Badminton Badminton: Federballer feiern runden Geburtstag
Wittenberg/MZ/tt. - Schwager lachend: "Wir kannten damals noch nicht einmal die Regeln. Zwei Schausteller, die selbst aktiv bei Post Berlin auf Punktejagd gingen, haben uns aus der Patsche geholfen."
Federball war für die Piesteritzer nie eine Randsportart. Die Abkürzung des DDR-Dachverbandes lautete DFB, mit der Vision, dem "großen Bruder" Fußball ebenbürtig zu sein, starteten die Betriebssportler durch. Kleemann rückblickend: "Sport treiben war in den 50er Jahren ein zeitintensives Hobby. Sonnabends wurde noch gearbeitet, am Sonntag fuhren wir zu den Punktspielen." Als härtester Konkurrent entpuppte sich zunächst Stadtrivale Einheit Wittenberg. Nach einem Lehrjahr feierten die "Chemiker" am 13. Juni 1958 Sieg Nummer eins (10:1) gegen Einheit.
Unter dem ersten Sektionsleiter Heinrich Neumann ging es jetzt steil bergauf. Bei der Bestenermittlung des Bezirkes Halle im gleichen Jahr standen die Piesteritzer erstmals auf dem Treppchen, Freundschaftsspiele in Oberhausen oder Mönchengladbach folgten. Schwager: "Damals haben wir uns Dunlop-Schläger aus dem Westen mitgebracht. Später mussten wir auf russische Modelle umsteigen." Republikweit bekannt wurden die "Chemiker" ein Jahr später. Roswitha Christoph und Reinhard Schwager gewannen beim Turn- und Sportfest in Leipzig die Goldmedaille im Doppel, der inzwischen von der BSG Einheit nach Piesteritz gewechselte Knut Spiegel Bronze im Einzel.
Mit der Gründung der Bezirksklasse Halle am 11. Oktober 1959 gehörten die Betriebssportler aus der Lutherstadt schnell zu den Besten im heutigen Land Sachsen-Anhalt. Meistertitel schmückten die Vereinsvitrine, Berufungen in die Bezirksauswahl gehörten zum Standard. Schwager: "Der Erfolg in den kommenden Jahren basiert mit Sicherheit darauf, dass wir immer starke Frauen in unseren Reihen hatten. Bei gemischten Teams ist dies dringend notwendig."
Mit den starken Frauen kamen die ganz großen Erfolge. Von 1963 bis 65 gaben die Lutherstädter in der Oberliga mit den Ton an, nach dem Abstieg folgten noch zwei Jahre DDR-Liga. Aufgrund des Weggangs von mehreren Leistungsträgern ging es mit den Piesteritzern in der Folgezeit wieder bergab. Im Bezirk Halle spielten sie zwar weiter eine gute Rolle, doch die Zeit von nationalen Ehren war vorbei. Heute gehören noch etwa 20 Mitglieder der Badminton-Abteilung an, Chef ist Martin Gruner. Schwager mit Blickrichtung Kleemann: "Hans hat die Sektion in vielen schwierigen Situationen am Leben erhalten. Es ist ganz einfach sein Verdienst, dass heute in Piesteritz noch Federball gespielt wird."
In den Kreis der Geburtstagsgratulanten reihte sich auch der Landesverband ein und schenkte den Grün-Weißen zwei Landespokal-Halbfinale. Am Sonnabend um 9 Uhr kämpfen die Frauen in der Turnhalle "Pappelbrücke" um den Einzug in das Endspiel, einen Tag später (9 Uhr) messen die Herren aus Lichterfelde, Greppin, Coswig und Piesteritz ihre Kräfte. Kleemann: "Unsere Chancen, als Gastgeber das Finale zu erreichen, sind eher gering."