurückzubringen, doch gegen die starken Berliner reichte es nicht ganz und der Punkt ging an die Hauptstädter.

Einen Kantersieg gab es dann gegen das Schlusslicht aus Brandenburg. Mit 111:51 wurde der Gegner aus der Ballhaus-Arena gefegt. Ein wahres Highlight bot sich den Fans dann zum letzten Heimauftritt. Die BSW Sixers aus der 1. Regionalliga waren zur zweiten Pokalrunde angereist. Leider reichte den Gästen eine überlegene Phase im zweiten Viertel, um den Sieg zu erringen. Dennoch war dies ein absoluter Höhepunkt des Sportjahres in Aschersleben. Zum Ende schloss sich nun der Kreis. Leider negativ für die Tigers. Denn das Jahr endete bei den Berlin Baskets, wie es begonnen hatte. Lange führten die Ascherslebener in Berlin und hatten den Sieg und damit den Sprung in die Spitzengruppe schon in der Hand, doch 2,8 Sekunden vor dem Ende gelang den Hausherren der Ausgleich. In der Verlängerung verspielten die Ascherslebener dann den Sieg und damit die wohl letzte Chance auf den Aufstieg. Ein Jahr voller Pech und Unvermögen geht zu Ende, wobei ersteres deutlich überwog.

"Wir haben unsere eigenen Ziele leider nicht voll erfüllen können. Wir haben uns als Team zwar verbessert und uns gesteigert, jedoch sind wir noch nicht so weit, um ganz oben mitzuspielen. Innerhalb der Saison mussten wir durch Kaderveränderungen dann auch noch das Konzept umstellen. Das Ziel für die neue Saison ist es, uns als Team weiterzuentwickeln, denn man darf auch nicht vergessen, dass unsere Mannschaft sehr jung ist. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Wo wir dann landen, werden wir sehen. Ich möchte dies nun an keinem Tabellenplatz festmachen", so Trainer Nándor Kovács.